Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
gut wie ausgeschlossen, es sei denn, ich hätte einen Schalldämpfer aufgesetzt und das Ziel mit dem ersten Schuß so weit verfehlt, daß von keinem Umstehenden etwas bemerkt worden wäre. Aber auch wenn ich gleich mit dem ersten Schuß die Stirn treffe, brauche ich den Schalldämpfer, um mir die Flucht zu sichern. Es müssen ein paar Minuten verstreichen, bevor irgend jemand aus der näheren Umgebung des Getroffenen auch nur annähernd begreift, aus welcher Richtung der Schuß gekommen ist.«
    Der Belgier, der jetzt nicht mehr zur Zimmerdecke hinauf, sondern auf den Schreibblock vor sich starrte, nickte mehrmals.
    »In diesem Fall wird es besser sein, wenn Sie Explosivgeschosse verwenden. Ich kann Ihnen eine Handvoll davon zusammen mit dem Gewehr zurechtmachen. Sie wissen, was ich meine?« Der Engländer nickte. »Glyzerin oder Quecksilber?«
    »Oh, Quecksilber, würde ich meinen. Das ist hübscher und sauberer. Gibt es noch weitere Punkte zu besprechen, die das Gewehr betreffen?«
    »Ich fürchte, ja. Um die Waffe möglichst schlank zu halten, sollte nicht nur der Schaft, sondern auch der Kolben entfernt werden. Zum Feuern müßte es eine Schulterstütze erhalten, deren drei Teile sich wie beim Sten-Gewehr auseinanderschrauben lassen. Und schließlich muß es sowohl mit einem hundertprozentig funktionierenden Schalldämpfer als auch mit einem Zielfernrohr ausgestattet sein. Beides muß sich zur Lagerung und zum Transport abschrauben lassen.«
    Der Belgier dachte sehr lange nach und trank gemächlich schluckend sein Bier aus. Der Engländer wurde ungeduldig. »Also, wie ist es - werden Sie es schaffen?« Goossens schien aus seinen Träumereien zu erwachen. Er lächelte, um Entschuldigung bittend.
    »Verzeihen Sie. Es ist ein recht komplexer Auftrag. Aber ja, selbstverständlich schaffe ich das. Schließlich habe ich bislang noch jeden gewünschten Artikel produzieren können. Was Sie da beschrieben haben, ist recht eigentlich eine Jagdexpedition, bei der die Ausrüstung gewisse Kontrollen passieren muß, ohne Mißtrauen zu erwecken. Auf einer Jagdexpedition braucht man ein Jagdgewehr, und das ist es, was Sie bekommen werden. Kein .22er-Kaliber- Gewehr, denn das ist für Hasen und Kaninchen gedacht, aber auch keine .300er-Kanone wie die Remington, weil die sich niemals auf die von Ihnen gewünschten Größenmaße reduzieren ließe.
    Ich glaube, das Gewehr, an das ich denke, wäre schon richtig für Ihre Zwecke. Ein erstklassiges Präzisionsgewehr, das hier in Brüssel in einigen Sportgeschäften zu haben ist. Außerordentlich zielgenau gearbeitet, dabei leicht und schlank. Wird viel für die Gamsjagd und zum Erlegen von anderem Kleinwild benutzt, dürfte aber mit Explosivgeschossen für lohnendere Ziele genau das Richtige sein. Sagen Sie, wird der - hm - Gentleman sich rasch, langsam oder überhaupt nicht bewegen?«
    »Letzteres.«
    »Dann ist es kein Problem. Die Anfertigung einer aus drei getrennten Stahlstreben bestehenden Schulterstütze sowie eines abschraubbaren Abzugshahns ist bloßes Handwerk. Die Befestigung des Schalldämpfers am Ende des Laufs wie auch dessen Kürzung um zwanzig Zentimeter kann ich selbst vornehmen. Man verliert an Zielgenauigkeit, wenn man den Lauf verkürzt. Schade, schade. Sind Sie Scharfschütze?«
    Der Engländer nickte.
    »Dann werden Sie auf hundertdreißig Meter Entfernung mit einem Zielfernrohr bei unbewegtem menschlichem Ziel kaum Schwierigkeiten haben. Was den Schalldämpfer betrifft, so werde ich den selbst bauen. Schalldämpfer sind alles andere als kompliziert, aber im Handel schwer zu bekommen, besonders die langen für Gewehre, weil die zur Jagd nicht gebraucht werden. Nun, Monsieur, Sie sprachen vorhin von zylindrischen Behältern, in denen Sie das zerlegte Gewehr transportieren wollen. Woran hatten Sie gedacht?«
    Der Engländer stand auf und ging zum Schreibtisch hinüber. Über den kleinen Belgier gebeugt, ließ er seine Hand in die Innentasche seiner Jacke gleiten, und eine Sekunde lang schien in den Augen des kleinen Mannes Furcht aufzuflackern. Zum erstenmal bemerkte der Belgier, daß die Augen des Engländers von dem Ausdruck, den sein Gesicht zeigte, gänzlich unberührt blieben und von grauen, streifigen Flecken wie von Rauchschleiern durchzogen waren, die jede Regung, welche sich dort verraten mochte, undurchdringlich verbargen. Aber der Engländer holte nur einen silbernen Kugelschreiber hervor.
    Er drehte Goossens Schreibblock zu sich herum und fertigte mit

Weitere Kostenlose Bücher