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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Wo ist Asroth?«
    Der Name hallte hohl in dem großen Saal wider. Pelides schüttelte lediglich den behelmten Kopf.
    Mit einem Wutschrei wirbelte Olin auf dem Absatz herum und hieb sein Schwert herab. Ein schwerer Eichensessel spaltete sich unter diesem heftigen Schlag. Verwünschend stieß Olin die Namen hyborischer und shemitischer Götter hervor, dann warf er den Kopf zurück und brüllte zur Decke empor: »Wo bist du, du stinkender …«
    Er fing sich. Mit eisernem Willen beherrschte er seine Wut.
    »Es hat keinen Sinn«, keuchte er, »zu wettern und zu toben. Was hatte ich denn erwartet? Ahnten wir nicht alle, dass Asroth die Stadt verwüsten würde?«
    Etwas ruhiger schritt er auf seine Begleiter zu und blickte Pelides an. »Ihr habt Euch getäuscht – er ist nicht hier. Er ist geflohen. Hat er gefunden, was er hier suchte?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ihr habt ihn besser gekannt als jeder andere!«
    »Was zählt das jetzt schon? Doch Ihr könnt sicher sein, dass er mit uns noch nicht fertig ist.«
    »Nein. Nein!« Olin schaute sich um wie ein gestelltes Raubtier, zitternd vor Verlangen zu töten, das zu zerfleischen, was für seine Wunden verantwortlich war. »Nein, er ist nicht hier. Mein Schwert würde es spüren.«
    »Ich kann Euch nicht beraten«, murmelte Pelides.
    Neuer Zorn flammte bei dieser gleichmütigen Bemerkung in Olins Augen auf. Doch wieder fasste er sich und schaute sich im Thronsaal um. »Sucht ihn!« wandte er sich an alle. »Befragt, wen ihr findet, durchsucht jedes Haus. Jemand muss ihn doch beim Verlassen gesehen haben! Wohin mag er sich begeben haben, Pelides?« Wieder wandte er sich dem Herzog zu. »Zurück in seine Festung?«
    Pelides zuckte die Schulter.
    Sonja fragte sich, ob Pelides sich mit voller Absicht unwissend stellte. Irgendwie fühlte sie, dass er mehr wusste, als er eingestand. Sie wurde unruhig. Hier konnte nichts erreicht werden. Weiter herumzustehen, den heftigen Worten und Überlegungen zu lauschen, war sinnlos. Sie stahl sich rückwärts aus dem Thronsaal, während Olin, so ruhig er konnte, laut darüber nachdachte, welche Möglichkeiten er hatte, was er tun könnte, was er tun sollte.
    Sie schritt durch den Korridor und den Portikus. Die Mittagssonne brannte heiß, doch eine Brise linderte die Hitze. Die Armee war nirgendwo zu sehen. Zweifellos plünderten die Söldner, und die Soldaten führten ihren Auftrag durch, ein Auge auf sie zu haben. Sonja empfand es als unhaltbare Lage, die ihr gar nicht gefiel.
    Suthad wirkte öde und trostlos. Nie hatte sie eine Stadt wie diese gesehen. Sie erweckte den Eindruck, als wären ihre Mauern und Häuser Trugbilder zwischen den kothischen Wiesen und Äckern, doch unbewohnt, seelenlos.
    Irgendwo in der Ferne brüllten Söldner, und Hufschlag war zu hören. Doch auf dem Hauptplatz lagen nur die Leichen der Gefallenen und nichts deutete auf Leben hin. Die Brise verfing sich an einem offenen Fensterladen und schloss ihn geräuschvoll. Ein Hund schlich durch eine abzweigende Gasse. Sie sah seinen Schatten auf den Pflastersteinen …
    Nein, kein Hund!
    Angespannt beobachtete Sonja den Schatten, als er um eine Ecke bog. Ihm folgte eine graue Gestalt, die sich von ihr entfernte und sich dicht an die Hauswand drückte.
    Unwillkürlich erschauderte Sonja, aber sie machte sich daran sie zu verfolgen.
    Es war keine große Gestalt – dem Gang nach ein Mann. Er trug eine einfache graue Kutte, wie sie sie an Priestern, Einsiedlern und auch Zauberern gesehen hatte. Er schien auf nichts ringsum zu achten; trotzdem stahl er sich dahin, als wäre er auf der Flucht.
    Jetzt rannte sie die Freitreppe hinunter und brüllte:
    »Bleibt stehen!«
    Der Mann eilte weiter. Entweder achtete er nicht auf ihren Ruf, oder hatte ihn nicht gehört. Sonja rannte quer über den Platz. Die Gestalt schlich an einem zweiten Haus vorbei und auf eine weitere Gasse zu.
    »Halt!«
    Der Mann in Grau verschwand in der Gasse und nahm seinen Schatten mit sich.
    Sonja zog ihr Schwert und begann zu laufen. Sie erreichte die Gassenmündung, schaute hinein und sah den Grauen, der sich an ihrem anderen Ende von einem Lichtrechteck abhob.
    »Bleibt stehen! Seid Ihr taub oder ein Feigling?« Mit der blanken Klinge in der Rechten schritt sie wachsam auf ihn zu.
    Der Mann im grauen Umhang – denn es war keine Kutte, wie sie nun sah – drehte sich jetzt zu ihr um. In der dämmrigen Gasse glühten seine Augen gelb, als er ihr entgegenblickte und wartete.

 
     
5.
LEGIONEN AUS DER

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