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Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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stützten den verkrüppelten Mann, während ihm die Schwester ein Handtuch reichte, das er sich um die Taille schlang. Dann legte er die Arme auf ihre Schultern, und sie führten ihn zu einem Stuhl. Er nahm Platz, und die Schwester reichte ihm die Schiene, die er sich anlegte. Blasse, haarlose Hautstreifen zeigten an, wo die Lederriemen auflagen; die Muskeln an seinem verkümmerten Ober- und Unterschenkel waren kaum halb so dick wie am rechten Bein.
    Dobriakowa trat zurück und sah mit verschränkten Armen zu. Sie hatte die Stirn gerunzelt, tiefe Falten gruben sich in ihre Mund- und Augenwinkel.
    Zalkas Arme und Brust waren wegen der Blutegel mit traubengroßen Schwielen überzogen, in deren Mitte jeweils ein kleiner roter Punkt saß, an dem sich der Blutegel festgesogen hatte. Diese Flecken fanden sich am ganzen Körper.
    »Bereit für Ihre Mahlzeit?«, fragte die Schwester.
    Zalka lächelte. »Heiraten Sie mich!«, flehte er sie an.
    Sie gab ihm einen Klaps auf den Kopf und verschwand durch die blaue Tür.
    »Meine Herren Inspektoren«, sagte Dobriakowa und warf Zalka einen finsteren Blick zu, »ich lasse Sie jetzt allein, damit Sie diesen Verbrecher verhören können.«
    Zalka seufzte erleichtert, als sie fort war. »Sie mit Ihren Waffen sind mir allemal lieber als diese Frau mit ihren Launen.«
    »Zalka«, fragte Kirow, und in seiner Stimme schwang Ehrfurcht und Ekel mit, »wie können Sie das bloß machen?«
    »Was meinen Sie, Inspektor?«, fragte Zalka.
    Kirow deutete auf das schmutzige Wasser. »Dort! Das da!«
    »Gesunde Blutegel brauchen einen lebenden Wirt«, erklärte Zalka, »wenngleich es vorzuziehen wäre, dass dieser nicht betrunken ist. Wozu ich in diesen Tagen leider neige.«
    »Ich rede nicht von den Tieren. Sondern von Ihnen!«
    »Das Angebot an Arbeitsstellen ist für mich begrenzt, Inspektor. In einer Stunde am Tag im Becken verdiene ich hier so viel wie in einer Neun-Stunden-Schicht in einer Fabrik. Falls ich in einer Fabrik eine Stelle bekommen würde. Die Arbeit hier lässt mir noch so viel Zeit, um meine eigenen Forschungen voranzutreiben, eine Arbeit, für die ich im Moment alles andere als angemessen entlohnt werde.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, dass Sie sich eine Krankheit einfangen?«
    »Im Unterschied zu Menschen«, sagte Zalka, »tragen Blutegel keine Krankheiten in sich.« Er fasste zum Hinterkopf, wo er einen weiteren Blutegel im Haar ausfindig machte. Mit dem Daumennagel löste er den Egel, der sich daraufhin auf dem Daumen zusammenrollte. Bewundernd hielt er ihn hoch. »Es sind sehr besonnene Geschöpfe. Sie trinken Blut und haben Geschlechtsverkehr. Man muss ihren Sinn für das Zweckmäßige bewundern.« Plötzlich spannten sich seine Gesichtszüge. »Aber Sie sind nicht gekommen, um mit mir über Blutegel zu reden. Sondern über Nagorski.«
    »Richtig«, sagte Pekkala. »Und bis vor zwei Minuten waren Sie der Hauptverdächtige in dem Mordfall.«
    »Ich habe gehört, was passiert ist. Es wäre gelogen, wenn ich Ihnen sagen würde, dass ich darüber traurig wäre. Schließlich war es Nagorskis Schuld, dass ich jetzt bluten muss, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen, statt Motoren zu entwickeln. Das würde ich nämlich sonst tun. Immerhin bin ich hier besser dran als in der Anlage. Von Nagorski wurde ich schlimmer behandelt als von allen Blutegeln der Welt.«
    »Warum wurden Sie entlassen?«, fragte Pekkala. »Was ist zwischen Ihnen und Nagorski vorgefallen?«
    »Wir waren mal Freunde«, begann er. »Damals bei den Autorennen, da waren wir so gut wie unzertrennlich, dann wurde ich angefahren, dann kam der Krieg. Nach dem Waffenstillstand hat Nagorski mich in Paris aufgespürt. Er hat mir von seiner Idee erzählt, aus der schließlich das Konstantin-Projekt wurde. Er sagte, er brauche mich für die Motorenentwicklung. Lange waren wir ein enges Gespann, und der W-2-Antrieb war das Beste, was ich je geschaffen habe.«
    »Was ist schiefgelaufen?«
    »Was schiefgelaufen ist?«, sagte Zalka. »Nagorskis Anlage wurde zu so etwas wie einer abgeschotteten Insel. Es gab Häuser mit Schlafsälen, eine Kantine, eine Werkstatt, die so gut mit Werkzeugen bestückt war, dass man darin Dinge fand, die keiner von uns kannte. Zugrunde lag die Idee, dass wir das Projekt vorantreiben sollten, ohne von Regierungsinspektoren, pingeligen Bürokraten oder Alltagsdingen, die sonst viel Zeit verschlingen, gestört zu werden. Nagorski hat sich um die Welt draußen gekümmert, und wir konnten uns auf

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