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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Chef fit halten. Vielleicht aber könnten sie in die Küche gehen? Er würde sich gerne einen Kaffee brühen. Audrey fragte erst Inger um Erlaubnis, und als die ihr Okay gab, rief sie in der Küche an. Jennifer war ebenso jung und schön wie Inger und Audrey, und sie sagte mit einem so einladenden Lächeln, daß es ihr eine Ehre sein würde, wenn Timothy sie in ihrer bescheidenen Küche besuche, daß er sich nicht gewundert hätte, wenn auch Bentleys Küchenfee ihn zu einem Schäferstündchen hätte verführen wollen. Seine Neugier auf den Dienstherrn dieses ausgesuchten Personals wuchs. Er bedauerte einmal mehr, daß er so wenig über Abraham P. Bentley wußte. Der alte Fuchs hatte sich gründlich eingenebelt. Selbst der Große Bruder hatte in der kurzen Zeit weder ein Foto noch Bentleys Geburtsdatum auftreiben können.
    4.
    Bentley empfing Timothy auf der Terrasse. Die Szene erinnerte Timothy sofort an den Besuch Philip Marlowes bei General Sternwood 5 . Bentley lag in Decken gewickelt in seinem Sessel. Vier Infrarotscheinwerfer ersetzten die inzwischen wolkenverhangene Sonne. Er sah wie eine Mumie aus, zumal sein Schädel mit weißen Tüchern bandagiert war. Kein Wunder, daß er so vertrocknet ist, dachte Timothy. Er versuchte, Bentleys Alter zu schätzen, neunzig – oder gar hundert? Bentley übersah Timothys ausgestreckte Hand und wies auf den Sessel unter dem Sonnenschirm.
    »Machen Sie es sich bequem, Mister Truckle. Von mir aus dürfen Sie auch in Badehosen dasitzen. Hauptsache, Sie sind da und bereit, mir zu helfen.«
    Timothy zog Jackett und Schuhe aus. Audrey fuhr einen Servicewagen an seinen Sessel, dann ließ sie sie allein. Timothy tat Eiswürfel in ein Glas, goß Orangensaft und einen kleinen Schuß Wodka ein, blickte Bentley fragend an, der winkte ab.
    »Alkohol bekommt mir nicht mehr. Übrigens, Sie hätten sich weder Kaffee noch Tee mitbringen müssen, beides ist selbstverständlich im Haus. Ich hatte keine Ahnung, daß Jennifer die Bunnies 6 so kurz hält. Ja –«, Bentley sah Timothy aus müden Augen an, seine Lider waren rot entzündet, »nun verstehen Sie gewiß, warum ich den Trubel der Welt verabscheue. Die einzigen Genüsse, die mir geblieben sind, sind Musik, Macht und ein paar schöne Anblicke. Ich bin, weiß Gott, keiner. Wie alt schätzen Sie mich?«
    Timothy überlegte, was er antworten sollte. Bentley schien wohl stolz auf sein Alter zu sein. »Knapp zweihundert?«
    »Schmeichler!« Seinem Lächeln nach fühlte sich Bentley wirklich geschmeichelt. »Aber die Hundertfünfzig habe ich bald erreicht. Doch genug der Vorrede. Ich werde mit Ihnen nur das Problem besprechen, die Einzelheiten soll Inger Ihnen erklären.«
    »Inger Johnston?« fragte Timothy.
    »Meine Sicherheitsbeauftragte. Die beste ihrer Art, alles in allem. Hochintelligent und äußerst zuverlässig.«
    »Vielleicht ein wenig schreckhaft«, wandte Timothy ein.
    »Sie meinen den Hold up auf Ihrem Korridor?« Bentley nickte. »Ja, das ist ihre schwache Stelle. Sie hat vor ein paar Jahren mit ansehen müssen, wie Gangster ihre Eltern zerstrahlten. Doch im Ernstfall würde sie auch vor einem Rayvolver nicht versagen. Sie ist nicht der Typ des Versagers.«
    »Eine Menge sehr guter Menschen sind Versager«, erwiderte Timothy, »weil ihre speziellen Gaben nicht in ihre Zeit und ihre Umwelt passen. Ich nehme an, auf lange Sicht gesehen sind wir alle Versager, oder wir hätten nicht die Sorte Welt, die wir haben.«
    Bentley sah überrascht auf. Einen Augenblick befürchtete Timothy, sich mit dem Zitat verraten zu haben, doch dann beruhigte er sich; Bentley würde kaum jemals Chandler gelesen haben.
    »Was ist Ihr Problem?« erkundigte er sich.
    »Mein Samen ist gestohlen worden.«
    Timothy war derart überrascht, daß ein Pfiff seinen Lippen entwich. Bentley tat, als habe er es nicht bemerkt.
    »Ich habe ihn schon vor vielen, vor sehr vielen Jahren deponiert, damals, als es so aussah, als könne jeden Tag ein Kernwaffenkrieg ausbrechen. Ich bekam zusammen mit ein paar hundert anderen die Chance, meinen Samen atomkriegssicher aufzubewahren. Als Ausgangsmaterial für eine neue Menschenrasse nach dem Krieg, wie man dachte. Ich sah darin mehr die Chance, so wenigstens in meinen Nachkommen zu überleben. Nun ist der Samen gestohlen worden, und Sie sollen ihn wiederfinden.«
    Jetzt goß Timothy sich einen doppelten Whisky ein, einen 28er »Morning Star«, und nahm einen langen Schluck.
    »Vielleicht ist er längst vernichtet«, meinte er

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