Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Augenblicke später wieder heraus, warf einen Blick auf Elaidas Gesicht und hätte beinahe losgeheult. Elaida glaubte, sie zu erkennen, obwohl ihr der Name des Mädchens nicht mehr einfiel. Sie hatte Wichtigeres zu tun, als unfolgsamen Kindern etwas beizubringen. »Dein Name?« »Sahra, Elaida Sedai.« Die Antwort des Mädchens kam als atemloses Quieken heraus. Elaida hatte vielleicht nicht viel Interesse an den Novizinnen, aber die Novizinnen kannten sie und ihren Ruf.
    Nun erinnerte sie sich an das Mädchen. Eine Tagträumerin mit beschränkten Fähigkeiten, die niemals wirklich mächtig sein würde. Es war zweifelhaft, daß sie mehr wußte, als Elaida bereits gehört und gesehen hatte, oder daß sie sich an mehr als nur Gawyns Lächeln erinnerte. Eine Närrin. Elaida machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Das Mädchen knickste so tief, daß ihr Gesicht fast die Bodenplatten berührte, und dann floh sie im Laufschritt.
    Elaida sah ihr nicht nach. Die Rote Schwester hatte sich abgewandt und die Novizin bereits vergessen. Als sie den Korridor entlangrauschte, war keine Falte auf ihren glatten Gesichtszügen zu entdecken, aber in ihrem Innern brodelte es. Sie bemerkte nicht einmal die Dienerinnen, die Novizinnen und Aufgenommenen, die ihr hastig auswichen und knicksten, wenn sie an ihnen vorbeilief. Einmal hätte sie beinahe eine Braune Schwester überrannt, die ihre Nase in ein Bündel Papiere gesteckt hatte und nichts sah oder hörte. Die mollige Braune sprang mit einem überraschten Aufschrei zurück, aber Elaida hörte nicht einmal das.
    Kleid oder nicht, sie kannte die junge Frau, die zur Amyrlin hineingegangen war. Min, die bei ihrem ersten Besuch in der Burg bereits soviel Zeit mit der Amyrlin verbracht hatte, obwohl niemand den Grund dafür kannte. Min, die so eng mit Elayne, Egwene und Nynaeve befreundet war. Die Amyrlin hielt den Aufenthaltsort der drei geheim. Da war Elaida ganz sicher. Alle Berichte, sie arbeiteten zur Strafe auf einem Bauernhof, stammten über drei oder vier Ecken letzten Endes von Siuan Sanche selbst. Aber durch diese Art der Verbreitung wurde alles so geschickt verschleiert, daß man ihr keine Lüge nachweisen konnte. Ganz zu schweigen von der Tatsache, daß Elaidas gesamte Bemühungen, diesen Bauernhof zu finden, umsonst gewesen waren.
    »Licht, versenge sie!« Einen Augenblick lang stand offene Wut in ihrem Gesicht. Sie war sich dabei nicht einmal sicher, ob sie Siuan Sanche damit meinte, oder die Tochter-Erbin. Das nahm sich nichts. Eine schlanke Aufgenommene hörte sie sprechen, sah ihr ins Gesicht und wurde so weiß wie ihr Kleid. Elaida schritt an ihr vorbei, ohne sie zu bemerken.
    Von allem anderen abgesehen, machte es sie wütend, daß sie Elayne nicht aufspüren konnte. Elaida konnte manchmal Zukünftiges vorhersagen. Es geschah selten und war nur schwach ausgeprägt, aber immer noch mehr, als irgendeine Aes Sedai seit Gitara Moroso, die vor zwanzig Jahren gestorben war, von sich behaupten konnte. Das erstemal, als eine solche Weissagung über sie gekommen war - sie war damals noch eine Aufgenommene gewesen, aber immerhin clever genug, es für sich zu behalten - hatte sie gesehen, daß die königliche Familie von Andor der Schlüssel zur Niederlage des Dunklen Königs in der Letzten Schlacht sein werde. Sie hatte sich Morgase angeschlossen, sobald klar war, daß diese den Thron besteigen würde, und dann hatte sie geduldig, Jahr für Jahr, ihren Einfluß ausgebaut. Und nun konnte es sein, daß all ihre Mühen und Opfer - hätte sie sich nicht auf Andor konzentriert, wäre sie womöglich längst auf dem Amyrlin-Sitz - umsonst gewesen waren, weil sie Elayne nicht mehr finden konnte.
    Sie zwang sich, wieder nur an das zu denken, was jetzt wichtig war. Egwene und Nynaeve stammten aus dem gleichen Dorf wie dieser eigenartige junge Mann, Rand al'Thor. Und Min kannte ihn ebenfalls, auch wenn sie versucht hatte, diese Tatsache zu verheimlichen. Rand al'Thor war der Schlüssel zu allem.
    Elaida hatte ihn nur einmal in Andor gesehen - als angeblichen Schafhirten von den Zwei Flüssen - aber er sah genau aus wie ein Aielmann. Als sie ihn damals gesehen hatte, war eine Weissagung über sie gekommen. Er war ta'veren und gehörte zu diesen höchst seltenen Menschen, die nicht dem Willen des Rads der Zeit entsprechend in das Große Muster verwoben werden, sondern die statt dessen das. Muster zwangen, sich um sie herum neu zu formen, jedenfalls für eine bestimmte Zeit. Und Elaida hatte um ihn

Weitere Kostenlose Bücher