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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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hatte.
    »Habt Ihr an Euren Vater gedacht?«
    Sie blickte Olin an. Seine Stimme war ruhig – mitfühlend. Sonja spürte, wie ihre Augen sich in Erinnerung verschleierten. »Ja«, antwortete sie leise. Sie wich Olins Blick aus und schaute wieder auf die Straße. Verlegen warf sie das Haar zurück. »Ja. An meinen Vater.«
    »Ist Euer Schwert von ihm?«
    Sonja nickte.
    »Edler hyrkanischer Stahl«, sagte Olin bewundernd.
    Sie erreichten den Wald, kurz ehe die Dämmerung der Nacht wich, und lagerten dort. Der Himmel war klar und wolkenlos, die Luft lind, die Sterne leuchteten herab und woben Silbermuster auf den Moosboden. Das ungute Gefühl, der heimliche Einfluss von Zauberei und finsteren Kräften, die die Armee auf dem Ritt begleitet zu haben schienen, machten sich nun irgendwie nicht mehr bemerkbar.
    Es war unerklärlich, aber Sonja spürte es, genau wie Olin und die Männer um ihn. Während die Soldaten ihre Zelte aufschlugen, Feuer machten und die Wachen ihre Posten bezogen, wanderte Olin hin und her, und es sah aus, als versuche er etwas in der Luft zu schnuppern.
    »Fühlt Ihr es?« wandte er sich an Herzog Pelides, und Sonja, die in der Nähe stand, hörte es.
    »Ein Schleier wurde zurückgezogen«, antwortete die hohl klingende tiefe Stimme. »Oder eine Tür geöffnet.«
    Olin blickte am Waldrand entlang und suchte in der Dunkelheit nach Suthad. »Dort liegt die Stadt«, murmelte er. »Nur können wir sie nicht sehen. Keine Lichter … Kein Leben …« Er wandte sich plötzlich wieder Pelides zu und fragte ungewohnt heftig: »Was hat er getan, Pelides? Was hat er getan?«
    Pelides antwortete nicht.
    »Ich kann Suthad nicht sehen. Hat er die Stadt völlig vernichtet?« Zorn zitterte in Olins Stimme. Er ballte die Fäuste.
    »Er ist nicht fort«, sagte Pelides düster.
    »Es ist eine Falle …«
    Der Herzog schüttelte die Schulter. »Ich glaube nicht. Ich kenne dieses Gefühl von früher. Asroth ist noch hier. Er hat lediglich etwas wie eine Decke über sich gezogen. Auch wenn wir uns jetzt leichter fühlen, hat sich an seiner und der Anwesenheit seiner Zauberei nichts geändert.« Seine düsteren Worte trugen die Überzeugung bitterster Erfahrung mit sich.
    Olin schritt allein in die Nacht, um seinen Gedanken nachzuhängen und seinen Grimm zu bezwingen. Sonja blickte ihm kurz nach, dann wandte sie sich an Pelides.
    »Es ist, als hätten die Wolken sich verzogen. Seid Ihr sicher, dass Asroth noch da ist?«
    Pelides lachte rau. »Asroth vermag selbst die Sinne zu lenken. Seid sicher, wenn es außen ruhig ist, herrscht innen Tumult.«
    Er drehte sich auf dem Absatz und verließ sie. Nachdenklich schaute Sonja auch ihm nach. Die Nacht war sternenklar und das Licht der Himmelskörper fast so leuchtend wie Tautröpfen, die in der Sonne glitzern.
    Wie jene, die vor zwei Tagen in der Sonne geglitzert hatten, erinnerte sie sich, vor dem Sturm der Geflügelten …
     
    Am Vormittag des nächsten Tages sichteten sie Suthad.
    Die Stadt erhob sich von einem Berg. Sie war mit lichten Wäldern umgeben und fruchtbarem Weide- und Ackerland, und mächtige Mauern schützten sie. Nichts wies daraufhin, dass es Leben in ihr gab.
    »Sie ist, wie wir sie verlassen haben«, sagte Olin. »Genauso trostlos …«
    Sonja fühlte die Anspannung und Besorgnis in ihm, als er sich im Sattel nach vorn neigte, die Hände um die Zügel verkrampft, den Kopf der Stadt zugewandt, wachsam nach Zauberei Ausschau haltend und lauschend. Es war ein stiller Vormittag. Keine Wolken trieben über den tiefblauen Himmel. Keine Vögel rührten sich. Die Felder waren verlassen, Pflüge lagen mitten im Acker, genau wie Harken und Pflanzhölzer, die den Händen entglitten waren.
    »Wir haben diesen Weg nach dem Verlassen der Stadt genommen«, erklärte Olin Sonja. »Und bis zum Wald gegen Geister gekämpft …«
    Weit im Westen grollte plötzlich Donner, als erwache ein Drache und räkele sich nach langem Schlummer. Allas, der dicht hinter Olin und Pelides ritt, bemerkte abwesend: »Ein Gewitter.«
    Olin schüttelte den Kopf, und Pelides, den diese Worte aus irgendeinem Grund aufrüttelten, drehte sich zu Allas um und lachte abfällig. Allas kam sich dadurch wie ein Dummkopf vor.
    Noch einmal grollte der Donner weit im Westen, als wollte er dem Jungmann klarmachen, dass es wirklich kein Gewitter war. Allas wandte sich Tias zu. Ihre Augen schienen durch ihn hindurchzublicken. Ganz leicht tupfte sie einen Finger auf seinen Arm.
    Asroth …
    Seine Legionen

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