Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis
an. »Sir? Sehe ich vielleicht aus wie ein Sir?«
»Ist das vielleicht eine Fangfrage?«, flüsterte Matthew in Justins Richtung, der sofort anfing, unterdrückt zu prusten.
Das war der Augenblick, in dem Captain Fletchers Gesichtsausdruck langsam aber stetig ins Violette abdriftete. Sie holte tief Luft und Scott erkannte, dass er jetzt einschreiten musste, wollte er eine Eskalation verhindern. Er trat einen Schritt vor und brachte seinen Körper damit zwischen den Captain und das Ziel ihrer Wut. Oder vielmehr inzwischen die Ziele ihrer Wut.
»Captain. Ich bitte meine Männer zu entschuldigen, Ma'am.« Er warf einen warnenden Blick über seine Schulter. »Sie haben bisweilen einen etwas eigenartigen Sinn für Humor. Ich fürchte, das ist ein Nebeneffekt unserer Arbeit. Es war mit Sicherheit nicht respektlos gemeint.«
Fletcher funkelte ihn an, hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, jemandem den Kopf abzureißen, und dem Pflichtbewusstsein, sich wie ein Captain der Raumflotte zu verhalten.
Dann entspannte sie sich etwas. Falls man in ihrem Fall von so etwas wie Entspannen sprechen konnte.
»Also schön«, gab sie nach. Mit einem letzten wütenden Blick auf Calloway und Russel drehte sie sich um. »Ensigns, bringen Sie die Teams in ihre Quartiere. Leopard auf Steuerbord. Panther auf Backbord.«
»Aye-aye, Ma'am«, antworteten die Junioroffiziere im Chor. Einer von ihnen schien dabei mit einem Lachanfall zu kämpfen. Scott betete, dass sich der Junge wenigstens lange genug im Zaum halten konnte, bis Fletcher verschwunden war. Auf eine Fortsetzung des Streits konnte er gern verzichten.
Der Captain steuerte bereits zielstrebig den Ausgang an. Einer der Ensigns bedeutete Scott und dem restlichen Team ihm zu folgen, während der zweite Ensign die Leos wegführte.
Norman stieß einen langgezogenen Seufzer der Erleichterung aus. Matt klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter.
»Du hast wirklich eine warmherzige Art, dir Freunde zu schaffen. Wir sind gerade zwei Minuten an Bord und der Captain hasst dich bereits.«
»Kann ich was dafür, dass die Frau dermaßen empfindlich ist?«
»Dein großes Mundwerk wird dich noch irgendwann den Kopf kosten«, mischte sich Justin lachend in die Unterhaltung ein.
Scott verkniff sich eine Bemerkung. Vor allem deshalb, weil Norman jede Warnung sowieso in den Wind schlagen würde. Er war eben, wie er war, und das bedeutete, dass er auch in Zukunft jeden Gedanken, der ihm in den Sinn kam, aussprechen würde. Das würde ihm tatsächlich eines Tages ernstere Probleme bescheren, als die Standpauke eines gekränkten Captains. Aber bis dahin versprach Normans Art in jedes, aber auch wirklich jedes Fettnäpfchen zu treten, noch den einen oder anderen unterhaltsamen Zwischenfall. Und Matts Art, seinem Freund zu Hilfe zu eilen, nicht minder.
Kapitel 4
»Das Ding ist klasse.« Estebans Stimme überschlug sich fast vor Eifer, als er den in Schwarz lackierten Rumpf des fabrikneuen GLT inspizierte.
Der Transporter war auf der Grundlage herkömmlicher Personenshuttles konzipiert worden, weswegen er auch erhebliche Ähnlichkeiten mit ihnen aufwies. Stumpfer Bug, Stummelflügel. Es war nur etwas länger als normale Shuttles. Die Antriebssektion verjüngte sich nach hinten und auf dem Dach des GLT war ein leichtes Zwillingslasergeschütz montiert. Das Gefährt machte einen sehr schnittigen Eindruck.
»Wer ist denn auf die glorreiche Idee gekommen, es in Kackbraun zu lackieren?«, verlangte Matt zu wissen, während er seine Ausrüstung an Bord brachte.
»Das ist nicht kackbraun, sondern schwarz«, wies Cameron ihn zurecht. »Soll wohl dafür sorgen, dass wir im Weltraum mit bloßem Auge schlechter zu erkennen sind.« Die lederne Hülle mit seinem Präzisionsgewehr hielt er locker in der rechten Hand. Die Deckcrews des Hangars hatten angeboten, die Waffe für ihn zu verstauen, aber er hatte das Angebot auf seine ganz eigene Art abgelehnt, indem er es ignorierte. Für ihn war es Ehrensache, seine Waffe nicht aus der Hand zu geben und selbst zu verstauen. Etwas, das im Übrigen für das ganze Team galt.
»Alle mal herkommen«, rief Scott und rieb sich geistesabwesend die immer noch wunde Stelle hinter dem rechten Ohr, unter der sich nun der Mikrochip mit dem Übersetzungsprogramm verbarg. Sorgfältig breitete er vor der Ausstiegsluke des GLT eine detaillierte Karte ihres Einsatzgebiets auf dem Boden aus.
Die acht anderen Mitglieder seines Teams hatten den Plan zwar
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