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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Beyrichen
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behutsam die Rampe hoch.
    »Ach, du weißt doch, dass sie das nicht so meint«, beruhigte Patricia sie. Sie band Goldie im Wagen fest und sprang von der Rampe.
    »Du gewinnst heute bestimmt«, sagte Katie und schaute Patricias Fuchsstute bewundernd an. »Ich wünschte, Missy hätte so viel Talent wie Goldie!«
    »Ich hoff’s mal.« Patricia lachte. »Genug trainiert haben wir schließlich auf alle Fälle. Mein Dad hat schon einen Aufstand gemacht, weil ich in den letzten Wochen kaum noch zu Hause war.«
    Katie verdrehte die Augen und nickte. »Genauso ging’s mir auch. Meine Mum hat mich schon gefragt, ob ich nicht lieber gleich in den Stall ziehen will, dann hätte sie wenigstens den Pferdegeruch nicht mehr in der Wohnung.«
    »Eau de Cheval, was? Hmmmm!«, ertönte ein genießerisches Schnüffeln direkt hinter Patricias Ohr. Gavin hatte sich von hinten an die Mädchen herangeschlichen und wich jetzt ihren Box-hieben aus.
    »Sei vorsichtig, Gavin MacCauley!« Patricia blickte ihn strafend an. »Vergiss nicht, dass ich dich schon damals im Sandkasten mit links besiegt habe. Und nur weil du jetzt einen Kopf größer bist als ich, brauchst du nicht denken, dass das heute anders wäre.«
    Gavin grinste. »Da hab ich aber Angst!«
    »Solltest du auch!« Ein drittes Mädchen gesellte sich zu der Gruppe.
    »Hi Jen«, sagten Patricia und Katie im Chor, während Jennifer ungeschickt versuchte, ihre wilden roten Locken mit einer Haarspange zu bändigen.
    »Warte, ich helfe dir.« Patricia trat hinter sie und drehte den Zopf zusammen. Sie kannte Jennifers Plage mit ihrer widerspenstigen Mähne nur zu gut und war wieder einmal froh darüber, dass ihre eigenen halblangen blonden Haare so problemlos zu frisieren waren. Mehr als eines Gummibands bedurfte es nicht, um stets freie Sicht zu behalten. Sie vermochte kaum zu verstehen, wie andere Mädchen in ihrem Alter jeden Tag Stunden vor dem Spiegel verbringen konnten. Für Patricia war das Verschwendung wertvoller Zeit, die man so viel besser für die Pferde aufwendete.
    »Danke, ich dachte schon, ich schaff’s nicht mehr rechtzeitig«, sagte Jennifer atemlos. »Linus wollte sich einfach nicht die Hufe auskratzen lassen.«
    »Er ist halt nervös vor dem Turnier«, meinte Patricia. »Die Pferde merken doch ganz genau, dass heute was Besonderes los ist.« Doch auch Patricia selbst musste sich eingestehen, dass sie aufgeregt war, als sie endlich alle im Wagen saßen und die Kolonne den Hof verließ. Vor einiger Zeit hatte sie ihren vierzehnten Geburtstag gefeiert, das hieß, die Zeit der Kinderturniere mit den relativ einfachen Parcours war endgültig vorbei. Heute sollte sie nun zum ersten Mal in der Altersklasse bis achtzehn starten. Gavin, der gerne betonte, dass er schließlich einen ganzen Monat älter war als sie, hatte dieses bahnbrechende Erlebnis bereits hinter sich, doch seine gut gemeinten Ratschläge trugen nicht
    unbedingt dazu bei, dass Patricias heimliche Nervosität nachließ.
    Sie hatten die Stadt nun hinter sich gelassen und fuhren über schmale kurvige Landstraßen. Patricia sah zwar zum Fenster hinaus, doch sie war so in Gedanken vertieft, dass sie keinen Blick hatte für die grünen Hügel und die niedrigen, von Brombeersträuchern überwucherten Steinmauern zu beiden Seiten der Straße.
    Sie war nur froh, dass ihre Eltern heute keine Zeit hatten zuzusehen. Obwohl sie es früher gemocht hatte, wenn zumindest ihre Mutter ihr öfters bei Turnieren zusah, fand sie es inzwischen eher lästig. Schließlich war sie kein kleines Kind mehr, das seine Mama neben sich brauchte. Und ihr Vater verband seine Fragen nach ihren Freizeitbeschäftigungen in letzter Zeit ohnehin mehr und mehr mit bohrenden Nachforschungen, ob denn die Schule auch nicht darunter leide – und das konnte sie schon nicht mehr hören.
    Patricia schnitt unwillkürlich eine Grimasse. Solche Unterstellungen nervten einfach. Immerhin hatte sie trotz allem ein einigermaßen gutes Zeugnis mit nach Hause gebracht – ein weitaus besseres als ihr jüngerer Bruder Ivan – und man konnte ja schließlich nicht die ganze Zeit lernen.
    Sie bemerkte, dass Gavin sie fragend ansah.
    »Musste nur gerade an meinen Dad denken«, erklärte sie und grinste schief.
    Gavin grinste zurück und nickte. Er wusste, was sie meinte, denn er kannte ihre Familie seit Langem. Patricia konnte sicher sein, dass Gavin sie verstand.
    Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück und atmete tief durch. Jetzt freute sie sich richtig auf das

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