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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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ihren Wutanfall ausließ, und setzte bei ihrer Strafpredigt am Nachmittag wieder ein. Das Letztere war wegen meiner Verfassung zu der Zeit kaum mehr als eine bloße Andeutung.
    »Sie scheint alles fest im Griff zu haben«, war sein Kommentar, als ich geendet hatte. »Es sieht so aus, als ob sie sich das zusammen mit ihrer verdammten Schwester schon vor einer beträchtlich langen Zeit ausgedacht hätte.«
    »Tante Teresa?« Der Name war mir nicht unbekannt, aber fühlte sich auf der Zunge nicht vertraut an.
    »Hmm.« Vater ging zu seinem Schreibtisch und schob die Papiere obenauf hin und her, bis er eins von einem Stapel nahm und unter das Licht hielt, um es besser lesen zu können. Es war das Gleiche, das Mutter heute Morgen studiert hatte. »Das ist es. Du bist in Cambridge angenommen worden; laut dem Schreiben hier beginnt dein Studium mit dem Herbstsemester. Das sieht ihr ähnlich, es hier liegen zu lassen, damit ich es einfach so ›finde‹.«
    »Sie hat auch gewartet, bis du fort warst, bevor sie es mir erzählt hat. Sie hat das mit Absicht gemacht, glaube ich ...«
    »Sie macht fast alles mit einer bestimmten Absicht«, knurrte er und legte das Blatt beiseite.
    »Aber ich muss nicht gehen ... oder muss ich?«
    Vater antwortete nicht sogleich. Elizabeths Hand, die auf meiner lag, versteifte sich.
    »Vater?«
    So entschlossen und kontrolliert er sonst immer war, zögerte er jetzt, runzelte die Stirn und blickte zu Boden. »Ich werde mit ihr reden«, sagte er.
    »Reden? Was soll das bedeuten?«
    Sein Kinn schnappte nach oben, und ich schreckte innerlich zurück. Aber sein Gesicht nahm wieder einen weicheren Ausdruck an, und die Rüge für meine Unverschämtheit wurde nicht ausgesprochen. »Es bedeutet, dass ihr beide wissen müsst, was wirklich hinter alledem steckt, sodass ihr es verstehen und das Beste daraus machen könnt.«
    Das klang nicht gerade allzu viel versprechend.
    Er goss einen weiteren Schluck Brandy ein und leerte die Tasse, dann blickte er zum Porträt seiner Frau auf. »Erstens, ich habe eure Mutter geheiratet, weil ich sie liebte. Wäre ihrem Vater das klar gewesen, wäre unser Leben vielleicht ganz anders. Ob besser oder schlechter, kann ich nicht sagen, aber vielleicht anders.
    All dies fand in England statt. Ihr wisst, dass ich selbst ebenfalls Cambridge besuchte. Ich arbeitete mit dem alten Roylston, als ich Richter Fonteyn und seine Familie traf. Er war wohlhabend, doch er versuchte ständig, seinen Reichtum zu vermehren oder seinen Rang in der Gesellschaft zu erhöhen. Ich entsprach nicht seinem Idealbild von einem Schwiegersohn, und er sah mich nicht so, wie ich war, sondern so, wie er mich wahrnahm. Er versetzte sich an meine Stelle und nahm an, dass ich seiner Tochter wegen seines Geldes den Hof machte.
    Zugegeben, das Geld machte eure Mutter noch attraktiver für mich, aber es war niemals mein eigentliches Ziel. Wir wären vielleicht sogar durchgebrannt, aber Marie überredete ihn, in unsere Heirat einzuwilligen. Das tat er dann auch, widerwillig, aber er stattete sie mit einer Zuwendung aus. Er entwarf auch ein Dokument, das ich unterschreiben musste, in dem festgelegt wurde, dass diese Zuwendung ihr gehörte, ihr allein, und dass ich das Geld nicht anrühren durfte. Ich unterschrieb Bereitwillig. Er war überrascht, dass ich das tat, aber zugleich verachtete er mich. Es gab keinen Weg, den alten Teufel zufrieden zu stellen.«
    Das klingt vertraut, dachte ich.
    »Die Heirat fand statt, und wir waren eine Zeit lang glücklich; zumindest waren wir das, als der Abstand zwischen eurer Mutter und ihrer Familie groß genug war. Ihr Vater war ein furchtbarer Tyrann, der sich mit mir nicht abfinden konnte, und seinetwegen entschloss ich mich, England ganz zu verlassen. Marie war damit einverstanden, denn damals liebte sie mich noch. Ihr beide wisst, wie es kam, dass wir uns hier niederließen, doch es war das Geld eurer Mutter, mit dem wir diesen Landsitz gekauft haben, und davon werden immer noch die Bediensteten und die Steuern bezahlt.«
    »Das Papier, das du unterschrieben hast...«, begann Elizabeth, die anfing zu verstehen.
    Es war mir kristallklar.
    »Bedeutet, dass ich nichts von alledem besitze.« Er machte eine Geste, die das Haus und das Land ringsumher umfasste. »Ich besitze Archimedes, Jericho und alles das, was ich mit meiner Praxis verdient habe. Mittlerweile verdiene ich meinen eigenen Lebensunterhalt, aber in der Regel genießen Anwälte einen weitaus höheren sozialen

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