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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Beispiel, in den ›Club der Unsterblichen‹ aufgenommen werden? Ich könnte mich dafür verwenden; in ein paar Wochen findet unser diesjähriges Treffen statt. Dann stünden Ihnen sämtliche chemotherapeutischen und medizinischen Möglichkeiten zur Verfügung, auch jene, die noch auf Jahre hinaus nicht veröffentlicht werden –«
    »Ich weiß«, sagte Timothy.
    »Stimmt. Sie haben ja schon Brooker geholfen. Sagen Sie es offen heraus, Mister Truckle; wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie wählen?«
    »Mich wie ein Fisch im Meer tummeln zu können und wie ein Vogel in den Lüften«, antwortete Timothy.
    »Okay«, sagte Bentley. »Falls Sie es sich nicht anders überlegen, das ließe sich machen. Wenn Sie mein Sperma wiederbeschaffen, können Sie nach Seabridge kommen, sooft und solange Sie wollen, und hier können Sie schwimmen wie ein Fisch im Meer. Und was das Fliegen angeht – die UNIVERSAL hat eine sinnreiche kleine Apparatur entwickelt, die gerade von der Air Force getestet wird, mit der kann man sich ohne großen Aufwand in die Lüfte erheben. Ich werde dafür sorgen, daß Sie eines dieser Geräte bekommen und dazu eine staatliche Fluglizenz.«
    Bentley drückte auf den Knopf an seinem Sessel und bestellte eine Pfeife. Es dauerte nur Sekunden, dann kam eine junge Frau mit einer brennenden Pfeife im Mund. Sie trug nicht wie die anderen Frauen hier eine enganliegende Kombination, sie hatte nur einen Minislip an, und mit der Figur konnte sie bei jeder Miss-Wahl alle Konkurrentinnen mühelos aus dem Feld schlagen. Sie begrüßte Timothy mit einem leichten Neigen des Kopfes, hockte sich neben Bentleys Sessel und rauchte. Bentley sog den Duft mit geschlossenen Augen ein, nach ein paar Zügen schickte er sie wieder fort.
    »Selber rauchen darf ich nicht mehr«, erklärte er, »aber ich liebe das Virginia-Aroma. Außerdem –«, er lachte Timothy zu, »um ein Wort Ihres Lieblingsschriftstellers zu variieren: Sie ist die netteste Hure, mit der ich nie geschlafen habe. Kennen Sie ›Die kleine Schwester‹? Ich besitze alle Romane von Chandler. Wenn Sie sich zwischendurch ein wenig entspannen wollen, bedienen Sie sich bitte. Auch sonst –« Bentley setzte ein faunisches Grinsen auf. »Mein Haus sei Ihr Haus!«
    5.
    »Erst die Arbeit oder erst das Vergnügen?« fragte Inger.
    »Zuerst das Vergnügen«, antwortete Timothy. »Ich möchte ans Meer und endlich schwimmen.«
    Inger führte Timothy in den Keller. Wiederum gelang es ihm nicht, sich einen Eindruck von der Größe und der Konstruktion des Hauses zu machen. Vielleicht führte Inger ihn gerade aus diesem Grund so komplizierte Wege? Sie landeten in einem Raum, dessen gläserne Stirnwand auf den Strand führte.
    »Ziehen Sie sich aus, Tiny«, sagte Inger und öffnete den Reißverschluß ihrer Kombination. Sie trug heute einen mausgrauen Anzug und rot und schwarz gesträhnte Haare. »Ich möchte Sie bei Ihrem ersten Seebad lieber begleiten. Mister Bentley würde es mir nie verzeihen, wenn Ihnen etwas zustieße.«
    »Hier gibt es wohl nur Freikörperkultur?« erkundigte sich Timothy.
    Inger lachte. »Genieren Sie sich vor mir?«
    Timothy hatte keinen Grund, sich zu genieren. Er war zwar klein, doch nicht verwachsen, und sein Körper wies kein Gramm Fett zuviel auf. Inger bestaunte seine Muskulatur.
    »Ist das nur das Werk Ihres Massators, oder treiben Sie Sport, Tiny?«
    Timothy sah keinen Anlaß, ihr zu verraten, was alles er trieb, um sich fit zu halten; er war sicher, einiges davon hätte sie wirklich verwundert. Inger angelte zwei der silberglänzenden Masken vom Regal und machte Timothy vor, wie man sie überzog. Die Maske saugte sich an Schulter und Brust fest.
    »Ein Restprodukt der Raumfahrt«, sagte Inger. Timothy hörte nicht nur ihre Stimme so klar, als spräche sie direkt in sein Ohr, sondern auch alle Außengeräusche. »Man kann mit diesen Masken praktisch in jedem Medium leben, selbst in einer Methan-Atmosphäre, wenn es nur freien Sauerstoff gibt. Im Meer atmen wir dann wie Fische durch künstliche Kiemen.«
    Sie schubste Timothy in eine Art Duschkabine und nahm eine Dose zur Hand. Ein nach Acetonyn riechender Spray nebelte ihn ein. Timothy mußte sich breitbeinig hinstellen, sich drehen und wenden, Arme und Füße heben; Inger achtete darauf, daß der Spray jeden Zentimeter seiner Haut erreichte.
    »Heute ist das Wasser zwar sauber«, erklärte sie, »aber wir gehen nie ohne Plastic baden. Sie haben gewiß von der Terrasse aus gesehen,

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