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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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und fasziniert. Und – hoffnungsvoll?
    »Er versteht dich nicht.« Gaetano klatschte laut in die Hände, und Luciens faszinierter Blick richtete sich direkt auf ihn. »Siehst du? Alles erregt seine Aufmerksamkeit. Er steht unter Drogen.«
    »Wenn du ihn schon geweckt hast, kannst du ihm ebenso gut die Zwiebeln geben«, befahl Serafina, und wie ein folgsamer Hund ging Gaetano in den Tunnel zurück, um welche zu holen. Als er zurückkam, hielt er einen seltsam geformten Trichter, eine runde weiße Zwiebel und ein Messer in den Händen und betrat damit Lucs Zelle.
    »Was macht ihr mit ihm?«, fragte Eva. Sie stand halb auf, um zu ihnen zu gehen, doch Mimis Gewicht ließ sie wieder niedersinken. Wenn sie zu viele Schwierigkeiten machte, würden sie sie vielleicht auch noch einsperren. Wenn doch Dane nur erfahren könnte, dass sein Bruder noch lebte! Sie sehnte sich danach, es ihn irgendwie wissen zu lassen. Ihr Blick glitt zum Ausgang.
    »Versuche nicht, irgendetwas Dummes zu tun!«, ermahnte Serafina sie. »Mein Sohn wird ihm nicht weh tun. Die Zwiebel dient nur dazu, dem Jungen Tränen zu entlocken, damit Gaetano sie auffangen kann.« Sie schien gänzlich unfähig, zu begreifen, dass das, was sie hier tat, falsch war!
    Serafina ging hinüber zur Vitrine, nahm ein Messer und eine Schale heraus und begann dann, die Oliven, die Eva gesammelt hatte, aufzuschneiden und ihre Kerne in die Schale zu werfen. »Verzeih, dass ich eine so schlechte Gastgeberin bin, doch wir brauchen diese Oliven ziemlich dringend. Das Beruhigungsmittel, das wir auf euresgleichen anwenden, wird aus den Kernen gewonnen. In kleinen Dosen dämpft es den Duft, doch in großen Mengen betäubt es auch den Verstand. Seit wir den Hain verloren haben, mussten unsere Gäste mit zu wenig davon auskommen, das macht sie unruhig.«
    Eva sah zu, wie das Messer einen weiteren präzisen Schnitt ausführte, und der nächste Kern fiel in die Schale. »Ist es das, was wir werden sollen?«, erkundigte sie sich schwach. »Eure Gäste?«
    Statt zu antworten, fragte Serafina: »Du siehst aus wie dein Vater, wusstest du das?«
    Zorn stieg in Eva auf. »Habt ihr ihn auch hier unten in die Falle gelockt?«
    »Sei nicht albern! Angelo wusste nichts von alldem hier. Er war aus Florenz nach Rom gereist, als wir hier auf einer gesellschaftlichen Veranstaltung zusammentrafen. Gott, er sah so gut aus, wie ein dunkler Engel! Die Frauen flogen ihm förmlich zu. Doch er wollte mich – bis deine Hure von Mutter kam und ihn mir wegnahm. Ich habe sie dafür gehasst!« Das Schneidegeräusch des Messers wurde lauter in ihrer Wut. Dann sah sie Eva an und eröffnete ihr grausam: »Dein Dienstmädchen hat ihn vergiftet.«
    »Das habe ich gestern erfahren.«
    Serafina deutete mit dem Messer in Richtung der Türen. »Aber du wusstest nicht, dass sie hier ist, in einem dieser Räume, nicht wahr? Lungerte heute Morgen vor unserem Haus herum. Sie war völlig hysterisch und hat uns beschuldigt, dich zu verstecken. Sie drohte damit, zur
polizia
zu gehen. Das konnte ich nicht zulassen.«
    Eva würde Odette niemals vergeben können, was sie getan hatte, doch die Frau war wie eine zweite Mutter für sie gewesen, und Eva wollte nicht, dass sie gequält wurde. »Kann ich sie sehen?«
    Serafina schüttelte den Kopf. »Im Augenblick ist sie betäubt, doch sie ist viel zu alt, um von Nutzen für uns zu sein. Sobald Gaetano es einrichten kann, wird sie im Tiber landen.«
    Arme Odette! Ausgerechnet jenen, die für die Ertrunkenen verantwortlich waren, war sie in die Hände gefallen und hatte sich zu genau dem Schicksal verdammt, das sie immer gefürchtet hatte. Lähmendes Entsetzen überfiel Eva, doch sie kämpfte es nieder.
    Serafina richtete sich auf und wischte ihre Hände ab. Sie hatte ihre Arbeit beendet: Die Kerne waren zu einem kleinen Hügel aufgetürmt. »Tano, komm heraus, und behalte sie im Auge! Ich gehe zum Spülbecken.« Sie hob die Laterne und lief in den Tunnel zurück.
    Als Gaetano aus Lucs Raum trat, fühlte Eva seinen Blick im Nacken und zog den Kopf ein. Mimi rührte sich, und Evas Herz zog sich vor Sorge um sie zusammen. Armer Lucien! Arme Odette! Und die anderen hier. Sie fühlte sich zerschlagen, nahezu betäubt von all den schrecklichen Enthüllungen, die eine nach der anderen auf sie einprasselten.
    Von ganzem Herzen wünschte sie sich, sie könnte Mimi vor dem beschützen, was da kommen mochte. Die Tatsache, dass ihre Entführer so bereitwillig belastende Informationen

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