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Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schädelring: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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„Morgen werde ich einen gewaltigen Kater haben.“
    Julia ebenfalls, denn morgen würde sie sich mit der Tatsache auseinandersetzen müssen, dass sie einen Menschen getötet hatte. Wie Hartley hatte auch sie Gott gespielt und ein Menschenleben ausgelöscht. Natürlich konnte sie die Tat rechtfertigen, doch jede Sünde hatte ihren Preis und jeder Sünder eine Ausrede.
    „Sind noch andere Unholde in der Gegend?“ fragte sie. „Ich habe nur drei gesehen, sowie Hartley und die Therapeutin.“
    „Ich habe einen erschossen“, sagte Walter. „Ich habe ihm den Mantel abgenommen. Aber ich habe Mitchells Pistole verloren, als ich den Abhang emporstieg. Es war zu dunkel, um nach ihr zu suchen.“
    „Vielleicht befinden sich noch weitere Brüder in der Gegend, aber ich bezweifle es. Es ist nicht genug Geld vorhanden.“
    „Geld?“
    „Ich erkläre es dir später. Verschwinden wir besser von hier.“
    Sie führte Walter zum Pfad hin und umklammerte die Pistole mit der rechten Hand. Vielleicht saßen Gott und Satan bei einer Happy Hour im Jenseits zusammen und stritten sich über Gut und Böse und darüber, wer von ihnen das letzte Würfelspiel um die menschlichen Seelen gewonnen hatte.
    Die Sonne senkte sich hinter den Bergkämmen, als sie den Pfad empor torkelten. Sie waren beide geschwächt. Sie erreichten den Granitgipfel von Cracker Knob, als Dr. Forrests hohe Stimme aus dem Wald ertönte. „Juuulia. Juuulia. Er besitzt Sie, Juuulia.“
    Julia betrachtete die dunklen Wellen der Appalachen in der Ferne und die schwarzen Taschen der Täler. Auf eigenartige Weise hatte Dr. Forrest sie doch geheilt. Im Vergleich zu der geistesgestörten Teufelsanbeterin, die mit den Gedanken ihrer Patienten spielte, war Julia die wohl gesündeste und vernünftigste Person auf der Welt.
    Mit dem Rücken gegen die Felsen gelehnt, ruhten sie sich aus. Walter fummelte einen Moment mit der Hand und hielt ihr etwas hin. „Das gehört dir“, sagte er. „Ich habe es für dich aufbewahrt.“
    Der Silberring. Sie betrachtete den im Mondlicht grinsenden Schädel, die dummen, leeren Augen, die nichts sahen.
    „Freier Wille“, sagte er.
    Sie trat einen Schritt nach vorne und schleuderte den Ring in das Tal unterhalb der Felsen. Judas Stone existierte nicht.
    Sie wusste nicht, wer von beiden sich zuerst bewegte oder ob sie gleichzeitig denselben Gedanken hatten. Sie umarmten sich, ihre Lippen trafen aufeinander und Wärme durchströmte sie. Julia küsste verzweifelt. Sie befürchtete, dass jeder wertvolle Augenblick der Vergangenheit angehörte und nicht mehr zurückgewonnen werden konnte. Dann aber küsste sie Walter erneut und sie wusste, dass diese Augenblicke ihr gehörten, solange sie es wünschte.
    Schließlich traten sie auseinander. Benommen lehnte sich Julia wieder an den Felsen. Sie schwiegen, um den magischen Augenblick, den die Welt ihnen erlaubte, nicht zu stören. Walter nahm sie bei der Hand und führte sie zwischen den Steinblöcken durch die zeitlose Nacht.
    Der Wind wischte sanft die letzen Wolkenfetzen weg. Der Himmel war indigoblau und mit Sternen übersät. Der Mond schien auf den silbernen Wald hinunter. Sie gingen weiter zwischen den Bäumen hindurch und schoben die ihnen den Weg versperrenden Zweige zur Seite.
    Als sie die Hütte erreichten, war Julia erschöpft. Die Reifen des Jeeps waren zerschnitten. Die Unholde wollten ihnen die Flucht erschweren.
    „Sieht ganz so aus, als ob wir zu Fuß gehen müssen“, sagte Walter.
    „Aber nicht heute Nacht“, sagte Julia. „Ich bin fix und fertig.“
    „Nein“, sagte Walter. „Sie können dich nie fertig machen, wenn du es nicht zulässt.“
    „Ich bin ein Berg“, sagte Julia und zwang sich trotz aller Müdigkeit zu einem Lachen. Dann wurde sie ernst. „Wenn du Gott in dein Herz lässt, kannst du ihn je wieder herauslassen?“
    „Freier Wille“, sagte er.
    „Versuchst du noch immer, mich zu retten?“
    „Die Tür ist offen, wenn du darüber sprechen willst.“
    Sie gingen in die dunkle Hütte. Julia hielt die Pistole fest umschlungen und den Finger am Auslöser. Keine fiesen Kerle. Sie war mit den Unholden fertig, mit den echten sowie den eingebildeten. Tür abgeschlossen und Riegel vorgeschoben. Das Haus war gesichert.
    „Soll ich ein Feuer anmachen?“ fragte Walter.
    „Ja“, sagte sie und zog ihn zum Dachboden hin. „Wie du es auf den Felsen getan hast.“
    Julia kletterte die Leiter empor und stieg auf den Dachboden. Sie legte die Pistole nieder und stieß

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