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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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zugeben, dass sich in meinem Gehirn jetzt alles so schnell dreht, dass ich kaum in der Lage bin zu atmen. Ich bitte nur um ein wenig Zeit, um mich zu erholen, sodass ich Ihnen später meine ganze Aufmerksamkeit widmen kann.«
    »Also gut. Ich nehme an, du wirst davonrennen, um Elizabeth alles zu erzählen.«
    Auf diese korrekte Annahme meiner Handlungsweise, die sie wirklich nichts anging, vollführte ich eine weitere höfliche Verbeugung, die sie interpretieren konnte, wie es ihr beliebte.
    »Du bist entlassen. Aber behalte in Erinnerung: Kein Streit und keine weiteren Dummheiten. Nach Cambridge zu gehen ist die größte Chance, die du jemals erhalten wirst, um etwas aus dir zu machen.«
    »Ja, Mutter.«
    Ich verbeugte mich noch einmal, wobei ich mich langsam, aber nervös zur Tür bewegte.
    »Schließlich ist es zu deinem eigenen Besten«, schloss sie ruhig.
    Ärger durchflutete mich erneut, als ich mich umdrehte und aus dem Raum stolzierte. Wie sehr sie diese Idee liebte. Gott schütze mich in Zukunft vor all den grässlichen Leuten, die versessen darauf sind, Dinge zu meinem eigenen Besten zu tun. Bisher gab es davon nur eine in meinem Leben, nämlich meine Mutter, und sie war mehr als genug.
    Ich schloss die Tür leise hinter mir und schlich die Halle hin unter, bis zwischen uns ein Abstand lag, der groß genug war, dass Lärm nichts mehr ausmachte, und rannte los, als brenne das Haus. Ohne einen Gedanken an eine Jacke oder einen Hut zu verschwenden, stürzte ich hinaus in die kalte Aprilluft. Die Frau erstickte mich. Ich musste mich von ihr und allen Gedanken an sie befreien. Meine Füße trugen mich geradewegs zu den Ställen. Mit seinem Morast, Mist und der Gesellschaft der respektlosen Burschen war dies ein Ort, wo ich sicher sein würde.
    »Hier drüben, Mr. Jonathan!«
    Mein schwarzer Sklave, Jericho, winkte mir zu. Er hob sich kaum von der Dunkelheit eines der Gebäude ab. Obwohl er in erster Linie mein Diener war und aus diesem Grunde im Haus bleiben sollte, schenkte keiner von uns solchen Dingen besonders viel Beachtung. Er stand in der Hierarchie des Haushalts ziemlich weit oben und war deshalb in der Lage, hier und dort eine Regel zu beugen, solange niemand Einwände erhob. Wenn er sich entschloss, die Rolle eines Stallburschen zu übernehmen, verlor er nicht seinen Rang, da die Arbeit mit Pferden für ihn ein Quell der Freude war. Gerade jetzt war er ein Geschenk des Himmels, denn er hatte meinen Liebling Rolly gesattelt und führte ihn zu mir heraus.
    Ich musste lachen ob seiner Voraussicht. »Wie konntest du das erraten? Magie?«
    »Keine Magie«, antwortete er, indem er über den alten Witz zwischen uns lächelte. Er pflegte die Dienstmädchen zu necken, indem er ihnen sagte, er sei in der Lage, ihre innersten Gedanken zu lesen, und dadurch, dass er ein scharfer Beobachter der menschlichen Natur war, hatte er häufiger Recht als Unrecht. Die jüngeren begegneten ihm mit Ehrfurcht, die älteren amüsiert, und ein Mädchen mit ziemlich schlechtem Gewissen bezichtigte ihn der Zauberei.
    »Ich hörte, dass Mrs. Barrett mit Ihnen sprechen wollte. Und bislang kamen Sie jedes Mal her, um es sich von der Seele zu reiten.«
    »Und hier bin ich wieder einmal. Danke, Jericho. Kommst du mit mir?«
    »Ich hatte angenommen, dass Sie die Einsamkeit vorziehen würden.«
    Er hatte wieder Recht. Vielleicht hatte er die geheime Gabe der Prophezeiung.
    Er hielt Rollys Kopf fest, als ich mich in den Sattel schwang, und half mir mit den Steigbügeln. »Ich werde Miss Elizabeth mitteilen, wo Sie sind«, sagte er, bevor ich ihn bitten konnte, genau das zu tun.
    Ich lachte wieder, nicht über ihn, sondern über die wunderbare Normalität, die er repräsentierte, und nahm die Zügel. In dem Wissen darum, was nun anstand und wie begierig ich war loszustürmen, tänzelte Rolly herum und sprang vorwärts, kaum, dass ich ihm ein Zeichen gab. Etwas zu tun, was Mutter missbilligen würde, war das, was ich am dringendsten brauchte, und den Stallplatz im vollen Galopp zu verlassen, um dann über eine Mauer auf die dahinter liegenden Felder zu springen, war eine überaus befriedigende Form der Rache.
    Rolly war fast ebenso scharfsichtig wie Jericho und schien zu spüren, dass ich so schnell und so weit wie möglich stürmen wollte. Der kalte Wind, der uns umtoste, machte mich taub gegen die gellenden Echos ihrer Stimme und blind gegenüber der Erinnerung an ihr verzerrtes Gesicht. Sie schrumpfte zu weniger als nichts zusammen und

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