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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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entlang und ließ die Frau und ihre eventuellen Sorgen hinter sich. Sie bog um die Ecke des Gebäudes und blieb stehen, um die Aussicht zu genießen.
    Das Dorf war nicht groß, aber für ihre Bedürfnisse genügte es vollauf: Es gab eine Postfiliale, einen Gemüsehändler und ein paar weitere Geschäfte, die Waren verkauften, für die man nicht unbedingt die Fahrt nach Inverness auf sich nehmen mochte. Und, man höre und staune, sogar einen Kräuterladen gab es, in dem sie ein paar Stunden pro Woche arbeitete. Damit vertrieb sie sich die Zeit nach ihren Yogastunden, und das Studio, in dem sie sie erteilte, schloss sich direkt hinten an den Laden an. Wirklich ein bezaubernder Ort. Das Dorf jedenfalls. Der Kräuterladen weniger.
    Sie begutachtete die Ladenfront vor ihr. Fergussons Kräuter-und Gemischtwaren stand dort in nüchternen, schnörkellosen Lettern. Wäre das ihr Laden, so würden die Buchstaben der potenziellen Kundschaft entgegentanzen, würden sie anlocken und einladen, eine Tasse Tee zu trinken und an den Kräutern zu schnuppern. Ihr Schwager, Patrick MacLeod, bot ihr zwar mindestens einmal pro Woche an, den Laden für sie zu kaufen, aber sie hatte bisher stets abgelehnt. Sie hatte selber genug Geld, um zumindest mit in das Geschäft einzusteigen, hatte bisher aber keine Lust dazu verspürt. Sie war nicht zur Ladenbesitzerin geboren, nicht einmal von einem Laden, der Dinge feilbot, die sie liebte. Ihr schwebte etwas anderes vor.
    Sie zog den Kopf ein, als sie unter der Markise durchging, und betrat den Laden. Vermutlich wäre für ihr weiteres Verweilen auf dieser Seite des Großen Teiches eine Heirat durchaus von Vorteil, aber eine Heirat setzte voraus, dass sie in einem Umkreis von 50 Meilen jemanden zum Ausgehen fand. Zwar hielt sie die Augen immer offen - aber ohne großen Erfolg. Sie musterte den Mann hinter der Theke, der ein gewaltiges Veilchen unter seinem rechten Auge zur Schau trug.
    Bei dieser Sorte Mann war das kein bisschen verwunderlich.
    »Sie kommen spät.«
    Tavish Fergusson blickte beim Sprechen nicht einmal zu ihr auf. Er war eingehend damit beschäftigt, etwas auf einem Zettel zu notieren. Vielleicht erstellte er eine Liste all der Flaschen, die sie im Regal nicht in Reih und Glied aufgestellt hatte. Vielleicht berechnete er, wie viele Blättchen Pfefferminze man einem Teebeutel entnehmen konnte, damit dieser trotzdem noch ansatzweise so schmeckte, wie er sollte. Oder vielleicht zählte er auch gerade nach, wie viele Sekunden mittlerweile vergangen waren zwischen dem Augenblick, in dem er gestern versucht hatte, sie im Lagerraum zu begrapschen, und jenem Zeitpunkt, als ihre Faust sein Auge getroffen hatte.
    Nach ihrer Zählung nicht sehr viele.
    Sie trat hinter die Theke und stellte ihre Tasche auf den Boden. »Was soll ich tun?«
    »Seife auffüllen.«
    »Das hab ich gestern gemacht.«
    Er warf ihr einen finsteren Blick zu. »Dann machen Sie es eben nochmal.«
    Seine Grobheit verschlug ihr die Sprache. Nun gut, ein perfekter Gentleman war er nie gewesen, aber zumindest hatte er Höflichkeit vorgetäuscht. Doch offensichtlich sah er dafür jetzt keine Notwendigkeit mehr.
    Sie schürzte die Lippen und schaute nach, was er an diesem Tag bisher unter die Leute gebracht hatte. Sie kontrollierte die nüchternen Metallregale, bestückt mit langweiligen Seifen, dann holte sie eine aus dem Lager, um die einzige zu ersetzen, die offensichtlich gekauft worden war.
    Auf der Suche nach anderen Aufgaben lief sie im Laden umher. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, den Job überhaupt anzunehmen, aber sie hatte einfach eine Beschäftigung gebraucht. Und wie hätte sie die Offerte ablehnen können, wo Tavish ihr doch die Stelle trotz ihrer angeheirateten Verwandten, dem ihm verhassten, etwas weiter entfernt ansässigen MacLeod-Clan, angeboten hatte? Es war ihr wie ein Zeichen ihres guten Willens vorgekommen, anzunehmen. Abgesehen davon war sie fest überzeugt gewesen, alle persönlichen Verwicklungen mit ihm vermeiden zu können, selbst nachdem Tavish ihre alles andere als zarten Hinweise ignoriert hatte und seine Hemden im Versuch, sexy zu wirken, stets immer viel zu weit aufknöpfte.
    Das alles war selbstverständlich vor gestern Abend gewesen. Nach vier Monaten hatte er plötzlich beschlossen, es sei an der Zeit, sie noch um einiges besser kennenzulernen. Als sie einen Karton zum Abfall trug, sah sie kurz zu ihm hinüber. Dieses Veilchen war eine wahre Pracht. Patrick wäre stolz auf sie.
    Es war

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