Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
Vom Netzwerk:
warteten, das war sicher. Aber befanden sie sich in der Stadt oder fern im Westen? Olin gab seinem Pferd die Fersen, bis er weit vor Pelides, Sonja und Allas ritt. Der Herrscher von Suthad suchte forschend die Gegend in alle Richtungen ab, hielt Ausschau auf Hängen, Feldern und Wiesen nach einem möglichen Hinterhalt von Asroths zauberbewegten Streitkräften.
    Doch noch rührte der Hexer sich nicht, aber gewiss lag er auf der Lauer.
    Sonjas Anspannung wurde schlimmer, als sie sich allmählich der Stadt näherten. Schweiß sammelte sich unter ihrer leichten Schuppenrüstung. Suthad war nun deutlich zu sehen. Niemand stand auf ihren Mauern, kein Geräusch drang durch ihr Tor. Suthad war geschändet, war tot. Jeden Augenblick erwartete Sonja einen Angriff. Sie glaubte bereits zu spüren, wie die Erde unter ihren Hufen ‚erzitterte, wie ein gespenstischer Wind Sturmwolken herbeitrieb, und sie vermeinte, von überall richten sich Geisteraugen auf sie …
    Doch keine Phantome verhinderten ihre Annäherung, kein Asroth stand auf der Mauer und sprach mit heftigen Gesten Beschwörungen, keine Zauberlegionen eilten ihnen entgegen, keine unwirklichen Krieger begegneten ihren Schwertern mit Blitzen, keine Ungeheuer, keine Geister, nichts …
    Nur eine Stadt mit offen stehendem Südtor – so wie Olin es mit seinen Leuten auf ihrem bitteren Rückzug vor vielen Tagen verlassen hatte.
    Olin ließ seine Armee anhalten, als sie die Mauer erreichten. Mit gezogenem Schwert ritt er voraus. Sonja wartete neben Pelides. Ihr Pferd schnaubte, als behage ihm etwas im Wind nicht. Angespannt blickte sie auf den schwarzen Helm, doch Pelides schaute geradeaus, die Augen auf Olin gerichtet.
    Jeden Augenblick glaubte sie ein Schreckgespenst auf Olin herabstürzen zu sehen, doch ungehindert ritt er wachsam zum Tor und hindurch, verschwand hinter der dicken Steinmauer und kehrte wenige Herzschläge später zurück, um seiner Armee das Zeichen zum Vormarsch zu geben. Trompeten schmetterten, und der stumpfe Schlag Tausender von Hufen wogte Suthad entgegen, langsam und unkriegerisch.
    »Asroth ist nicht hier«, sagte Olin zu Pelides.
    »Da wäre ich nicht so sicher.«
    »Gewiss hätte er uns seine Anwesenheit doch kundgetan!« gab Olin zu bedenken.
    »Eine Falle!« meinte Sonja.
    Olin zuckte die Schultern. »Das glaube ich nicht. Vielleicht hat er gefunden, weshalb er hierherkam. Möglicherweise kämpften wir unnötig, warben nutzlos Söldner an …«
    Seine Tausende von Soldaten und Söldnern folgten ihm in die Stadt. Überall waren Spuren der Vernichtung zu sehen, doch war die Stadt nicht, so menschenleer, wie Olin angenommen hatte. Es gab durchaus Überlebende: alte Leute, Kinder und verwundete Soldaten. Doch aus ihrer aller Augen sprach der Wahnsinn, und ihre Bewegungen gemahnten an lebende Tote. Dieser Rest der Bevölkerung einer einst blühenden Stadt saß auf den Ziegeln versiegter Brunnen, auf steinernen und hölzernen Bänken in Höfen und auf öffentlichen Plätzen. Greise kauerten sich wie verstörte Käfer in grauen Gruppen zusammen. Eine alte Frau humpelte mit ausgestrecktem Arm über das Kopfsteinpflaster, stieß leise Lockrufe hervor, um nichtvorhandene Hühner mit Körnern zu füttern, die sie gar nicht hatte. Kinder hockten in Ecken oder auf niedrigen Bäumen in Hausgärten. Sie knurrten und spuckten auf die vorüberreitenden Krieger hinunter – auch ihr Verstand war getrübt. In der Stadt zurückgebliebene Soldaten schlurften mit zerbrochenen Klingen wie Zombies durch die Straßen.
    »Haben sonst – keine überlebt?« fragte Olin stockend. Er schluckte, und seine Hände um die Zügel zitterten. »Suthad so sehen zu müssen …«
    Er wendete sein Pferd scharf zum Hauptplatz. Einer seiner Hauptleute ritt auf ihn zu. Er salutierte und meldete: »Die Söldner brummeln, mein Lord. Sie erwarteten eine Schlacht und nun findet kein Kampf statt. Jetzt fragen sie, ob sie überhaupt bezahlt werden.«
    »Behaltet sie im Auge«, wies Olin den Offizier an. »Sie wollen Beute. Gestattet ihnen in den zerstörten Häusern zu plündern, doch keinesfalls dürfen sie Hand an die Überlebenden legen.«
    »Jawohl, mein Lord.«
    Allas trottete neben Sonja und deutete auf ein prächtiges Kuppelbauwerk vor ihnen. »Das ist Lord Olins Palast«, erklärte er ihr.
    Sonja warf nur einen flüchtigen Blick darauf. Der Anblick der toten Stadt hatte sie zutiefst erschüttert. »Wie viele Menschen lebten in Suthad vor Asroths Überfall?« fragte

Weitere Kostenlose Bücher