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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Erleichterung stellte er jedoch keine entsprechende Frage, sondern sagte: »Ich fürchte, es wird noch lange dauern, bis Aisha aus dir eine Tänzerin macht - falls es ihr überhaupt je gelingt. Du warst einfach zu lange mit diesen ungewaschenen Rittern zusammen.«
    Robin ignorierte seine Worte. »Warum ich? Was wollt Ihr… ausgerechnet von mir?«, murmelte sie.
    »Der Ring«, entgegnete Sheik Sinan ernst.
    »Der Ring?« Robin hob zögernd die Hand und drehte den goldenen Ring an ihrem Finger. Ihr eigenes Blut war in die eingravierten Schriftzeichen gedrungen und hob die verschlungenen Buchstaben deutlicher hervor, sodass sie ihr plötzlich wie ein Fluch vorkamen.
    »Aber was… bedeutet das?«
    »Dort steht mein Name«, antwortete Harun. Er lächelte flüchtig.
    »Und da du diesen Ring trägst, muss du wohl mein Eigentum sein. Niemand würde es wagen, ihn zu fälschen, glaube mir.«
    »Aber…«
    »Und du hast es die ganze Zeit über gewusst, nicht wahr?«
    Harun und Robin wandten im selben Moment die Köpfe um. Ein ärgerlicher Ausdruck huschte über Haruns Gesicht, während Robin etwas länger brauchte, um die Stimme als die Omars zu erkennen.
    »Omar?« Sie stand auf. Harun machte eine Bewegung, wie um sie daran zu hindern, zuckte aber dann nur mit den Schultern und erhob sich ebenfalls. Wieder fiel ihr auf, wie unglaublich elegant und lautlos sich dieser Koloss von einem Mann zu bewegen imstande war; nur dass seine Eleganz jetzt von einer anderen Art zu sein schien als die, die ihr schon in Omar Khalids Haus an ihm aufgefallen war.
    Omar hatte sich zitternd auf die Knie hochgestemmt, als sie und Harun zu ihm traten. Er streifte Harun nur mit einem flüchtigen Blick und starrte dann Robin an. Sein Gesicht war eine Maske aus Schmerz und Leid und das, was sie in seinen Augen las, ließ sie innerlich erschauern.
    »Du hast es die ganze Zeit über gewusst, nicht wahr?«, wiederholte er bitter. »Ihr kennt euch. Ihr habt euch schon immer gekannt. Ist es nicht so? Hat es dich amüsiert?«
    »Was?«, flüsterte Robin.
    »Gestern Nacht. Hast du still vor dich hingelacht, nachdem ich gegangen bin? Hast du dich über den Narren lustig gemacht, der vor dir im Staub gekrochen ist und bereit war, sein Leben für dich wegzuwerfen?«
    »Aber ich wusste doch nicht…«, setzte Robin an.
    »Hör auf!«, unterbrach sie Omar. Er deutete mit seiner blutverschmierten Hand auf die Toten, die den Sand ringsum bedeckten.
    »Ich hoffe, du bist zufrieden. Die wenigen, die treu zu mir gestanden haben, sind tot, aber du lebst, und das, obwohl du Männerkleidung getragen hast und von den anderen nicht zu unterscheiden warst. Sie haben dich verschont. Mach mir nichts vor!«
    Robin schwieg betroffen. Sie wollte widersprechen, aber sie fand nicht die richtigen Worte. Zugleich war sie auch zutiefst verletzt, dass der Mann, der ihr ewige Liebe geschworen hatte, ihr einen solchen Verrat zutraute. Andererseits - wie konnte er etwas anderes vermuten? Sie wusste ja längst selbst nicht mehr, was und vor allem wem sie noch glauben konnte.
    Harun hatte bis jetzt schweigend zugehört. Nun trat er an Omars Seite und sah mitleidlos auf ihn herab. »Für einen Mann, der versucht hat, mir mein eigenes Eigentum zu verkaufen, der nun vor mir am Boden liegt wie ein Wurm, den ich unter dem Absatz meines Stiefels schon zur Hälfte zerquetscht habe, für einen solchen Mann nimmst du den Mund immer noch ganz schön voll, finde ich. Was ist das - Mut oder einfach nur Unverfrorenheit? Oder Verzweiflung?«
    Statt zu antworten, griff Omar blitzschnell nach dem Dolch, den er unter seinem Gürtel verborgen trug. Noch ehe er dazu kam, Harun anzugreifen, machte der vermeintlich so schwerfällige Mann einen Schritt zur Seite und trat Omar aus der gleichen Bewegung heraus mit solcher Gewalt vor die Hand, dass Robin hören konnte, wie Knochen brachen. Der Dolch flog in hohem Bogen davon, und Omar krümmte sich wimmernd und presste die gebrochene Hand gegen den Leib.
    »Soll ich ihn töten?«, fragte Faruk.
    Harun winkte ab und beugte sich spöttisch zu Omar hinunter. »Das Morden solltest du den Mördern überlassen, mein Freund«, sagte er.
    »Ich erdumme mich schließlich auch nicht, mich im Sklavenhandel zu versuchen. Ein sehr weiser Mann hat einmal gesagt, jeder werde mit der Fähigkeit geboren, eine einzige Sache außerordentlich gut zu können, aber die Tragödie des Lebens sei, dass die meisten niemals herausfinden, was ihre Begabung ist. Ich bin von Allah mit

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