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Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche

Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche

Titel: Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Vazquez Montalban
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Das goldbraune Mädchen war von dem Katamaran aus ins Wasser getaucht. Der olivhäutige Mann mit der Glatze ruderte energisch mit den Armen, um in ihre Nähe zu gelangen, ihre Rückkehr zur Oberfläche mitzuerleben und den Glanz des nassen, von Wasser und Sonne gesprenkelten Fleisches zu überraschen. Die Helligkeit der Mittagssonne war gnadenlos. Der olivhäutige Mann mit der Glatze richtete sich auf, stellte fest, daß die Wellen ihm kaum Deckung boten, und schaute sich nach seiner Familie am Strand um. Eine würfelförmige Frau schrubbte energisch einen Jungen. Er konnte seine visuelle Jagd ungestraft fortsetzen und wandte sein Gesicht dorthin, wo er das goldbraune Mädchen verlassen hatte. Sie entfernte sich auf dem Rükken schwimmend von dem verankerten Katamaran, der im ruhigen Wasser dümpelte.
    In diesem Augenblick entdeckte er einen Körper, der im Wasser schwamm und an den Katamaran angedockt schien: zweifellos ein Begleiter des goldbraunen Mädchens, den er bis jetzt noch nicht bemerkt hatte. Aber nichts hielt ihn davon ab, sie weiter zu betrachten. Niemand konnte ihm verbieten, sie anzusehen und seine Netzhaut an dem wohlgeformten, von Sonne und gleißender Helligkeit belebten Fleisch zu sättigen. Er teilte seinen Blick zwischen dem Mädchen, das launische, unvorhersehbare Bahnen durchs Wasser zog, und dem reglosen Körper, der immer noch, Gesicht nach unten, im Wasser lag und hartnäckig an dem vertäuten Katamaran haftete. Allmählich erschien ihm diese Ausdauer übertrieben und gegen alle Gesetze der Atmung. ›Aber es gibt Leute, die viel aushalten‹, sagte er sich. ›Und ich werde mich nicht zum Trottel machen und Alarm schlagen, nur damit der Typ danach frisch und munter aus dem Wasser springt und das Mädchen mich auslacht.‹ Das Mädchen kehrte zurück. Sie kraulte so mühelos, als gleite sie auf einer Schiene, die sie zuvor über die Wellen gelegt hatte. Einen Meter vor dem Katamaran hielt sie inne und betrachtete argwöhnisch, überrascht die Beharrlichkeit des Körpers, den nur das sanfte Hin und Her der Wellen bewegte. Sie schaute sich nach Beistand um und entdeckte den kahlen, olivhäutigen Mann, der die Szene aus etwa zwanzig Meter Entfernung beobachtete. Bestätigt durch seine Anwesenheit, näherte sie sich dem Körper. Als sie ihn mit der Hand berührte, löste sich der seltsame Schwimmer mit der Folgsamkeit eines Toten von dem Katamaran. Das Mädchen wandte sich zu ihrem Beobachter um und rief etwas in einer fremden Sprache. Dieser zögerte nicht und sorgte für rasche, präzise Schwimmzüge, um sie mit der Promptheit zu erreichen, die einem so herrlichen Mädchen zustand. Die Eindeutigkeit des entseelten Körpers gewann die Oberhand über das Goutieren der Frau. Der kahle, olivhäutige Mann schob den Körper schwimmend vor sich her zum Strand, bis er Boden unter den Füßen hatte, und schleppte ihn dann weiter, gefolgt von dem Mädchen, das nicht aufhörte zu schreien. Die Schreie öffneten erwartungsvolle Gassen im Gewimmel der Schwimmenden und derer, die auf dem Sand Schweiß absonderten oder trockneten. Einige Schwimmer versuchten, dem kahlen, olivhäutigen Mann seine Hauptrolle streitig zu machen, aber er hielt seine Trophäe fest mit dem Arm, den er dem Toten unter den Achseln durchgeschoben hatte.
    Am Strand angekommen, hoben sie den Körper zu viert aus dem Wasser. Der kahle, olivhäutige Mann dirigierte die Operationen. Sie trugen ihn mit dem Gesicht nach unten, wie sie ihn aus dem Wasser geborgen hatten. Er war nur mit einer Badehose bekleidet, jung und blond und sonnengebräunt. Die vier Männer drehten ihn um, als sie ihn in den Sand legten. Ein Schrei des Entsetzens weitete den Kreis der halbnackten Menge. Er hatte kein Gesicht. Die Fische hatten Wangen und Augen gefressen. Man drehte ihn wieder um. In diesem Moment entdeckte ein kleiner Junge, daß auf der Haut des Rückens etwas zu lesen stand. Eine Hand wischte die nassen Sandkörner ab. Jemand las mit lauter Stimme die auf ein Schulterblatt tätowierten Worte vor: ICH BIN GEBOREN, DAS INFERNO AUS DEN ANGELN ZU HEBEN.
    Kein Zweifel, es mußte die Türglocke sein. Pepe Carvalhos Hand tastete nach dem Wecker; doch das Herz des nervösen Tierchens tickte nicht. Also war jemand an der Wohnungstür. Er gab Charo einen Klaps auf den nackten Rücken, der aus den wogenden Bettüchern ragte.
    »Es klingelt!«
    »Mach auf!«
    »Es ist deine Wohnung. Geh und sieh nach, wer es ist!«
    »Wie spät ist es?« Charo war schon beinahe

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