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Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Titel: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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unterirdischen Gängen, deren jeder mit mehreren Türen magisch verschlossen war und die sich nur auf reichlich komplizierte Art öffnen und schließen ließen. Es war eine zeitraubende Prozedur.
    Jakob rückte nahe an Maurizio heran und flüsterte mit verschwörerischer Stimme: »Also, jetzt hör gut zu, Käterchen. Meine Madam is’ nämlich nicht nur die Tante von deinem Maestro, sondern sie bezahlt ihn auch. Er liefert ihr, was sie will, und sie macht dicke Geschäfte mit dem ganzen Giftzeugs, das er auskocht. Sie is’ eine Geldhexe, verstehst du?«
    »Nein«, sagte Maurizio, »was ist eine Geldhexe?«
    »Ganz genau weiß ich’s auch nicht«, gab Jakob zu. »Sie kann mit Geld zaubern. Sie macht irgendwie, daß es sich von selber vermehrt. Jeder von den beiden is’ für sich allein schon schlimm genug, aber wenn Geldhexen und Laborzauberer sich zusammentun - gute Nacht! - dann wird’s ehrlich finster auf der Welt.«
    Maurizio fühlte sich plötzlich schrecklich müde. Das alles war einfach zu viel für ihn, und er sehnte sich nach seinem Sammetbettchen.
    »Wenn du alles schon so genau weißt«, fragte er ein wenig weinerlich, »warum bist du dann nicht schon längst zu unserem Hohen Rat und hast es gemeldet?«
    »Ich hab’ auf dich gezählt«, antwortete Jakob Krakel düster, »weil - ich hab’ bis jetzt keine Beweise, daß die zwei unter einer Decke stecken. Bei den Menschen - ich sag’ dir - da is’ Geld überhaupt der springende Punkt. Speziell bei solchen wie deinem Maestro und meiner Madam. Für Geld tun sie alles, und mit Geld können sie alles machen. Es is’ ihr schlimmstes Zaubermittel, das is’ es. Deswegen sind wir Tiere ihnen ja bisher nie auf die Schliche gekommen, weil’s sowas bei uns nicht gibt. Ich hab’ bloß gewußt, daß beim Irrwitzer auch einer von unseren Agenten sitzt - hab’ aber nicht gewußt, wer. Na, hab’ ich mir gedacht, mit dem Kollegen zusammen wird’s schon endlich klappen mit dem Beweis. Besonders heut’ abend.«
    »Wieso besonders heute abend?« erkundigte sich Maurizio.
    Unvermittelt ließ der Rabe ein langes, unheilschwangeres Krächzen hören, das durch alle Räume hallte und dem kleinen Kater durch Mark und Bein ging.
    »Entschuldige«, fuhr Jakob wieder leise fort, »das is’ eben so unsere Art, wenn sich wo was zusammenbraut. Weil, wir fühlen sowas nämlich voraus. Ich weiß noch nicht, was die Vorhaben, aber ich wette meine letzten Federn, es is’ eine ungeheure Menscherei.«
    »Eine was?«
    »Naja, Schweinerei kann man doch nicht sagen, weil die Schweine, die tun ja nix Böses. Deswegen bin ich doch extra durch Nacht und Sturm hergeflattert. Meine Madam weiß gar nix davon. Ich hab’ eben auf dich gezählt. Aber jetzt hast du deinen Maestro ja schon eingeweiht und damit is’ sowieso alles Essig. Ich wollt’ wirklich, ich wär’ bei meiner Amalia im warmen Nest geblieben.«
    »Ich dachte, deine Frau heißt Klara?«
    »Das is’ eine andere«, schnarrte Jakob unwillig, »außerdem geht’s jetzt nicht darum, wie meine Frau heißt, sondern daß du alles verpatzt hast.«
    Maurizio schaute den Raben verwirrt an.
    »Ich glaube, du siehst immerund überall schwarz. Du bist ein Pessimist.«
    »Stimmt!« bestätigte Jakob Krakel trocken. »Und deswegen hab’ ich fast immer recht. Wollen wir wetten?«
    Der kleine Kater machte ein trotziges Gesicht.
    »Also gut. Um was?«
    »Wenn du recht hast, verschluck’ ich einen rostigen Nagel, wenn ich recht hab’, tust du’s. Einverstanden?«
    Maurizio gab sich Mühe, möglichst lässig zu wirken, trotzdem zitterte seine Stimme ein wenig, als er antwortete: »Top! Die Wette gilt.«

    Jakob Krakel nickte und begann unverzüglich, das Labor zu inspizieren. Maurizio lief neben ihm her. »Suchst du jetzt schon den Nagel?«
    »Nein«, antwortete der Rabe, »ein passendes Versteck für uns.«
    »Wozu denn?«
    »Na, weil wir die Herrschaften doch heimlich belauschen müssen.«
    Der kleine Kater blieb stehen und sagte entrüstet: »Nein, sowas mache ich nicht. Das ist unter meinem Niveau.«
    »Unter was?« fragte Jakob.
    »Ich meine, sowas ist einfach nicht ritterlich. Das tut man nicht. Ich bin doch kein Halunke!«
    »Ich schon«, sagte der Rabe.
    »Aber man lauscht doch nicht heimlich«, erklärte Maurizio. »Das gehört sich einfach nicht!«
    »Was würdest du denn tun?«
    »Ich?« - Maurizio überlegte. - »Ich würde den Maestro einfach fragen, geradeheraus, Auge in Auge.«
    Der Rabe guckte den Kater von der Seite an

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