Der rote Tod
Status, als sie Geld verdienen. Als Fonteyn starb, wurde sein Vermögen zwischen seinen Töchtern aufgeteilt. Es ging um eine ziemlich hohe Summe , aber ich hatte versprochen, das Geld niemals anzurühren, und ich habe mich an dieses Versprechen gehalten. Das ... hat mich nie zuvor gestört.«
»Also bezahlt Mutter für meine Ausbildung«, sagte ich.
»Das hat sie schon immer getan. Sie war es beispielsweise, die Rapelji einstellte.«
»Und auch für meine?«, fragte Elizabeth.
Vater lächelte liebevoll und mit Genugtuung. »Nein, das war meine Idee. Es ist traurig und dumm, aber die Wahrheit ist, dass eure Mutter den Versuch nicht für nötig hält. Sie hatte schon immer die falsche Vorstellung, dass eine gebildete Frau sozial benachteiligt sei.«
»Und trotzdem ist sie selbst ...?« Elizabeth zischte die Worte empört.
Vater wedelte warnend mit der Hand. »Ich muss das genauer ausführen. Sie denkt, eine Frau ist mit genügend Wissen ausgestattet, wenn sie gut genug lesen und schreiben kann, um ihren Haushalt zu führen und sich gewandt in der feinen Gesellschaft bewegen zu können.«
Elizabeth schnaubte.
»Ich habe es jedoch nie so gesehen. Also stellte ich sicher, dass Rapelji für die Zeit, die er mit dir verbrachte, gut entlohnt wurde. Deine Mutter lebte mit der Vorstellung, dass du nicht mehr lerntest als die Dinge, die sie festgesetzt hatte: Rechnen, Lesen und etwas Französisch.«
»Und meine Musik bei Mrs. Hornby?«
»Ja.«
»Da jedes Mädchen in der feinen Gesellschaft singen und spielen können muss?« Es war weniger eine Frage als eine verächtliche Feststellung.
»Ja.«
»Andererseits würde die Fähigkeit, vernünftig zu urteilen und logisch zu denken, mich in eine sehr ungünstige Lage versetzen?«
»Aus ihrer Sicht ja.«
Elizabeth stand auf und schlang die Arme um ihn. »Dann danke ich dir, Vater!«
Er lachte über die Umarmung. »Schon gut. Ich habe dir vielleicht keinen Gefallen getan, Mädchen.«
»Das macht mir nichts aus.« Sie löste ihren Griff. »Aber was ist jetzt damit, dass Jonathan nach England gehen soll?«
Sein Lachen wurde zu einem Seufzen. »Es ist ihr Geld, das diesen Ort versorgt, unsere Leiber mit Kleidern bedeckt und unsere Münder mit Essen füllt, und aus diesem Grund fühlt sie sich berechtigt, auszusuchen, wo du deine Ausbildung erhalten sollst. Sie scheint fest entschlossen zu sein, aber ich werde mit ihr reden. Es gibt auch noch andere Gründe, nach Harvard zu Sehen, als die Tatsache, dass es näher liegt als England.«
»Und was passiert, wenn sie nicht zuhören will?«, fragte ich niedergeschlagen.
»Diese Möglichkeit existiert. Du musst möglicherweise damit leben.«
»Aber seit heute Nacht... geht es Mutter nicht gut.«
»Du musst kein Blatt vor den Mund nehmen, Jonathan. Wir alle wissen, dass sie da nicht bei vollem Verstand war. Ihr Vater war genauso. Er steigerte sich in einen bösen Wutanfall hinein, bis man annahm, sein Hirn würde explodieren. Dann ging der Anfall vorbei, und er vergaß nicht nur, was ihn geärgert hatte, sondern stritt sogar ab, dass er überhaupt ärgerlich gewesen war. Was für ein Gift auch immer in seinem Blut verborgen lag, es ist ebenfalls in eurer Mutter vorhanden.«
»Und in uns?« Elizabeths Augenbrauen kletterten in die Höhe.
Vater zuckte die Achseln. »Das liegt in Gottes Hand, Mädchen, aber ich habe versucht, euch beide mit all der Liebe zu erziehen, die zu geben der alte Fonteyn unfähig war. Ich glaube, das hat den Unterschied ausgemacht.«
»Wir sind überhaupt nicht wie sie«, sagte sie dankbar.
Er berührte ihr Kinn leicht mit einem Finger und warf mir einen kurzen Blick zu. »Vielleicht ein bisschen, rein äußerlich. Ich wünschte, ihr hättet sie damals gekannt.« Er zeigte auf das Porträt. »Alles war damals so anders, aber mit den Jahren begann das Gift nach außen zu dringen. Sie veränderte sich allmählich. Sie begann Dinge von mir zu erwarten, die ich nicht erfüllen konnte. Sie wollte, dass ich zum Richter ernannt werde, aber ich hatte niemals die Neigung zum Richteramt. Sie fixierte sich so unerbittlich darauf, wie ihr Vater auf sein Geld fixiert war. Ich hätte tun können, was sie wollte, aber das wäre nicht das gewesen, was ich wollte. Schließlich erkannte ich, dass ich mich in ihre kleine Marionette verwandelte. Ich wäre nicht mehr mein eigener Herr gewesen, sondern etwas, das an sie, und dadurch auch an ihren toten Vater, gefesselt wäre. In ihren klaren Momenten wusste sie das,
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