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Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Titel: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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und schnarrte: »Brav, Herr Graf! Auge in Auge, das würde ganz schön ins Auge gehen.«
    Inzwischen waren sie in einem dunklen Winkel vor einer großen Blechtonne angelangt, deren Deckel offen- stand. S ONDERMÜLL stand darauf geschrieben.
    Die beiden Tiere beäugten die Schrift.
    »Kannst du lesen?« fragte Jakob.
    »Du etwa nicht?« antwortete Maurizio etwas herablassend.
    »Ich hab’s nie gelernt«, gab der Rabe zu. »Was steht denn da?«
    Maurizio konnte der Versuchung, sich vor dem Raben aufzuspielen, nicht widerstehen.
    »Es heißt K ÜCHENABFÄLLE oder - ach nein - es heißt B RENNSTOFF - obwohl es eigentlich mehr mit einem Zett anfängt...«
    In diesem Augenblick war durch das Sturmsausen draußen ein Geräusch zu vernehmen, das wie das Heulen einer Sirene klang und rasch näherkam.
    »Das is’ meine Madam«, flüsterte Jakob, »die macht immer solchen Höllenlärm, weil sie meint, das wär’ zünftig. Komm, nix wie rein in die Tonne!«
    Er flatterte auf den Rand, aber der Kater zögerte noch.
    Jetzt hörte man eine schrille Stimme, die aus dem Kamin scholl:

»Trali, tralá!
Besuch ist da.
Und weißt du wer?
Da schau mal her!«

    Zugleich fuhr ein Windstoß jaulend durch den Schornstein herunter, daß die Flammen des grünen Feuers geradezu platt gedrückt wurden und dicke Rauchwolken in den Raum quollen.
    »Uijeh!« hustete Jakob Krakel. »Da is’ sie schon. Schnell, Käterchen, eil’ dich doch!«
    Die Stimme aus dem Kamin kam näher und näher. Es klang, als kreische jemand durch ein langes Rohr.

»Geschäfte! Geschäfte!
Durch finstere Kräfte.
Mach mit! Mach mit!
Profit! Profit!«

    Dann war plötzlich ein Ächzen aus dem Schornstein zu hören, und die Stimme murmelte undeutlich: »Moment ... mir scheint... ich bin steckengeblieben ... na? ... so! ... ja, jetzt geht’s weiter.«
    Der Rabe hopste auf dem Tonnenrand herum und krächzte: »Nun komm schon endlich! Los! Hopp!«
    Der kleine Kater sprang zu ihm hinauf, der Rabe schubste ihn mit dem Schnabel hinein und folgte dann selbst. Im letzten Augenblick gelang es ihnen mit vereinten Kräften, den Klappdeckel zu schließen.
    Die schrille Stimme aus dem Kamin war jetzt ganz nah.

»Was kost’ die Welt?
Viel Geld! Viel Geld!
Beim Ausverkauf
geht alles drauf,
doch wir sind reich,
bitte sehr, bitte gleich!
Es zahlt sich aus ...«

    Jetzt fiel ein wahrer Hagel von Geldstücken durch den Schornstein herunter, dann tat es im Kamin einen satten Plumps, der Topf mit der Essenz Nummer 92 kippte um, sein Inhalt verzischte in der Glut (vorläufig würde »Muntermanns Diät« also nicht in den Handel kommen) und mitten in den auflodernden Flammen saß Tyrannja Vamperl und quietschte:

»Wo bleibt der Applaus?«

Unter einer Hexe stellen sich die meisten Leute ein runzeliges, dürres altes Weiblein vor, das einen großen Buckel auf dem Rücken schleppt, viele borstige Warzen im Gesicht und nur einen einzigen langen Zahn im Mund hat. Aber heutzutage sehen Hexen meistens ganz anders aus. Tyrannja Vamperl war jedenfalls das genaue Gegenteil von all dem. Zwar war sie verhältnismäßig klein, jedenfalls im Vergleich zu Irrwitzers langer Gestalt, aber dafür war sie unglaublich fett. Sie war buchstäblich so hoch wie breit.
    Ihre Garderobe bestand aus einem schwefelgelben Abendkleid mit allerhand schwarzen Streifen, so daß sie wie eine überdimensionale Hornisse aussah. (Schwefelgelb war nämlich ihre Lieblingsfarbe.)
    Sie war über und über mit Schmuck und Juwelen behängt, sogar ihre Zähne waren ganz aus Gold, mit blitzenden Brillanten als Plomben. Jedes einzelne ihrer dicken Wurstfingerchen war mit Ringen besteckt und sogar ihre langen Fingernägel waren vergoldet. Auf ihrem Kopf saß ein Hut von der Größe eines Autoreifens, an dessen Krempe hunderte von Geldstücken klimperten.
    Als sie nun aus dem Kamin herauskroch und sich aufrichtete, sah sie aus wie eine Art Stehlampe - allerdings eine sehr teure.
    Im Gegensatz zu den Hexen vergangener Zeiten war sie gegen Feuer immun, es machte ihr nichts aus. Sie patschte nur ärgerlich die Flämmchen tot, die noch auf ihrem Abendkleid herumhüpften.
    Ihr Mopsgesicht mit den dicken Tränensäcken und den schlaffen Hängebacken war so stark geschminkt, daß es einer kosmetischen Schaufensterauslage glich. Als Handtäschchen trug sie einen kleinen Tresor mit Nummernschloß unter dem Arm.
    »Hallooohoho!« rief sie und versuchte, ihrer schrillen Stimme einen süßen Klang zu geben, während sie nach allen Seiten spähte.

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