Der Schatten des Highlanders
dem Haus, schaltete das Licht aus und schloss die Tür ab. »Ja, aber jetzt, wo ich gemerkt habe, wie nützlich sie sind, kann ich es nur empfehlen.«
»Ich brauche keines, denn ich muss ab heute nirgends mehr hingehen.«
Er sah sie erstaunt an. »Hat dich Tavish rausgeschmissen?«
»Ja.«
»Muss an dem Veilchen liegen, das du ihm verpasst hast«, sagte er und versuchte vergeblich, ein boshaftes Lächeln zu unterdrücken. »Wie hat es heute ausgesehen?«
»Es entwickelt sich gut.«
»Braves Mädchen!« Er legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie den Weg entlang. »Mach dir deswegen keine Sorgen, Sunny. Wir lassen dich nicht verhungern.«
»Ich habe selbst Geld, Patrick«, erwiderte sie nüchtern.
»Aber wir füttern dich durch, damit du nicht alles ausgeben musst.« Er zog seinen Kragen bis zu den Ohren hoch. »Das ist vielleicht eine Kälte. Lass uns rennen. Wenn wir nicht schneller laufen, werden wir nass bis auf die Knochen - ach, das bist du ja sowieso schon.«
Sie sah ihn verdrießlich an, aber er lachte nur.
»Keine Sorge, du kannst Madelyns Kleiderschrank plündern, wenn wir zu Hause sind. Ich kaufe ihr etwas Neues.«
»Du kaufst ihr doch schon viel zu viel«, murmelte Sunny. »Sie beklagt sich ständig darüber.«
»Ja, ich weiß«, sagte er mit dem selbstzufriedenen Lächeln eines Mannes, der weiß, dass seine Frau ihn vergöttert.
»Komm, wir beeilen uns trotzdem. Hab ich dir gesagt, dass Madelyn ein Dessert gemacht hat? Irgendwas mit Schokolade, extra für dich.«
Nach diesem Tag, dachte Sunny, konnte sie sich ruhig ein bisschen verwöhnen lassen. Sie nickte und eilte weiter mit Patrick den Weg entlang.
Einige Stunden später saß sie mit einer Tasse Tee wieder vor ihrem eigenen Feuer. Es hatte keinen Sinn, früh ins Bett zu gehen, wenn sie am nächsten Morgen keine Verpflichtungen hatte. Ob es wohl doch ein Fehler war, in Schottland zu bleiben?
Aber bald kam sie zu dem gleichen Schluss wie immer: Sie wollte hierbleiben. Sie liebte die Heidegebiete in den Bergen, das Feuer im Kamin und den Regen, der leise auf das Dach über ihr fiel.
Als sie einen Stich in ihrer Hand spürte, fiel ihr auf, dass sie ganz vergessen hatte, was an diesem Abend passiert war. Wie hatte es diese blöde englische Zicke wohl geschafft, sich einen so fürsorglichen, Gälisch sprechenden Highlander zu angeln? Ob man ihn vielleicht dazu bringen könnte, diese Schreckschraube für eine gewitzte, kräuterliebende Amerikanerin sitzen zu lassen?
Sie musste über sich selbst lächeln. Vermutlich nicht. Wenn er so eine anstrengende Freundin hatte, dann war er selber sicher auch anstrengend und damit nicht ihr Typ. Auch Tavish Fergusson mit seiner biederen, knauserigen Art war nichts für sie. Sie wollte einen weitläufigen, entspannten, unabhängigen Mann, der sich nicht überarbeitete. Sie könnte ja das gemeinsame Einkommen mit selbst gezogenem Gemüse und gelegentlichen Einsätzen als Hebamme ergänzen.
Vielleicht würde sie sich aber auch einfach mit ihrer Aufgabe als Heilerin der MacLeods zufriedengeben. Sie würde morgens aufstehen und sich Gedanken zu ihrem Buch über Kräutermedizin machen, das sie schon seit Jahren schreiben wollte. Auch die monatliche Einladung zum Abendessen bei Jamie, mit dem man die Hexe bei Laune hielt, würde sie pflichtgetreu weiterhin wahrnehmen. Vielleicht würde sie beim Öffnen der Tür Jamies Hofsänger Joshua draußen stehen sehen, der sie zum Anwesen der MacLeods begleiten sollte -genau so, wie er sie im vergangenen Jahr jeden Monat abgeholt hatte. Und sollte er sich tatsächlich einmal aufraffen, sich mit ihr zu verabreden, anstatt immer um den heißen Brei herumzureden, dann würde sie sicher nicht Nein sagen. Ihm zumindest müsste sie garantiert kein Veilchen verpassen.
Aber für heute wollte sie dankbar sein für das, was sie hatte, und den Rest dem Schicksal überlassen. Es hatte immer gut für sie gesorgt. Sie spülte ihre Tasse aus, schob die Glut zu einem Häufchen zusammen und ging zu Bett.
Das Geräusch des Regens auf ihrem Dach begleitete sie in den Schlaf.
2
Cameron Hall, Schottland 1375
Robert Francis Cameron Mac Cameron stand bis zu den Knöcheln in Schlamm und Blut und fluchte.
Der Tag war anders verlaufen als geplant. Um ihn herum wimmelte es von Toten und Sterbenden, was ihn sonst nicht weiter gestört hätte, aber heute gehörten zu viele dieser armen Seelen seinem eigenen Clan an. Diese verfluchten Fergussons sollten zur Hölle fahren.
Er hatte
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