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Der rote Planet

Titel: Der rote Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander A. Bogdanow
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Sieg!
    Es war unser erster Sieg in einer echten großen
Schlacht. Aber jedem
war klar, dass dieser Sieg die Sache entschieden hatte. Die Waagschale
hatte sich auf die andere Seite geneigt. Dass ganze
Artillerieregimenter zu uns übergelaufen waren, war ein klares
Zeichen.
Das Jüngste Gericht hatte begonnen. Das Urteil würde
nicht gnädig, aber
gerecht sein. Es war längst Zeit für das Ende.
    Auf den Straßen Blut und Trümmer. Die Sonne
hatte sich vom Rauch der
Brände und Kanonaden gerötet. Aber sie erschien
unseren Augen nicht
unheilvoll, sondern fröhlich-schrecklich. In der Seele erklang
ein
Kampflied, ein Siegeslied.
    ***
    Leonid wurde gegen Mittag in mein Lazarett gebracht. Er hatte
eine gefährliche Wunde in der Brust
    und mehrere leichte Verletzungen, vielmehr Kratzer. Noch
mitten in
der Nacht hatte er sich mit fünf
»Grenadieren« in ein Stadtviertel
begeben, das sich in Feindeshand befand; dort sollte er mit einigen
verwegenen überfällen Panik hervorrufen und die
Truppe demoralisieren.
Er hatte diesen Plan vorgeschlagen und sich selbst zur
Ausführung
gemeldet. Da er in früheren Jahren viel in der Stadt
gearbeitet hatte
und jeden Winkel kannte, konnte er das tollkühne Unternehmen
besser als
andere leiten, und der Chef der Miliz stimmte nach längerem
Zögern zu.
Es gelang Leonid und seinen Männern, mit Granaten bis zu einer
feindlichen Batterie vorzudringen und von einem Dach aus einige
Munitionskästen zu sprengen. In der Panik, die von der
Explosion
ausgelöst wurde, ließen sie sich herunter,
zerstörten die Geschütze und
vernichteten die restlichen Geschosse. Dabei wurde Leonid von Splittern
leicht verwundet. Während des eiligen Rückzugs trafen
sie auf eine
Abteilung feindlicher Dragoner. Leonid übergab das Kommando an
Wladimir, der sein Adjutant war, schlüpfte mit den letzten
beiden
Granaten in ein Haustor und blieb im Hinterhalt, während die
anderen
weiterliefen, wobei sie zufällige Verstecke nutzten und
energisch
zurückschossen. Nachdem Leonid einen großen Teil der
feindlichen
Abteilung vorbeigelassen hatte, warf er die erste Granate auf den
Offizier, die zweite in eine Gruppe Dragoner. Die ganze Abteilung stob
auseinander, unsere Männer kehrten zurück und nahmen
Leonid mit, der
von dem Splitter einer seiner Granaten schwer verletzt war. Noch vor
dem Morgengrauen erreichten sie unsere Linien und übergaben
Leonid
meiner Obhut.
    Der Splitter konnte gleich entfernt werden, aber er war bis
zur
Lunge vorgedrungen. Leonids Zustand war ernst. Ich brachte den
Verwundeten so gut und bequem wie möglich unter, aber eines
konnte ich
ihm natürlich nicht bieten — die Ruhe, deren er
unbedingt bedurfte. Bei
Morgengrauen lebte die Schlacht wieder auf, der Lärm war
deutlich bei
uns zu hören, und das ständige Interesse an ihrem
Verlauf ließ Leonids
Fieber steigen. Als andere Verwundete gebracht wurden, erregte er sich
noch mehr, und ich musste ihn isolieren, soweit das möglich
war. Ich
stellte Schirme um sein Bett, damit er wenigstens die fremden Wunden
nicht sah.
    Gegen vier Uhr nachmittags war die Schlacht beendet und der
Ausgang
klar. Ich war mit der Untersuchung und Unterbringung der Verwundeten
beschäftigt, als man mir die Visitenkarte einer Dame
übergab, die sich
einige Wochen zuvor schriftlich nach Leonids Befinden erkundigt hatte.
Nach Leonids Flucht war sie persönlich bei mir gewesen, und
ich hatte
sie mit einer Empfehlung zu Ihnen geschickt, um Sie mit dem Manuskript
bekannt zu machen. Da diese Dame zweifellos eine Genossin und zudem
offenbar Ärztin war, habe ich sie zu mir in den Krankensaal
gebeten.
Wie bei unserer letzten Begegnung trug sie einen dunklen Schleier, der
ihr Gesicht verhüllte.
    »Ist Leonid hier?« fragte sie, ohne mich zu
begrüßen.
    »Ja«, antwortete ich, »aber Sie
brauchen sich nicht zu beunruhigen:
Seine Verwundung ist zwar ernst, doch er kann sicherlich geheilt
werden.«
    Sie stellte mir einige fachliche Fragen, um sich über
den Zustand
des Kranken zu informieren. Dann erklärte sie, dass sie ihn zu
sehen
wünsche.
    »Wird ihn dieses Wiedersehen nicht
aufregen?« wandte ich ein.
    »Zweifellos wird es das«, war ihre Antwort,
»aber es wird ihm weniger schaden als nutzen. Ich
verbürge mich dafür.«
    Ihre Stimme klang entschieden und sicher. Ich spürte,
dass sie
wusste, was sie sagt, und konnte ihr den Wunsch nicht abschlagen. Wir
gingen in den

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