Der Ring von Ikribu
Pferde. Dann setzten sie sich nebeneinander, und Olin gestand ihr seine Liebe. Sie entgegnete, dass sie nie einen Mann zu lieben imstande wäre, dass sie eine Vision gehabt hatte und dass nur der Mann, der sie im Fechten besiegt hatte, das Recht, sie zu besitzen, fordern könnte. Olin stand auf, lachte, zog sein Schwert und verlangte, dass Sonja gegen ihn kämpfe. Sie zauderte, doch Olin bestand darauf. Er drängte und reizte sie, bis sie wütend wurde, ihr Schwert zog und neben ihrem Lagerfeuer mit ihm kämpfte.
Doch kaum hieben sie aufeinander ein, da verwandelte sich Olin. Ein blaues Leuchten war um ihn, und Sonja spürte, dass sie gegen sein Schwert nicht ankam. Olin wurde zu einem göttlichen Wesen, halb Mann, halb Frau und mehr als beides – ein strahlendes Wesen voll Zärtlichkeit, Stärke und Verständnis. Das Schwert entglitt ihrer Hand, und sie schrie glücklich auf. Da nahm Olin wieder seine ursprüngliche Gestalt an, doch er hatte wieder beide Beine aus Fleisch und Blut. Er nahm Sonja an der Hand und führte sie zum Lagerfeuer zurück.
Die Wiesen und Wälder um sie verwandelten sich nun ebenfalls. Die Bäume wurden größer und dichter und das Laubwerk schwärzer. Kein Sternenlicht, kein Mondschein drang durch die breiten Kronen. Der Grasboden, auf dem Sonja und Olin ruhten, wurde weich und feucht, und bald lagen sie im Sumpf. Sonja hörte seltsame Geräusche um sich. Das Lagerfeuer war nur ein schwacher Schutz gegen die alles einhüllende Finsternis und das Gefühl des Bösen in der Luft.
Doch Olin versicherte ihr, dass ihre Liebe sogar das Übel dieses Landes zu überwältigen vermochte. Er liebkoste sie, zog ihr die Kleidung aus und dann seine eigene. Dann küsste er sie leidenschaftlich und anhaltend, und sie drückte ihn heftig an sich und zitterte am ganzen Körper. Ihr Lagerfeuer schien zunehmend heller zu brennen. Es vertrieb die Finsternis und die unheimlichen Geräusche und leuchtenden Augen, die ringsum gelauert hatten. Immer wieder beteuerte Olin ihr seine Liebe, und Sonja spürte, wie es ihr heiß wurde, wie ihre Muskeln sich spannten und entspannten in ihrer Leidenschaft. Wie war es, geliebt zu werden? Sie rief Olins Namen und hielt ihn ganz fest, wollte ihn nie wieder von sich lassen, und auch er rief ihren Namen, leidenschaftlich, liebevoll und …
»Sonja!«
… und Olin stand auf …
»Sonja! Ihr Götter – wach auf, Sonja!«
Sie öffnete die Augen und spürte das Entsetzen in der Stimme. Es war nicht Olins.
»Sonja, bitte, wach auf!«
Es war Tias. Sonja starrte dem Mädchen ins Gesicht. Sofort legte sie die Hand um den Schwertgriff.
»Was – was ist los, Tias?«
»Sonja! Schau!«
Das Mädchen deutete auf den Sumpf. Sonja setzte sich auf und schaute. Tief im Sumpfwald, in der Richtung, aus der sie gekommen waren, bewegte sich etwas: Lichter! Dutzende gelber Lichter.
»Fackeln!« rief Tias. »Jemand kommt!«
»Nein, keine Fackeln«, murmelte Sonja. »Lauf zu Allas zurück.«
Tias rannte. Sonja stand auf und ging zu Som, der schnarchend an seinem rauchenden Feuer lag.
»Som!« Sie trat nach seinem Bein. »Wacht auf, verdammt!«
Er fluchte bildhaft, setzte sich auf und starrte Sonja mit schlafverquollenen Augen an. »Verdammt! Oh - Sonja!« Sofort sprang er hoch, rückte seine Rüstung zurecht und den Waffengürtel. »Was gibt es?«
»Seht selbst!«
Er schaute in die angedeutete Richtung und sah die gelben Lichter durch den Wald kommen.
»Fackeln?«
»Nein, Som, Stygier. Olin und ich – wir kämpften bereits gegen einige von ihnen. Ihre Lagerfeuer folgten uns, seit wir diesen Feldzug begannen. Sie sind Zauberer – Kultanhänger.«
Som fluchte heftig. »Weckt die Männer!« brüllte er.
Er und Sonja machten hastig die Runde im Lager, rüttelten die Männer wach, schrien, dass der Tod drohte, um sie schneller zu sich zu bringen.
Neue Geräusche drangen aus dem Sumpfland zu ihnen: das Platschen von Schritten im Wasser, das Quatschen von Stiefeln im Schlamm. Und die Lichter - die Augen, die glühten und einen gelben, dunstig wirkenden Schein vorauswarfen …
Sonja und Som standen mit blanken Klingen, und dreißig Männer folgten ihrem Beispiel. Allas und ein paar weitere Verwundete konnten nichts tun, als an ihren Feuern abzuwarten.
Gestalten kamen aus dem Wald in Dreierreihen – etwa dreißig Männer insgesamt. Stumm stellten sie sich vor Sonja und dem Rest von Olins Armee auf. Der vorderste Stygier trat näher. Er war ein kleiner Mann, die Hände in den Ärmeln
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