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Der rote Planet

Titel: Der rote Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander A. Bogdanow
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ein unvergleichlich
harmonischeres Leben in seiner ständigen grenzenlosen
Entwicklung.«
    (Nach Sternis Rede trat tiefe Stille ein. Sie wurde von Menni
unterbrochen, der alle, die eine gegensätzliche Meinung
hätten, zum
Reden aufforderte. Das Wort ergriff Netti.)

8. Netti
    »Das Leben im Universum ist ein einheitliches Ganzes,
hat Sterni gesagt. Und was hat er uns vorgeschlagen?
    Er will eine ganz eigenständige Form dieses Lebens,
die wir dann
niemals mehr wiederherstellen und ersetzen können, einfach
vernichten,
für immer ausrotten.
    Viele hundert Millionen Jahre bestand ein herrlicher Planet,
er
hatte sein eigenes, besonderes Leben, das sich von anderen unterschied.
Aus seinen Elementen bildete sich allmählich Bewusstsein
heraus; indem
dieses Leben in grausamen und schwierigen Kämpfen immer
höhere Stufen
erklomm, nahm es endlich uns verwandte menschliche Formen an. Aber
diese Formen sind nicht mit unseren identisch: In ihnen spiegelt und
konzentriert sich die Geschichte einer anderen Natur, eines anderen
Kampfes, in ihnen sind andere Widersprüche enthalten, andere
Entwicklungsmöglichkeiten. Die Zeit ist gekommen, wo zum
ersten Mal
zwei große Lebenslinien miteinander vereint werden
können. Welch neue
Vielfalt, welch höhere Harmonie muss aus dieser Verbindung
entstehen!
Man sagt uns: Das Leben im Universum ist ein einheitliches Ganzes. Und
deshalb muss man es nicht vereinen, sondern vernichten?
    Als Sterni dargelegt hat, wie sich die irdische Menschheit,
ihre
Geschichte, ihre Sitten, ihre Psyche von der unseren unterscheiden, hat
er seine Idee beinahe besser widerlegt, als ich es tun könnte.
Wenn sie
uns in allem völlig ähnelten außer in ihrer
Entwicklungsstufe, wenn sie
das wären, was unsere Vorfahren in der Epoche unseres
Kapitalismus
gewesen sind, könnte man Sterni zustimmen: Eine niedere Form
darf um
einer höheren willen geopfert werden, eine schwache um einer
starken
willen. Aber die Erdenmenschen sind anders als wir und unsere
Vorfahren, und wenn wir sie ausmerzen, werden sie in der universellen
Entwicklung nicht durch uns ersetzt, sondern wir füllen die
Lücke, die
wir im Reich der Lebensformen aufgerissen haben, nur mit uns aus.
    Nicht in der Barbarei, nicht in der Grausamkeit der irdischen
Zivilisation Hegt der Unterschied zu uns. Barbarei und Grausamkeit sind
nur übergangserscheinungen der allgemeinen
Verschwendungssucht, durch
die sich das Leben auf der Erde auszeichnet. Dort ist der Existenzkampf
energischer und intensiver, die Natur schafft unaufhörlich
weit mehr
Formen als bei uns, aber weit mehr gehen auch als Opfer der Entwicklung
zugrunde. Das kann gar nicht anders sein, weil die Erde von ihrer
Lebensquelle — der Sonne — achtmal mehr
Strahlenenergie erhält als
unser Planet. Daher wird dort so viel Leben vergeudet, deshalb
entstehen in der Vielfalt seiner Formen so viele Widersprüche,
und der
Weg zu ihrem Ausgleich ist so qualvoll kompliziert und
katastrophenreich. Im Reich der Pflanzen und Tiere haben Millionen
Arten erbittert gekämpft und einander verdrängt,
durch ihr Leben und
ihren Tod haben sie zur Entstehung neuer, höherer und
harmonischerer
Typen beigetragen. So war es auch im Reich des Menschen.
    Im Vergleich mit der Geschichte der irdischen Menschheit ist
unsere
Geschichte erstaunlich einfach, frei von Irrwegen und geradlinig bis
zum Schematismus. Ruhig und allmählich bildeten sich die
Elemente des
Sozialismus heraus — die kleinen Eigentümer
verschwanden, das
Proletariat stieg von Stufe zu Stufe, all das geschah ohne
Rückschläge
und Erschütterungen auf dem gesamten Territorium des Planeten,
der
politisch geeint war. Gekämpft wurde zwar, aber die Menschen
verstanden
einander irgendwie, das Proletariat brauchte nicht weit
vorauszublicken, und die Bourgeoisie hat ihre Macht auch nicht um jeden
Preis verteidigt; unterschiedliche Epochen und Gesellschaftsformationen
haben sich nicht in dem Maße vermischt, wie das auf der Erde
geschieht,
wo es in einem hochkapitalistischen Lande zuweilen feudale Elemente und
eine zahlenmäßig große Bauernschaft gibt,
die eine ganze historische
Periode zurückgeblieben ist und den oberen Klassen oft als
Werkzeug zur
Unterdrückung des Proletariats dient. Auf geradem und ebenem
Wege sind
wir vor einigen Generationen zu einer Gesellschaftsordnung gelangt, die
alle Kräfte der sozialen Entwicklung befreit und vereint.
    Der Weg, den

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