Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der rote Planet

Titel: Der rote Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander A. Bogdanow
Vom Netzwerk:
Sie heute Nacht bei mir, oder habe ich das nur
geträumt?«
    »Nein, das war kein Traum, aber nicht ich war bei
Ihnen, sondern
unser junger Doktor Netti. Sie haben unruhig geschlafen, er musste Sie
mit Hypnose und blauem Licht einschläfern.«
    »Ist Doktor Netti Ihr Bruder?«
    »Nein«, entgegnete Menni lächelnd.
    »Sie haben mir bisher nicht gesagt, aus welchem Lande
Sie stammen. Gehören Ihre Kameraden zum selben Typ wie
Sie?«
    »Ja.«
    »Sie haben mich also belogen«, erwiderte ich
scharf. »Das ist gar keine wissenschaftliche Gesellschaft. Was
ist es dann?«
    »Wir sind Bewohner eines anderen Planeten«,
erwiderte Menni ruhig, »Vertreter einer anderen Menschheit.
Wir sind Marsmenschen.«
    »Warum haben Sie mich belogen?«
    »Hätten Sie mich angehört, wenn ich
Ihnen gleich die ganze Wahrheit
gesagt hätte? Ich hatte zu wenig Zeit, um Sie zu
überzeugen. Also
musste ich die Wahrheit um der Wahrscheinlichkeit willen verbiegen.
Ohne diese übergangsstufe wäre Ihr Geist zu sehr
erschüttert worden. Im
wesentlichen habe ich Ihnen die Wahrheit gesagt — was die
bevorstehende
Reise betrifft.«
    »Das heißt, ich bin trotzdem Ihr
Gefangener?«
    »Nein, Sie sind auch jetzt frei. Bis zum Abflug in
einer Stunde
können Sie sich noch anders entscheiden. Wenn Sie unser
Angebot
ausschlagen, bringen wir Sie zurück und verschieben unsere
Reise, weil
es keinen Sinn hätte, ohne einen Erdenmenschen
heimzufliegen.«
    »Wozu brauchen Sie mich?«
    »Sie sollen als lebendes Verbindungsglied zwischen
unserer
Gesellschaft und der irdischen Menschheit dienen, sollen unsere
Lebensweise kennen lernen und die Marsmenschen näher
über das Leben auf
der Erde informieren, Sie sollen der Vertreter Ihres Planeten auf dem
Mars sein — solange Sie das wünschen.«
    »Ist das schon die ganze Wahrheit?«
    »Ja, die ganze Wahrheit. Fühlen Sie sich
imstande, diese Rolle zu übernehmen?«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Und ist das Ihre endgültige
Entscheidung?« fragte Menni.
    »Ja, wenn Ihre letzte Erklärung nicht wieder
eine... übergangsstufe darstellt.«
    »Also fliegen wir«, sagte Menni, ohne meine
ironische Bemerkung zu
beachten. »Ich gebe dem Maschinisten die letzten Anweisungen,
dann
kehre ich zu Ihnen zurück, und wir werden gemeinsam den Abflug
unseres
Sternschiffs beobachten.«
    Ich gab mich meinen Gedanken hin. Unser Gespräch war
eigentlich
nicht beendet. Eine ernste Frage war geblieben, aber ich wagte nicht,
sie Menni zu stellen. Hatte er bewusst Anna Nikolajewna in ihrem
Entschluss bestärkt? Es schien so gewesen zu sein.
Wahrscheinlich hatte
er in ihr ein Hindernis für sein Ziel gesehen. Vielleicht
hatte er
Recht. Jedenfalls hatte er den Bruch nur beschleunigt, ihn aber nicht
herbeigeführt. Natürlich war das eine freche
Einmischung in meine
Privatangelegenheiten. Aber nun war ich Menni ausgeliefert und musste
meine Feindseligkeit ihm gegenüber unterdrücken. Es
war also sinnlos,
an die Vergangenheit zu rühren, am besten, ich dachte nicht
daran.
    Die neue Wendung der Dinge hatte mich nicht allzu sehr
schockiert.
Ich fühlte mich vom Schlaf gestärkt, und nach dem,
was ich am Vortag
erlebt hatte, wäre es ziemlich schwierig gewesen, mich mit
etwas zu
verblüffen. Ich musste nur überlegen, wie ich weiter
vorgehen würde.
    Zuerst musste ich mich möglichst schnell und
vollständig in meiner
neuen Lage zurechtfinden. Am besten war es, beim
Nächstliegenden zu
beginnen und mich Schritt für Schritt zu entfernteren Dingen
vorzutasten. Das Nächstliegende war das Sternschiff, seine
Besatzung
und die bevorstehende Reise. Der Mars war noch weit, mindestens zwei
Monate entfernt, wie ich aus Mennis gestrigen Worten schloss.
    Die äußere Form des Sternschiffs hatte ich
schon am Abend betrachten
können. Es war eine unten abgeflachte Kugel, in seiner Art ein
Ei des
Kolumbus — diese Form bietet das größte
Fassungsvermögen bei kleinster
Oberfläche, das heißt bei geringstem
Materialverbrauch und
Wärmeverlust. Als Material überwogen offenbar
Aluminium und Glas. Die
Inneneinrichtung musste Menni mir zeigen und erklären, er
musste mich
auch mit all den anderen »Wundertieren« bekannt
machen, wie ich meine
Reisegefährten im stillen nannte.
    Menni kam zurück und führte mich zu seinen
Kameraden. Alle hatten
sich in einem Raum versammelt, dessen eine Wandhälfte ein
riesiges
Kristallfenster einnahm. Nach dem gespenstischen Licht der

Weitere Kostenlose Bücher