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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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selbst einem Behüter das Mark in den Knochen gefrieren zu lassen. Und die Schwarzen Ajah... « »Versuche nicht, abzulenken«, sagte die Amyrlin scharf. »Glaubst du, das sei das erste Mal, wo ich erlebe, daß eine Frau Angst um ihren Mann hat? Du kannst es genausogut zugeben.« Min wand sich auf ihrem Stuhl. Siuans Blicke durchbohrten sie, wissend und ungeduldig. »Na ja«, murmelte sie schließlich, »ich werde Euch alles sagen, und es wird uns beiden nicht weiterhelfen. Beim erstenmal, als ich Rand kennenlernte, sah ich die Gesichter dreier Frauen, und eine davon war ich. Ich habe weder vorher noch nachher jemals etwas über mich selbst gesehen, aber ich wußte, was es zu bedeuten hatte. Ich würde mich in ihn verlieben. Alle drei würden wir uns in ihn verlieben.« »Drei. Die beiden anderen. Wer sind sie?« Min lächelte sie bitter an. »Die Gesichter waren verschwommen. Ich weiß nicht, wer sie sind.« »Nichts, was darauf schließen ließe, daß er deine Liebe erwidert?« »Nichts! Er hat mich noch nie richtig angeschaut. Ich glaube, er sieht mich als... als eine Schwester an. Also glaubt nicht, daß Ihr mich als Leine für ihn benützen könnt, denn das wird nicht funktionieren!« »Aber du liebst ihn.« »Ich habe wohl keine Wahl.« Min bemühte sich, nicht zu mürrisch zu klingen. »Ich habe versucht, das Ganze als Scherz zu betrachten, aber ich kann nicht mehr darüber lachen. Ihr glaubt mir vielleicht nicht, aber sobald ich weiß, was etwas bedeutet, geschieht es auch.« Die Amyrlin legte einen Finger nachdenklich an ihre Lippen und musterte Min.
    Dieser Blick machte Min Sorgen. Sie hatte sich eigentlich zurückhalten und nicht soviel sagen wollen, wie sie es nun tatsächlich getan hatte. Sie hatte immer noch nicht alles erzählt, aber eigentlich hätte sie wissen sollen, daß man einer Aes Sedai keine Gelegenheit nachzuhaken bieten durfte, auch wenn ihr nicht klar war, wie sie dieses Wissen benützen könnte. Doch die Aes Sedai hatten Übung darin. »Mutter, ich habe Moiraines Botschaft überbracht und Euch alles berichtet, was ich über die Bedeutung meiner Visionen weiß. Jetzt gibt es keinen Grund mehr, warum ich nicht meine eigene Kleidung wieder anlegen und gehen kann.« »Wohin willst du gehen?« »Nach Tear.« Nachdem sie sich mit Gawyn unterhalten und sich versichert hatte, daß er nicht irgendwelche Narreteien vorhatte. Sie hätte ja am liebsten gefragt, wo sich Egwene und die anderen beiden befanden, aber wenn die Amyrlin das nicht einmal Elaynes Bruder sagen wollte, würde sie es wohl kaum ihr anvertrauen. Und in Siuan Sanches Augen lag noch immer dieser berechnende Blick. »Oder eben dorthin, wo Rand ist. Ich bin vielleicht närrisch, aber sicher nicht die erste Frau, die sich eines Mannes wegen zum Narren macht.« »Aber die erste, die sich des Wiedergeborenen Drachens wegen zum Narren macht. Es wird gefährlich, sich in der Umgebung Rand al'Thors aufzuhalten, sobald die Welt einmal herausfindet, wer er ist und was er ist. Und falls er jetzt Callandor in Händen hält, wird es die Welt schnell genug erfahren. Die Hälfte wird sowieso versuchen, ihn umzubringen, in der Hoffnung, daß sie dadurch die Letzte Schlacht vermeiden können und den Dunklen König daran hindern, wieder freizukommen. Viele, die sich in seiner Nähe aufhalten, werden sterben. Es könnte besser für dich sein, wenn du hierbleibst.« Die Amyrlin klang verständnisvoll, doch Min nahm ihr das nicht ab. Sie glaubte einfach nicht, daß Siuan Sanche viel Verständnis für andere aufbringen könne. »Ich riskiere es; vielleicht kann ich ihm helfen. Mit meinen Visionen. Und es ist ja nicht so, daß er in der Burg sicherer wäre, solange es auch nur noch eine Rote Schwester hier gibt. Sie würden nur einen Mann sehen, der mit der Macht umgehen kann, und darüber die Letzte Schlacht und die Prophezeiungen des Drachen vergessen.« »Viele andere auch«, unterbrach Siuan sie gelassen. »Alte Denkweisen werden nur schwer abgelegt, bei den Aes Sedai genau wie anderswo.« Min sah sie fragend an. Sie schien nun auf einmal auf ihrer Seite zu stehen. »Es ist kein Geheimnis, daß ich mit Egwene und Nynaeve befreundet bin, und auch keines, daß sie aus dem gleichen Dorf kommen wie Rand. Für die Roten Ajah wird diese Verbindung völlig ausreichen. Wenn die Burg herausfindet, was er ist, dann werde ich wahrscheinlich noch vor Ende dieses Tages festgenommen. Egwene und Nynaeve auch, falls Ihr sie nicht irgendwo versteckt habt.« »Dann darf

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