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Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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würden.« Dann ließ er eine Flasche aus dem Wasser auftauchen und zog mit der anderen Hand den Korken heraus, wobei sich von der Flasche das Etikett mit dem leuchtend orangefarbenen Dreieck des staatlichen Wodka-Monopols löste und ins Becken zurückglitt. Der Mann nahm einen langen Schluck und fuhr sich mit der Zunge genüsslich über die Lippen.
    »Was für eine Schande!«, zischte Dr. Dobriakowa. »Es ist noch nicht einmal Mittag, und Sie haben schon eine halbe Flasche intus!«
    »Lassen Sie mich in Ruhe, Sie Missgeburt«, zischte der Mann.
    »Sie müssen Professor Zalka sein«, sagte Pekkala.
    Zalka prostete ihm mit der Flasche zu. »Und Sie müssen die Polizei sein.«
    »Was machen Sie hier?«, fragte Kirow.
    In diesem Moment ging die blaue Tür auf, und eine Frau in weißer Schwesternuniform erschien. Beim Anblick der beiden Fremden blieb sie überrascht stehen.
    »Diese Männer sind von der Regierung«, erklärte Dr. Dobriakowa. »Sie ermitteln in einem Mordfall, mit dem dieser Verrückte etwas zu tun hat.«
    Sie deutete auf Zalka.
    »Wir wollen uns lediglich mit Professor Zalka unterhalten«, sagte Kirow.
    »Sieht nicht so aus, als wären Sie nur zum Reden gekommen«, erklärte Zalka und deutete auf die Waffen.
    Pekkala wandte sich an Kirow. »Die können wir wohl wegstecken.«
    Die beiden Männer packten ihre Waffen ins Holster.
    »Ihre Zeit ist um, Lew«, sagte die Schwester.
    »Dabei ist es gerade so gemütlich geworden«, grummelte Zalka und watete an den Beckenrand.
    »Warum ist das Becken so schwarz?«, fragte Kirow.
    »Das Wasser hat den genau richtigen Tanningehalt für unsere Forschungsobjekte.«
    Kirow sah sie erstaunt an. »Forschungsobjekte?«
    Zalka hatte den Rand mit dem nur noch knietiefen Wasser erreicht. Auf den ersten Blick schien sein blasser, nackter Körper mit einigen Dutzend klaffenden Wunden überzogen zu sein, aus denen dünne Blutrinnsale sickerten. Pekkala brauchte eine Weile, bis er die Blutegel erkannte, die vollgesogen und prall an seinen Armen und Beinen hingen. Zalka pflückte sie von der Haut und warf sie in die Mitte des Beckens, wo sie platschend im trüben Wasser versanken.
    »Vorsichtig!«, wies ihn die Schwester zurecht. »Es sind zarte Wesen.«
    »Sie sind ein zartes Wesen«, erwiderte Zalka. »Die hier«, und er riss sich einen weiteren Egel von der Brust und schleuderte ihn fort, »sind Ausgeburten des gleichen unzurechnungsfähigen Gottes, der auch Dr. Dobriakowa erschaffen hat.«
    »Ich habe es Ihnen schon unzählige Male erklärt, Genosse Zalka«, sagte Dr. Dobriakowa, der die Zornesröte im Gesicht stand. »Blutegel spielen eine wichtige Rolle in der medizinischen Forschung.«
    »So wie Sie, wenn man Sie irgendwann mal obduzieren würde.«
    »Ich sollte Sie entlassen!«, schrie die Ärztin. Ihre Stimme hallte von den Säulen wider. »Und wenn ich jemanden finden würde, der Ihre Arbeit übernimmt, würde ich das sicherlich tun.«
    »Aber Sie werden mich nicht entlassen«, grinste Zalka, »weil Sie keinen finden.«
    Dr. Dobriakowa wollte bereits etwas entgegnen, aber Pekkala ging dazwischen.
    »Professor Zalka«, sagte er, »wir müssen mit Ihnen über einige wichtige Dinge reden.«
    »Aber gern doch«, sagte Zalka.
    Pekkala sah, wie die Schwester dem Professor eine aus Metallreifen und Ledergurten bestehende Vorrichtung hinhielt: eine Beinschiene, wie ihm erst auf den zweiten Blick bewusst wurde.
    »Ist das Ihre?«, fragte Kirow.
    »Leider ja«, erwiderte Zalka. »Nur wenn ich in diesem Becken treibe, denke ich nicht an sie.«
    »Wie lang tragen Sie diese Schiene schon?«, fragte Pekkala.
    »Seit dem 10. Juli 1914«, antwortete Zalka. »So lange, dass ich gar nicht mehr weiß, wie es ohne sie ist.«
    Pekkala und Kirow sahen sich an. Wen immer sie am Tag von Nagorskis Tod im Wald verfolgt hatten, es konnte unmöglich Lew Zalka gewesen sein.
    »Warum erinnern Sie sich so genau an dieses Datum?«, fragte Pekkala.
    »Weil exakt einen Monat vorher beim französischen Grand Prix ein Wagen von der Fahrbahn abkam und mich über den Haufen fuhr.«
    »Der Grand Prix von 1914«, sagte Pekkala. »Das Rennen, das Nagorski gewonnen hat?«
    »Ja«, erwiderte Zalka. »Und ich war sein Chefmechaniker. Ich stand in unserer Box, als der Wagen ins Schleudern kam.«
    Pekkala erinnerte sich, dass Nagorski den Unfall und die schwere Verletzung seines Mechanikers erwähnt hatte.
    »Wenn Sie mir bitte helfen könnten«, sagte Zalka und streckte ihnen die Arme entgegen.
    Pekkala und Kirow

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