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Der Saubere Tod

Titel: Der Saubere Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kleeberg
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und aktionsgierig wie angeleinte Jagdhunde vor dem Lautsprecherwagen vorwärtsdrängten und aus gehörigem Abstand die Polizisten mit Gesten und Zurufen provozierten, ohne wirklich auf eine Auseinandersetzung aus zu sein. Mit all ihrem Vorwärtsdrang konnten sie doch nicht verhindern, daß das Tempo der Demonstration von dem Wagen bestimmt wurde, aus dessen Megaphon eine näselnde Stimme zu Mut und Entschlossenheit, dann wieder zu Vernunft und Zurückhaltung aufrief. Dahinter folgte der Rest des Zuges, in kompakten Reihen zuerst, dann in lockerer Formation und gegen Schluß, wohin nur noch Fetzen der Lautsprecherparolen drangen, ein wenig disziplinlos, so daß man nicht recht sagen konnte, wo die Demonstration aufhörte und wo das normale Straßenleben begann.
    Johann und sein Begleiter hielten sich am Rand, auf dem Gehweg, auf der Höhe des Lautsprecherwagens, wo sie einen guten Überblick über alles genossen.
    Entlang dem Gitterzaun, der das Verlagsgebäude schützte,verstummte der Klang der Schritte unter schrillen Pfiffen. Die Demonstranten ballten die Fäuste und spuckten durch die Gitter, und dahinter und auf der Terrasse und an den geöffneten Fenstern standen Menschen mit versteinerten Gesichtern, fotografierten, blickten durch Ferngläser und filmten. Zum ersten Mal war wirklich Haß zu spüren, lag Kampfwille in der Luft, wild und emotionell auf der einen, blasiert und verächtlich auf der anderen Seite, zum ersten Mal rechtfertigte ein Gefühl den ganzen Aufwand.
    Johanns Begleiter blieb stehen und schrie, mit der Hand auf den Komplex hinter sich deutend: Das sind eure Feinde! Lautstark antwortete es ihm, und ein Hagel zustimmender Verwünschungen prasselte auf die Verlagsfront. Der Befreier drehte sich um und rief durch die Gitter die Nächststehenden an, wobei er mit einer Hand über der Schulter wilde Bewegungen ausführte und die andere wie für eine vertrauliche Mitteilung um den Mund schloß: Das sind eure Feinde! Hinter dem Gitter lächelte man wissend, aber plötzlich umstanden drei Schwarzgekleidete Johann und den anderen, und bevor der reagieren konnte, hatte man ihm mit dem Wort: Scheißspitzel! die Lippen blutig geschlagen. Der Befreier stand da mit großen Augen und befühlte mit einer Hand seinen Mund. Die anderen wandten sich an Johann: Und du. Was suchst du hier? Verpiß dich! Johann hatte das Gefühl, nicht hierherzugehören, aber er wollte sich auch die Demonstration nicht verbieten lassen. Er ließ sich etwas zurückfallen und mischte sich unter die Menge. Dabei verlor er den Befreier aus den Augen, der kopfschüttelnd am Zaun stehenblieb und seine blutigen Finger betrachtete. Jemand hinter dem Gitter warf ihm ein Taschentuch zu, aber er beachtete es nicht.
    Jetzt lief die graue Mauer deutlich sichtbar mit, und auf der anderen Straßenseite ragten Hochhäuser aus dem Brachland hinter den Parkplätzen. Der Lärm des Hubschraubersbrach sich in der schwarzen Backsteinschlucht der Kreuzung Friedrichstraße. Beide Auswege waren mit quergestellten Wagen verbarrikadiert, die Demonstration war planvoll kanalisiert. Die Menschen wurden gegeneinander gepreßt und schoben sich Wange an Wange an der in der Sonne blendenden Plexiglaswand vorbei. Dann gab es einen Halt. Johann war an den Rand gedrängt worden. Rufe ertönten, die Fronten gerieten in Bewegung, und die Funken begannen überzuspringen. Johann suchte in den Helmschatten nach Gesichtern. Von hinten wurde gedrückt, und er mußte sich an einem Schild festhalten. Als er die glatte Härte berührte, fühlte er sich sehr nackt, und es war ihm, als müßten jetzt die Schläge auf ihn niederprasseln. Das metallene Rohr der Gaskanone auf dem Wagen zeichnete sich scharf gegen den Himmel ab. Als das Vakuum zu zerplatzen drohte, im Moment der Entladung, da Johann aus den Augenwinkeln die wischenden Formen sausender Knüppel wahrzunehmen glaubte, ertönte ein Ruf, die Kolonne setzte sich wieder in Bewegung, die gestaute Luft entwich langsam im flachen Ausatmen Hunderter von Kehlen.
    Am Landsend folgte die Straße in einer weiten Kurve dem Verlauf der Mauer. Auf einmal war da ein Schrei, und Johann wußte, jetzt begann die Schlacht.
    Die schwarzgekleidete Vorhut jagte johlend zum Sturmangriff vorwärts, kürzte den Weg ab über ein planiertes Trümmergrundstück und überholte so den vorfahrenden Mannschaftswagen, der brüllend Gas gab und die Kurve mit quietschenden Reifen nahm. Also existierte doch ein Plan, gab man sich nicht damit zufrieden, dem

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