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Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Rumpf.
    »Vorsicht«, schreit Eliot.
    Es ist nur eine Sekunde, aber Joona bleibt trotzdem genug Zeit, auf einen Schuss zu verzichten. Ohne nachdenken zu müssen, stellt er sich auf ihre Bewegung ein und macht, als sie zusticht, einen schnellen Schritt nach vorn. Er wehrt ihren Arm ab, packt ihn, lässt die Schultern der Drehung des Körpers folgen und schlägt ihr mit dem rechten Unterarm auf die linke Halsseite. Der Schlag ist so hart und kommt so überraschend, dass die Frau von seiner Wucht nach hinten geworfen wird.
    Joona lässt den Arm mit dem Messer nicht los. Ein Knacken wie von Steinen unter Wasser ertönt, als der Ellbogen gebrochen wird. Die Frau fällt zu Boden und schreit vor Schmerzen auf.
    Ihr Messer fällt scheppernd auf die Fliesen. Joona tritt es fort und zielt mit der Pistole in den Heizungskeller.

113
    Ein Mann mittleren Alters sitzt halb liegend an die Wärmepumpe gelehnt. Er ist mit einem Seil und Klebeband gefesselt und hat einen Stofflappen im Mund.
    Eliot Sörenstam kettet die Frau mit seinen Handschellen an eine Wasserleitung, während Joona vorsichtig zu dem Mann geht, ihm erklärt, dass er Polizist ist, und dann den Lappen aus seinem Mund zieht.
    »Die Kinder«, stößt der Mann keuchend hervor. »Sie sind rausgelaufen, Sie dürfen unseren Kindern nichts tun, sie sind …«
    »Sind hier noch mehr Menschen?«
    Eliot ist schon die Betontreppe hinaufgelaufen.
    »Nur die Kinder …«
    »Wie viele?«
    »Zwei Mädchen … Susanne hat ihnen die Schrotflinte gegeben, sie haben nur Angst, sie haben noch nie ein Gewehr benutzt, Sie dürfen ihnen nichts tun«, fleht der Mann ihn verzweifelt an. »Sie haben einfach nur Angst.«
    Joona läuft die Treppe hoch, gelangt auf der Rückseite des Hauses in den Garten und hört den Mann immer wieder rufen, dass sie den Mädchen nichts tun dürfen.
    Die Fußspuren führen über das Grundstück in den Wald. Zwischen den Bäumen flackert ein Lichtkegel.
    »Eliot«, ruft Joona. »Hier draußen sind nur Kinder!«
    Er folgt mit großen Schritten den Spuren in den Wald und spürt, dass der Schweiß auf seinem Gesicht kalt wird.
    »Sie sind bewaffnet«, ruft Joona.
    Er läuft auf den Lichtschein zwischen den Bäumen zu. Durch sein Gewicht brechen Zweige unter dem Schnee. In der Ferne sieht er Eliot mit Taschenlampe und Pistole vorwärtsstapfen.
    »Bleiben Sie stehen«, ruft Joona, aber sein Kollege scheint ihn nicht zu hören.
    Loser Schnee rutscht von einem Baum und schlägt dumpf auf den Waldboden.
    In dem schwachen Licht kann er die Spur der Kinder und die von Eliot Sörenstam vage zwischen den Bäumen erkennen.
    »Es sind nur Kinder«, ruft Joona erneut und versucht, Zeit zu gewinnen, indem er eine steile Böschung hinunterrutscht.
    Er fällt auf die Hüfte, zieht lose Steine und Zapfen unter dem Schnee mit, schürft sich den Rücken an etwas auf, kommt dann aber wieder auf die Beine.
    Durch die dichten Zweige hindurch sieht er den suchenden Lichtkegel der Taschenlampe und schräg dahinter ein schmales Mädchen, das an einem Baum steht und die Schrotflinte in beiden Händen hält.
    Joona läuft quer durch das Unterholz aus trockenen Zweigen, versucht, sein Gesicht zu schützen, kratzt sich aber dennoch die Wangen auf. Er sieht Eliots Gestalt, die sich zwischen den Baumstämmen bewegt, und das kleine Mädchen, das hinter dem Baum hervortritt und seine Flinte auf den Polizisten abfeuert.
    Die Schrotkörner schlagen nur einen Meter vor der Gewehrmündung in den Schnee. Der Lauf wird hochgeworfen, und ihr dünner Körper gerät durch den Rückstoß ins Wanken. Sie fällt, und Eliot dreht sich um und richtet seine Pistole auf sie.
    »Halt«, ruft Joona und versucht, sich durch Fichtenzweige zu schieben.
    Schnee fällt ihm ins Gesicht und dringt unter seinen Mantel, dann geben die Äste nach, er kommt auf der anderen Seite heraus und bleibt abrupt stehen.
    Eliot Sörenstam sitzt auf dem Waldboden und hält das weinende Mädchen in den Armen. Ein paar Schritte weiter steht ihre kleine Schwester und starrt die beiden an.

114
    Susanne Hjälms Arme sind auf dem Rücken gefesselt. Der gebrochene Ellbogen sieht seltsam aus. Sie schreit hysterisch und setzt sich heftig zur Wehr, als zwei Streifenpolizisten sie die Kellertreppe hochschleifen. Das Blaulicht der verschiedenen Einsatzfahrzeuge lässt die verschneite Landschaft pulsieren wie Wasser. Nachbarn stehen wie stille Geister ein paar Meter entfernt und beobachten das Geschehen.
    Als Susanne Hjälm Joona und Eliot aus

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