Der rote Planet
sollte, kann er noch viel für den
künftigen Bund zweier
Welten tun.
Unsere eigenen Schwierigkeiten und Gefahren müssen
wir auf andere
Weise überwinden. Viel mehr Wissenschaftler als bisher
müssen sich mit
der Eiweißsynthese befassen, wir müssen die
Kolonisation der Venus
vorbereiten, soweit das möglich ist. Wenn wir diese Aufgaben
nicht in
der kurzen Frist lösen, die uns verbleibt, müssen wir
vorübergehend das
Bevölkerungswachstum bremsen. Welcher vernünftige
Geburtshelfer opfert
nicht das Leben eines ungeborenen Kindes, um das Leben der Mutter zu
retten? Wenn es notwendig sein sollte, müssen wir ebenfalls
auf einen
Teil unseres ungeborenen Lebens verzichten, um das fremde irdische
Leben zu retten, das vorhanden ist und sich entwickelt. Der
künftige
Bund zweier Welten wird uns dieses Opfer vielfach lohnen. . Die Einheit
des Lebens ist das höchste Ziel, und die Liebe ist die
höchste
-Vernunft!« (Tiefes Schweigen. Dann ergreift Menni das Wort.)
9. Menni
»Ich habe aufmerksam die Anwesenden beobachtet und
sehe, dass die
überwiegende Mehrheit auf Nettis Seite steht. Darüber
bin ich sehr
froh, weil ich ebenso denke. Ich ergänze ihren Vortrag
lediglich durch
eine praktische Erwägung, die mir sehr wichtig erscheint. Es
besteht
nämlich die ernste Gefahr, dass gegenwärtig unsere
technischen Mittel
gar nicht ausreichen würden, um in großem
Maßstab andere Planeten zu
besiedeln.
Wir können zehntausend große Sternschiffe
bauen, aber womit wollen
wir sie antreiben? Dazu brauchten wir ungeheure Mengen von radioaktivem
Material als Treibstoff. Alle uns bekannten Lagerstätten sind
jedoch
bald erschöpft, und neue werden immer seltener entdeckt.
Wir dürfen nicht vergessen, dass wir das radioaktive
Material nicht
nur dazu benötigen, den Sternschiffen ihre riesige
Geschwindigkeit zu
verleihen. Vielmehr beruht unsere gesamte Chemietechnik jetzt auf
diesen Stoffen. Wir verbrauchen sie bei der Produktion der
Minus-Materie, ohne die unsere Sternschiffe und unsere zahllosen
Flugzeuge zu untauglichen schweren Kästen würden. Auf
die Anwendung
radioaktiven Materials kann also nicht verzichtet werden.
Am schlimmsten ist jedoch, dass die einzig mögliche
Alternative zur
Kolonisation — die Eiweißsynthese —
unrealisierbar wird, wenn
radioaktives Material fehlt. Eine technisch einfache und industriell
bequem anwendbare Methode zur Herstellung von künstlichem
Eiweiß ist
bisher unbekannt. Auf dem Wege einer allmählichen Anreicherung
von
Molekülen ist es schon vor einigen Jahren gelungen,
Eiweiß
herzustellen, allerdings in winzigen Mengen und mit großem
Energie- und
Zeitaufwand, so dass das nur theoretische Bedeutung hat. Die
Massenproduktion von Eiweiß aus anorganischen Stoffen ist nur
möglich,
wenn die chemische Zusammensetzung der Moleküle schnell und
markant
verändert wird, was durch die Einwirkung instabiler Elemente
auf
gewöhnliche, stabile Materie erreicht werden könnte.
Um in dieser
Richtung voranzukommen, müssen sich Zehntausende
Wissenschaftler mit
der Erforschung der Eiweißsynthese befassen und Millionen von
Experimenten durchführen. Für diese Forschungen und
für die spätere
Massenproduktion von Eiweiß brauchen wir wiederum gewaltige
Mengen an
radioaktivem Material, das uns jetzt nicht zur Verfügung steht.
Wie wir es auch betrachten, wir können das Problem
nur dann lösen,
wenn wir neue Radiumlager finden. Aber wo wollen wir sie suchen?
Offensichtlich auf anderen Planeten, das heißt auf der Erde
oder auf
der Venus. Für mich steht aber fest, dass wir den ersten
Versuch auf
der Venus machen müssen.
Es ist anzunehmen, dass es auf der Erde reiche
Vorräte an
radioaktiven Erzen gibt. Bei der Venus ist das sicher. Die irdischen
Lagerstätten sind uns unbekannt, und die bisher von dortigen
Wissenschaftlern entdeckten Funde reichen nicht aus. Die Radiumlager
auf der Venus wurden von uns schon beim Betreten dieses Planeten
entdeckt. Auf der Erde lagern die radioaktiven Erze offenbar wie bei
uns in tieferen Schichten. Auf der Venus befinden sich einige Lager
dicht unter der Oberfläche, so dass ihre Strahlung sogar durch
Photographieren entdeckt wurde. Wenn wir Radium auf der Erde suchten,
müssten wir das Festland so umwühlen, wie wir das auf
unserem Planeten
getan haben. Jahrzehnte könnten vergehen, und es
bestände noch das
Risiko, dass wir uns in den Erwartungen getäuscht
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