Der rote Tod
Mutter schenkte ihr keine Beachtung, während sie um sich schlug. Sie hatte ihre Worte und einen großen Teil ihres Atems aufgebraucht. Grässliche kleine Tiergrunzer drangen durch ihre zusammengebissenen Zähne.
Ich schrie heiser Elizabeths Namen, selbst außer Atem. Sie schüttelte sich und kam wieder auf die Beine, wobei sie sich langsam bewegte und sich das Gesicht hielt. Sie war wie betäubt, aber hatte ihre Sinne weit genug zusammen, um zu verschwinden. Indem sie auf die Tür zu stolperte, stieß sie mit Mrs. Hardinbrook zusammen, die nicht genau wusste, was sie mit ihr machen sollte.
»Holen Sie Hilfe, Sie Närrin!«, brüllte meine Schwester und stieß sie weg. Die Frau quiekte angstvoll und floh.
»Elizabeth?«
»Es geht mir gut«, erklärte sie zitternd.
»Hure!«, schrie Mutter sie an. »Schmutzige, abscheuliche Hure!«
Elizabeth starrte sie an, dann warf sie einen Blick auf mein Bett, wo sie kaum eine Minute zuvor noch gekichert hatte. »O mein Gott. Sie kann nicht das meinen.«
Beschäftigt wie ich war, dauerte es bei mir länger, bis mir klar wurde, wovon sie sprach. Als es bei mir so weit war, nutzte Mutter die günstige Gelegenheit meines totalen Schocks, um sich meinem Griff zu entwinden und uns zusammenzutreiben. Ihr sorgsam zurechtgemachtes Haar war zerrauft und umrahmte als wirres Durcheinander ihr Gesicht, das die Farbe von Roter Bete angenommen hatte. Ihre Augen blitzten geradezu vor Zorn. Sie sah absolut und vollkommen wahnsinnig aus.
»Ihr schamlosen Kreaturen! Die Tage, an denen ihr geboren seid, waren verflucht – dass ihr so weit kommen konntet. Ihr dreckigen, ekelhaften ...«
»Mutter, Sie haben Unrecht! Sie wissen nicht, was Sie sagen.«
Sie hätte mich fast mit ihren Augen verschmort. »Ich weiß, was ich sage, du abscheuliches Ding.«
Elizabeth stellte sich neben mich. »Sie ist in Rage, Jonathan versuche nicht, mit ihr zu argumentieren.«
»Das war stets und immer die Entschuldigung«, fauchte Mutter »Ich weiß nicht, worüber ich rede! Ist es das? Ist es das, was ihr sagen wollt? Diese Schande liegt auf euch beiden. Ihr werdet diejenigen sein, die eingesperrt werden. Lieber Gott, ich hätte das kommen sehen und hier sein sollen, um es zu verhindern.«
Sie blickte an uns vorbei. »Das ist deine Schuld, Samuel. Du hast sie erzogen, wie du wolltest, und sieh, was aus ihnen geworden ist. Ich schwöre, wenn aus dieser unheiligen Verbindung ein schmutziger Bastard entsteht, werde ich ihn eigenhändig ersäufen. Hast du mich verstanden? Ich sagte, hast du mich verstanden?«
Elizabeth und ich folgten ihrem Blick gleichzeitig und schauten in die Türöffnung meines Zimmers. Dort stand, noch Immer in seinen Reisemantel gehüllt, unser säumiger Vater.
KAPITEL
3
Er betrachtete seine Frau ruhig und nickte nüchtern. »Ich verstehe dich, Marie«, sagte er mit einer sanften, sehr kontrollierten Stimme.
Elizabeth und ich begannen auf ihn zuzustürmen, aber er hob eine Hand, als Zeichen, an Ort und Stelle zu bleiben. Er sah nicht uns an, sondern Mutter.
Sie starrte zurück. »Und wo warst du, während diese Gottlosigkeit vor sich ging? Oder warst du ein Teil davon? Warst du das?«
Er lehnte es ab, dies zu beantworten. Seine Augen wanderten kurz zu mir und wieder zurück. »Bibliothek. Ihr beide.«
Dankbar flohen wir. In der Halle trafen wir Beldon, der mit einem schwarzen Koffer in der Hand und seiner Schwester im Schlepptau vorbeieilte. Er war bettfertig gekleidet, aber hatte sich eine Jacke übergeworfen und Schuhe über seine nackten Füße gestreift. Keiner von beiden hatte ein Wort für uns übrig, aber Mrs. Hardinbrook hielt inne, als sei sie in großer Versuchung, dies zu tun. Doch sie ging weiter, um bei Beldon zu sein und auf diese Weise bei dem zuzusehen, was als Nächstes kommen würde. Das konnte sie herzlich gerne tun.
Mitten auf der Treppe trafen wir die erste Dienstbotin, die von dem Aufruhr geweckt worden war, ein schlaftrunkenes Dienstmädchen. Ich befahl ihr, in die Küche zu gehen und einen starken Tee zu kochen. Sie wankte uns aus dem Weg, während sie allmählich erwachte und auf ihrem Gesicht Fragen auftauchten. Rücksichtslos konfiszierte ich ihre Kerze.
Die Bibliothek war kalt, aber der Kamin war gefegt und für morgen vorbereitet. Ich kniete mich hin und beschäftigte mich mit dem Zunder. Mit der Kerzenflamme brachte ich ihn zu feurigem Leben, während Elizabeth auf ein Sofa sank.
»Bist du verletzt?«, fragte ich.
Stille, und dann ein eloquentes
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