Der Schatten aus der Zeit
meine eigene Größe im Verhältnis zu dem gigantischen Gemäuer. Ein Gefühl ungewohnter Kleinheit bedrückte mich, als ob der Anblick dieser aufragenden Mauern von einem menschlichen Körper aus etwas völlig Neues und Abnormes sei. Wieder und wieder blickte ich nervös an mir selbst hinab, leicht verwirrt über meine menschliche Gestalt.
Ich sprang, stürmte und stolperte weiter durch die Finsternis des Abgrunds oft fiel ich hin und verletzte mich, und einmal zerschlug ich fast meine Taschenlampe. Jeder Stein und jede Ecke dieses dämonischen Abgrunds waren mir bekannt, und an vielen Stellen blieb ich stehen, um in verschüttete und zerbröckelnde, aber stets vertraute Bogengänge zu leuchten.
Manche Räume waren völlig in sich zusammengesunken; an-dere waren leer oder mit Trümmern angefüllt. In einigen sah ich Gebilde aus Metall manche fast unversehrt, andere zerbrochen oder völlig zerquetscht und zertrümmert -, in denen ich die kolossalen Sockel oder Tische aus meinen Träumen wiedererkannte. Was sie in Wirklichkeit gewesen waren, wagte ich mir nicht vorzustellen.
Ich fand den nach unten führenden Gang und begann hinabzusteigen. Aber nach einer Weile kam ich an einen gähnenden, zakkigen Spalt, der an seiner schmälsten Stelle kaum weniger als vier Fuß breit sein konnte. Hier war der Steinfußboden nach unten durchgebrochen und hatte unermeßliche, pechschwarze Abgründe freigegeben.
Ich wußte, daß noch zwei weitere Kellergeschosse in diesem titanischen Gebäude sein mußten, und zitterte erneut vor Angst, als ich mich der mit Metallbändern verschlossenen Falltür im tiefsten dieser Keller entsann.
Davor würden jetzt keine Wächter mehr stehen denn was sich darunter verborgen hatte, mußte längst seine fürchterliche Arbeit verrichtet haben und einem langsamen Niedergang anheimgefallen sein. Im Zeitalter der nachmenschlichen Käfer-Rasse würden diese Wesen längst tot sein. Und doch, als ich an die Eingeborenen-Legenden dachte, begann ich wieder zu zittern.
Es kostete mich eine gewaltige Anstrengung, diesen klaffenden Spalt zu überwinden, denn die überall verstreuten Steinbrocken machten einen Anlauf unmöglich; aber mich trieb der Wahnsinn. Ich entschied mich für eine Stelle an der linken Wand wo die Kluft am schmälsten war und auf der anderen Seite nicht allzuviel gefährliche Trümmer herumlagen und nach einer bangen Sekunde erreichte ich wohlbehalten die andere Seite.
Schließlich gelangte ich auf die untere Ebene und stolperte an dem überwölbten Eingang des Maschinenraumes vorbei, in dem phantastische Ruinen aus Metall halb unter den eingestürzten Gewölben begraben waren.
Alles war dort, wo ich es erwartet hatte, und ich kletterte zuversichtlich über die Trümmerhaufen, die den Zugang zu einem riesigen Seitenkorridor versperrten. Dieser Korridor, das wußte ich, würde mich unter der Stadt in die zentralen Archive bringen.
Die Zeit schien stillzustehen, während ich mir springend, stolpernd und kriechend in diesem mit Trümmern vollgestopften Korridor einen Weg bahnte. Hin und wieder konnte ich an den modrigen Wänden Zeichnungen ausmachen manche davon kannte ich, andere schienen seit der Zeit meiner Träume hinzugekommen zu sein. Da dies einer der unterirdischen Verbindungsgänge zwischen mehreren Häusern war, gab es hier keine überwölbten Seitengänge, außer wenn der Tunnel durch die unteren Stockwerke eines Hauses führte.
An einigen dieser Quergänge drehte ich mich lange genug zur Seite, um in wohlbekannte Räume hineinzuschauen. Nur zweimal entdeckte ich wesentliche Änderungen gegenüber dem, was ich im Traum gesehen hatte und in einem dieser Fälle erkannte ich noch die Umrisse des später zugemauerten Eingangs, an den ich mich erinnerte.
Ich schauderte heftig und fühlte eine merkwürdige bleierne Schwäche in mir aufsteigen, als ich eilig und mit Widerwillen die Krypta eines der großen, fensterlosen, verfallenen Türme durchquerte, dessen fremdartige Basaltbauweise von seinem geheimnisvollen, schrecklichen Ursprung zeugte.
Dieses urzeitliche Gewölbe war rund und volle hundert Fuß im Durchmesser, ohne irgendwelche in die dunklen Wände eingemeißelten Zeichen oder Muster. Der Boden war hier nur mit Staub und Sand bedeckt, und ich konnte die Öffnungen sehen, die aufwärts und abwärts führten. Es gab keine Treppen und keine Rampen tatsächlich waren die Türme auch in meinen Träumen völlig von der legendären Großen Rasse unangetastet gewesen.
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