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Der rote Prophet

Der rote Prophet

Titel: Der rote Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Bis auf Amerika. Als das im Licht der Sonne erschien, sah er überall so ziemlich dieselbe Rasse, alles Rote, ob im Norden oder Süden, ob in heißen oder kalten, feuchten oder trockenen Gebieten. Und verglichen mit dem Rest der Welt, war das Land friedlich. Es war seltsam für ihn anzusehen, denn als der große Teil der Landmassen vorbeizog mit all den verschiedenen Rassen und Völkern, veränderte sich alles mit jeder Umdrehung der Erde, bewegten sich ganze Länder von einem Ort an den anderen, verschoben sich ständig, und überall und unentwegt herrschten Kriege. In dem kleineren Land, Amerika, gab es zwar auch Kriege, doch da verlief alles langsamer und sanfter. Die Menschen lebten nach einem anderen Rhythmus. Das Land besaß seinen eigenen Herzschlag, sein eigenes Leben.
    Von Zeit zu Zeit kamen weitere Menschen aus der Alten Welt – hauptsächlich Fischer. Sie waren vom Kurs abgetrieben, von Stürmen in die Irre geführt worden, flüchteten vor Feinden. Sie kamen und führten eine Weile lang ihr Alte-Welt-Leben in Amerika, versuchten schnell zu bauen, sich schnell fortzupflanzen und soviel zu töten, wie sie nur konnten. Es war wie eine Krankheit. Doch dann schlossen sie sich entweder den Roten an und verschwanden, oder sie fanden den Tod. Keiner von ihnen behielt jemals die alten Sitten bei.
    Bis heute, dachte Alvin. Als wir kamen, da waren wir einfach zu stark. Alvin spürte eine Hand auf seiner Schulter.
    »Hier hast du also geschaut«, sagte der Prophet. »Was hast du gesehen?«
    »Ich glaube, ich habe die Erschaffung der ganzen Welt geschaut«, meinte Al. »Genau wie in der Bibel. Ich glaube, ich habe gesehen ...«
    »Ich weiß, was du gesehen hast. Das sehen alle, die jemals an diesen Ort gekommen sind.«
    »Ich dachte, du hättest gesagt, daß ich der erste sei, den du hierhergebracht hast.«
    »Es gibt viele Tore, die zu diesem Ort führen. Manche schreiten durch das Feuer hinein. Andere durchs Wasser. Andere wiederum, indem sie in der Erde vergraben werden. Manche fallen durch die Luft. Sie gelangen an diesen Ort und sehen. Sie kehren zurück und berichten, was sie erinnern, soviel, wie sie verstanden haben, und erzählen davon, so gut sie dafür Worte finden, und andere lauschen ihnen und behalten soviel davon, wie sie verstehen können. Dies ist der Ort der Schau.«
    »Ich will nicht mehr gehen«, sagte Alvin.
    »Nein, und der andere will es auch nicht.«
    »Wer? Ist denn hier noch jemand?«
    Der Prophet schüttelte den Kopf. »Sein Körper nicht. Aber ich spüre ihn in mir, wie er durch mein Auge blickt.« Er berührte den Wangenknochen unter seinem gesunden Auge. »Nicht durch dieses, durch das andere.«
    »Weißt du denn nicht, wer es ist?«
    »Ein Weißer«, sagte er. »Es macht nichts. Wer immer es ist, er hat keinen Schaden angerichtet. Ich glaube, vielleicht ... vielleicht wird er Gutes tun. Jetzt gehen wir.«
    »Aber ich möchte doch alles über diesen Ort erfahren!«
    Der Prophet lachte. »Du könntest ewig leben und dennoch nicht alles schauen. Es verändert sich schneller, als ein Mensch sehen kann.«
    »Wie kann ich jemals hierher zurückkehren? Ich möchte alles sehen, alles!«
    »Ich werde dich nie wieder hierherbringen«, sagte der Prophet.
    »Warum nicht? Habe ich etwas falsch gemacht?«
    »Sei still, Schabenjunge. Ich werde dich nie wieder hierher zurückbringen, weil ich selbst nie wieder hierher zurückkommen werde. Dies ist das letzte Mal, ich habe das Ende all meiner Träume geschaut.«
    Zum ersten Mal begriff Alvin, wie traurig der Prophet aussah. Sein Gesicht wirkte fahl vor Trauer.
    »Ich habe dich an diesem Ort geschaut. Ich habe gesehen, daß ich dich hierher bringen mußte. Ich habe dich in der Gewalt der Chok-Taw gesehen. Ich habe meinen Bruder ausgeschickt, um dich zu holen, um dich zurückzubringen.«
    »Kannst du nie wieder hierher zurückkommen, weil du mich hierher gebracht hast?«
    »Nein. Das Land hat sich entschieden. Das Ende wird bald kommen.« Er lächelte, aber er war ein grausiges Lächeln. »Euer Prediger, Reverend Thrower, der hat mal zu mir gesagt ... Wenn dein Fuß krank wird, schneide ihn ab. Richtig?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Ich aber«, meinte der Prophet. »Dieser Teil des Landes ist bereits krank. Schneide ihn ab, damit der Rest des Landes leben kann.«
    »Was meinst du damit?«
    »Der rote Mann wird sich westlich des Mizzipy niederlassen. Der weiße Mann wird im Osten bleiben. Der rote Teil des Landes wird leben. Der weiße Teil

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