Der rote Prophet
davon erzählen, welche Rolle ich darin spielte.«
Sie taten es, und er tat es, und dann flossen noch mehr Tränen, diesmal jedoch waren es Tränen der Trauer und nicht der Freude. Dieses Wobbish-Tal war das einzige Zuhause, was sie jetzt noch kennenlernen würden; es war die einzige Möglichkeit, das Leben zu ertragen; so war es für alle Menschen, die den Mord am Tippy-Canoe begangen hatten. Es war recht so, daß sie zusammenblieben und keine Fremden sahen. Wohin hätten sie auch noch gehen und in Frieden leben können, nach dem, was sie allen, die zu ihnen kamen, erzählen mußten? »Wir müssen also bleiben, Al Junior. Aber du und Cally nicht. Und vielleicht können wir immer noch an deine Lehre denken, was meinst du?«
»Darüber können wir auch später noch nachdenken«, warf Ma ein. »Er ist wieder zu Hause, und das genügt erst mal. Dankt dem Herrn, daß er mich nicht zur Prophetin gemacht hat, als ich verkündete, daß ich meinen lieben kleinen Alvin nie wiedersehen würde.«
Alvin sagte seiner Mutter nicht, daß ihre Prophezeiung doch wahr geworden war. Daß es nicht ihr lieber kleiner Alvin war, der nach Hause zurückgekehrt war. Das sollte sie schon selbst herausfinden.
In der Nacht, als er in seinem Bett lag, lauschte Alvin dem fernen Grüngesang, der immer noch warm war und schön, immer noch fröhlich und hoffnungsfroh, obwohl der Wald so spärlich wurde, obwohl die Zukunft so düster aussah. Denn im Gesang des Lebens war keine Furcht vor der Zukunft, sondern nur die immerfrohe Gegenwart. Das ist alles, was ich jetzt haben will, dachte Alvin. Die Gegenwart. Die ist mir schon gut genug.
ENDE
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