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Der Ruf des Kulanjango

Der Ruf des Kulanjango

Titel: Der Ruf des Kulanjango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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zum Platzen. Aber das war ein Geheimnis, das Geheimnis von Iona und mir. Und wir hatten uns versprochen, es niemandem zu erzählen.
    Graham goss sich eine Tasse Tee ein und lachte. »Er hatgestern gar nicht Fußball gespielt. Er war droben am Hügel und flatterte wie ein winziger Piepmatz herum. Ich hab ihn dort oben zusammen mit einem Mädchen gesehen.« Er wandte sich mir zu. »Deine Freundin, stimmt’s?«
    Ich schlug ihn auf den Arm und der Tee ergoss sich über den Tisch.
    »Ach, um Himmels willen, ihr beiden, werdet mal endlich erwachsen!«, rief Mum. »Graham, du bist alt genug, um es besser zu wissen.« Sie wischte den Tee vom Tisch, setzte sich zurück in den Schaukelstuhl und wärmte ihre Füße am Küchenherd. »Was ist das für ein Mädchen?«
    Graham hob die Augenbrauen. »Sie sah mir aus wie die Enkeltochter vom verrückten alten McNair.«
    »Ich hab gehört, dass sie zurück ist«, sagte Mum.
    »Die Tochter von Fiona McNair?«, fragte Dad. Er wandte sich zu Mum.
    »Wart ihr nicht zusammen auf der Schule?«
    Mum nickte. »Ja, aber das ist lang her. Seither ist viel Wasser den Bach runtergeflossen.«
    »Rob hasst die McNairs«, sagte ich. »Er sagt, Ionas Mum hätte seinen Dad bestohlen und sein Geschäft ruiniert. Ist das wahr?«
    Mum begann den Tisch abzuräumen. »Es ist wahr, dass an dem Tag, als Fiona ging, eine Menge Geld gestohlen wurde«, seufzte sie. »Aber um die ganze Wahrheit zu sagen: Robs Dad war überhaupt nie ein ernst zu nehmender Geschäftsmann.«
    »Er wollte einen Erlebnispark einrichten«, sagte Dad, »Radwege durch die Wälder und einen Hochseilgarten in den Bäumen. Das war aber schon ein Verlustgeschäft, bevor Fiona dort arbeitete.«
    »Ist sie nicht Tänzerin?«, warf ich ein. »Das hat mir Iona erzählt. Sie tanzt in den großen Shows in London.«
    Mum und Dad tauschten Blicke aus und Dad beugte sich wieder über sein Magazin. »Na ja, ich hab schon eine Weile nichts mehr von ihr gehört«, sagte Mum, »nur so viel, dass sie ein bisschen getanzt hat.«
    Graham prustete vor Lachen.
    Dad starrte ihn zornig an. »Musst du nicht Schafe füttern?«
    Graham griff sich seine Jacke und haute mir auf den Rücken. »Los, auf zur Schule!«, grinste er. »Komm nicht zu spät!«
    Das war unfair. Graham war achtzehn. Er war mit der Schule fertig und war auf den Hof zurückgekehrt, wo er schon immer sein wollte. Mum und Dad ließen ihn sogar in der Hütte oben am Weg wohnen, in der Großvater gelebt hatte, bevor er starb. Graham meinte, er bräuchte seinen Freiraum. Ich fand es nicht richtig, dass Mum ihm auch noch seine Mahlzeiten kochte und seine Wäsche wusch.
    »Wie ist sie so?«, fragte Mum beiläufig.
    »Wer? Iona?« Ich zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen?«
    Ich kam genau beim Gongschlag auf dem Schulgelände an. Es war Montagmorgen und ich war spät dran. Mein Rad schob ich neben Robs Rad in den Fahrradständer und rannte zum Klassenzimmer. Der Rest der Klasse saß bereits. Die Lehrerin warf mir einen strengen Blick zu und tippte auf ihre Uhr, als ich mich neben Rob und Euan setzte.
    »Was war mit dir am Freitag?«, zischte Euan mir zu. »Du warst viel später daheim als wir. Mum hat aus mir rausgekitzelt, wo wir waren.«
    Das schien Jahre zurückzuliegen, obwohl es erst vor drei Tagen geschehen war.
    »Ich hab noch nach den Schafen gesehen«, log ich.
    »Rate mal, wer neu in unserer Klasse ist.« Rob machte ein finsteres Gesicht und nickte in Richtung der vorderen Tische. »Sie.«
    In diesem Augenblick drehte sich Iona um. Als würde sie spüren, dass wir sie anschauten. In ihrer grauen Schuluniform und der blauen Fleecejacke wirkte sie in unserem Klassenzimmer eigentümlich deplatziert. Das Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, aber hinten hingen dicke verfilzte Strähnen und Zotteln heraus. Sie lächelte mich an, aber ich schaute weg.
    »’ne Irre«, sagte Rob.
    Unsere Lehrerin stellte Iona vor, aber die meisten in der Klasse kannten sie schon. Wenigstens kannten sie ihren Großvater, und das reichte, um einige der Mädchen zum Kichern zu bringen.
    In der Mittagspause war sie ganz allein. Sie saß auf der Mauer auf der anderen Seite des Schulhofs und schaute nach draußen über die Felder. Ich schloss mich einer Gruppe aus meiner Klasse an und wir tauschten Sammelkarten.
    »Sie hat ihr Pausebrot vergessen«, sagte Ruth. »Aber sie sagt es nicht der Lehrerin.«
    »Schau mal, wie die aussieht«, meinte Sarah. »Ich versteh nicht, warum sie Turnschuhe

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