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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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Ankerstation? Nördlich oder südlich vom Fluss?
    Früher ist der Kongo in südwestlicher Richtung zum Meer geflossen. Den Äquator hat er bei Mbandaka überschritten.
    Also könnte die Ankerstation auf jeder beliebigen Seite liegen.
    Erst mal runter von der Straße!
    Quant nickt und lenkt den Traktor langsam in eine Zufahrtsstraße, um keine Spuren im Kies zu hinterlassen. Vielleicht können wir Leto entkommen, wenn er nicht weiß, wo wir von der Hauptverkehrsader abgewichen sind.
    Als wir die Böschung erklimmen, weitet sich der Blick auf die endlose Wüste. Quant tritt auf die Bremse. Wir müssen Ballast abwerfen. Alles Überflüssige muss weg. Dann kommen wir schneller voran.
    Also steigen wir aus, um die Ackerfräse und die Dünger-und Bakterientanks abzuladen. Als Nächstes steuern wir eine Pumpe an und füllen die Wassertanks bis zum Anschlag. Schließlich setzt sich Manuel auf den Fahrersitz, und es geht weiter, in Höchstgeschwindigkeit durch den Wüstensand, eine gigantische Staubwolke im Schlepptau.
     
    Moira wacht erst Stunden später auf, als die Sonne gerade untergeht und wir beraten, ob wir weiterfahren oder rasten sollen. Kaum hören wir ihr Seufzen, wollen wir sie in den Konsens holen – aber es geht nicht. Obwohl ihre Augen geöffnet sind, ist sie nicht anwesend. Die Pads an ihren Handgelenken bleiben stumm, während sie uns anstarrt, als wären wir wildfremde Menschen.
    »Ich muss zurück«, sagt sie mit wirrem Blick.
    Meda packt sie an den Schultern. Moira! Ihre Panik, die schon fast verflogen war, kehrt mit voller Wucht zurück und trifft Manuel so hart, dass er unwillkürlich bremst.
    »Moira«, sagt Strom, »komm zu uns.«
    Sie legt den Kopf schief, als müsste sie nachdenken. »Nein. Bringt mich zurück zur Community. Die aktuelle Situation widerspricht sämtlichen Parametern.«
    Nein! Nein!
    Neben einem Felsvorsprung kommen wir zum Stehen, zwischen kahlen, steinigen Tafelbergen, die vor langer Zeit von dichtem Urwald überwuchert waren. Obwohl die Sonne bereits untergeht, hat die Klimaanlage keine Chance gegen die Hitze.
    Leto hat ihr eine Gehirnwäsche verpasst! Medas Gedanke ist ein gellender Schrei. »Moira, du gehörst nicht zur Community. Du gehörst zu uns. Bitte, komm in den Konsens. Bitte, versuch es wenigstens.«
    »Nein. Wir müssen zurück zur Community. Ohne uns hat Leto keinen Zugang zum Ring.«
    »Was?«
    »Ohne uns hat Leto keinen Zugang zum Ring.« Ihre Augen stellen scharf – auf Meda. »Ohne dich.«
    »Er war doch schon im Ring. Was will er noch von uns?«
    »Der Ring hat sich versiegelt. Er öffnet sich nicht für Leto. Leto hat alles versucht. Für euch wird er sich öffnen. Das weiß Leto.«
    »Warum ausgerechnet wir?«
    »Auf der Flucht von Columbus Station habt ihr die Ring-KI reaktiviert.«
    Erst nach einigen Sekunden findet sich unser reduzierter Pod in unseren Erinnerungen zurecht: Abgesehen von der Elektronik, die rudimentäre Wartungsarbeiten durchführte, war der Ring vor unserer Ankunft leer und unbelebt. Doch als wir die Schleuse auf Höhe von GEO betraten, reagierte er – eine automatische Reaktion, wie wir damals dachten. Nichts ließ darauf schließen, dass wir noch etwas anderes ausgelöst hatten. Nichts ließ darauf schließen, dass der Ring mehr war als eine leere Hülle.
    Meda räuspert sich. »Also ist die Ring-KI … unsere Verbündete?«
    »Die Ring-KI ist kaum entwickelt. Ohne menschliche Beteiligung ist sie schwach und ihr Denkvermögen eng begrenzt. Erst der menschliche Verstand verhilft ihr von rein linearem Denken zu umfassendem, effizientem Denken.«
    Deshalb hat Leto so viele Anhänger um sich geschart. Um die eigene KI zu stärken.
    »Besitzt Leto eine eigene KI?«, fragt Meda.
    »Selbstverständlich. Ich muss mich mit ihr verbinden. Ich muss zurück.«
    »Woher hat er diese KI?«
    »Vom Ring. Er hat sie vom Ring mitgenommen. Bis vor kurzem war sie kaum entwickelt. Ich muss zurück. Bringt mich zurück.«
    »Nein. Du gehörst zu uns.«
    »Nein. Jetzt nicht mehr.«
    Vielleicht kommen wir über die Computer in der Ankerstation an sie ran, meint Quant.
    Ja. Wir müssen sie von innen heraus befreien.
    Strom kramt eine Spritze aus dem Verbandskasten und injiziert ihr ein Betäubungsmittel, ehe Moira registriert, was er in der Hand hält. Kurz darauf ist sie eingeschlafen.
    Sonst müssen wir uns das die ganze Zeit anhören.
     
    Wir beschließen, doch eine Pause einzulegen. In der Dunkelheit ist das Gelände zu steinig, stellenweise auch zu

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