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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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Rituale waren damals wie heute ein Geheimnis. Ihre Anhängerschaft bestand ausnahmslos aus Frauen. Die Anwesenheit von Männern bei ihren Zeremonien war streng verboten. Die Frauen verhüllten sogar männliche Statuen, bevor sie anfingen.«
    »Diese Urne in deinem Zelt auf dem Forum«, erinnerte Dane sich. »Der Mann, der das Mädchen schlägt.«
    »Bona Dea war die Tochter von Faunus«, erläuterte Bastian. »Der Mann war berüchtigt dafür, dass er eine Inzestbeziehung mit ihr anstrebte. Die Mythologie sagt, dass er sie mit Myrtenzweigen schlug und mit Wein betrunken machte – in der Hoffnung, dann seinen Willen zu bekommen.«
    »Ist das alles?«, fragte Dane.
    »Viel mehr ist nicht bekannt. Erscheint dir irgendetwas davon bedeutend oder weckt Erinnerungen?«
    Dane rieb sich frustriert den Nacken. »Gar nichts. Verdammt!«
    »Es gibt detailliertere Hinweise auf den Kult in den Texten in meinem Büro. Ich gehe dorthin und komme dann mit mehr Informationen zurück. Du wirst hier sein?«
    »Ich werde hier sein. Mit Eva.«
    Bastian lief zur Tür, nicht ohne dabei undeutlich etwas über Sturheit und Dummköpfe zu murmeln.
    In der Zwischenzeit waren Eva und ihre Mädchen dabei, den Tempel, der sich im Hain befand, zu erforschen. Mit Hilfe von Fantines Tagebuch, das sie in der Tasche dabeihatte, war es Eva ein Leichtes gewesen, ihn zu finden. Denn das stellte die einzige Orientierungshilfe dar, die ihre Mutter genau aufzuzeichnen geschafft hatte.
    »Er ist sauberer als das Haus«, verkündete Lena.
    »Und kleiner, wie ein kleines Schloss oder ein Theater!«, stimmte Mimi ein. Die beiden hatten recht. Der Tempel war in der Tat ein bezauberndes, strahlend weißes und kreisrundes Gebäude mit einem Säulengang, der um einen teilweise abgeschlossenen zentralen Bereich verlief. Doch der eigentliche Grund, warum es Eva hierherzog, waren die Bäume in der Umgebung des Tempels. Sie sahen anderweltlich aus – ihre Rinde wirkte wie silbernes Satin, ihre Äste waren knorrig und ihre Oliven rund und perfekt.
    Sie leerte die Krümel, die von den Brötchen übrig geblieben waren, aus dem mitgebrachten Korb und füllte ihn mit Oliven. Wenn sie Rom denn bald verlassen mussten, sollte sie so viele Kerne mitnehmen, wie sie nur konnte, um ihre Pulver zuzubereiten.
    Das großartige Mosaik an einer Wand des Tempels hatte Mimi und Lena fasziniert, doch irgendwann hatte Lena sich dann in Evas Nähe zwischen die Wurzeln eines Baumes gesetzt und zeichnete in ein Skizzenbuch, das Pinot mit in ihren Koffer gelegt hatte. Mimi bemerkte es kaum, denn sie war damit beschäftigt, sich ein phantastisches Abenteuer auszudenken, in dem der Tempel eine herausragende Rolle spielte. »Dies kann der Palast sein«, sagte sie gerade. »Und das hier ist das Spielzimmer, in dem ich spiele, weil ich die Prinzessin bin, und … Schau! Da ist ja die Königin!«
    »Na, bist du nicht ein hübsches kleines Ding? Wie lautet dein Name?«, fragte eine kultivierte Frauenstimme.
    »Prinzessin Mimi.«
    Eva wirbelte herum und erblickte zu ihrem Entsetzen Serafina und Gaetano. Dane hatte sein Land mit Zaubern gegen Eindringlinge geschützt, und doch standen sie hier im Tempel zu beiden Seiten von Mimi! Ein hohes rechteckiges Stück des Wandmosaiks hatte sich gedreht und stand nun rechtwinklig zur Wand, offenbar eine verborgene Tür. Und dahinter gähnte ein dunkler Tunnel, der in eine scheinbar endlose Finsternis führte. Furcht stieg in ihr auf, denn Mutter und Sohn hatten plötzlich etwas Bösartiges an sich.
    Evas erster Impuls bestand darin, zu Mimi zu rennen, doch dann fiel ihr Lena ein, die hinter dem Baumstamm unsichtbar für die anderen war. »Rühr dich nicht! Sei ganz still!«, flüsterte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen und hoffte, dass Lena nicht ausgerechnet in diesem Augenblick beschloss, ungehorsam zu sein.
    »Bist du wirklich eine Königin?«, hörte sie Mimis klares unschuldiges Stimmchen fragen.
    »Wie hast du das nur erraten?«, fragte Serafina zurück.
    »Komm her, Mimi!«, rief Eva, während sie sich dem Trio im Tempel vorsichtig näherte. Schnell drängte sie sich an Serafina vorbei und griff nach der Kleinen – in der Hoffnung, sie zu fassen zu bekommen, danach Lena zu ergreifen und zum Haus zu gelangen. Doch Gaetano packte mit einer Hand Eva, mit der anderen Mimi und hielt sie beide in schmerzhaft festem Griff fest.
    »Loslassen!«, kreischte Mimi auf, die urplötzlich die Gefahr spürte.
    »Hände weg von ihr!«, schrie Eva und ließ den

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