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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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tat das alles als unwichtige Einzelheiten ab. »Aber ich habe schon monatelang nichts mehr von Rand al'Thor gehört. Er steht im Brennpunkt aller Ereignisse. Wo steckt er? Was läßt Moiraine ihn tun? Setz dich hin, Mädchen. Setz dich.« Sie deutete auf den Stuhl am Tisch.
    Min ging mit wackligen Beinen hin und fiel fast auf den Stuhl. Die Schwarzen Ajah! O Licht! Man erwartete von den Aes Sedai, daß sie für das Licht kämpften. Das auf jeden Fall, auch wenn sie ihnen sonst keineswegs immer traute. Die Aes Sedai und all ihre Macht traten für das Licht und gegen den Schatten ein. Und nun stimmte sogar das nicht mehr. Sie hörte sich selbst sagen: »Er ist auf dem Weg nach Tear.« »Tear! Dann also Callandors wegen. Moiraine will, daß er das Unberührbare Schwert aus dem Stein von Tear holt. Ich schwöre, ich hänge sie zum Trocknen in die Sonne! Sie wird sich wünschen, wieder Novizin sein zu können! Dafür kann er noch nicht bereit sein!« »Das war nicht...« Min hielt inne und räusperte sich. »Das war nicht Moiraines Idee. Rand ist allein mitten in der Nacht weggelaufen. Die anderen folgten ihm, und Moiraine hat mich gesandt, um es Euch mitzuteilen. Sie könnten mittlerweile in Tear sein. Vielleicht hat er jetzt Callandor bereits in Händen.« »Seng ihn!« fauchte Siuan. »Er kann genausogut jetzt auch tot sein! Ich wünschte, er hätte niemals den Wortlaut der Prophezeiungen des Drachen erfahren. Wenn ich ihn davon abhalten könnte, noch mehr darüber zu erfahren, dann würde ich es tun.« »Aber muß er denn die Prophezeiungen nicht erfüllen? Ich verstehe das nicht.« Die Amyrlin lehnte sich innerlich erschöpft an ihren Tisch. »Als könne irgend jemand das meiste daran überhaupt verstehen! Er wird nicht durch die Prophezeiungen zum Wiedergeborenen Drachen. Er muß es lediglich einsehen, und falls er hinter Callandor her ist, hat er das wohl auch. Die Prophezeiungen haben den Zweck, der Welt zu zeigen, wer er ist, ihn auf das Kommende vorzubereiten und die Welt auf sein Kommen vorzubereiten. Wenn Moiraine wenigstens ein bißchen Einfluß auf ihn hat, dann leitet sie ihn zu den prophezeiten Dingen hin, bei denen wir einigermaßen sicher sein können, und dann, wenn er bereit ist, sich diesen Herausforderungen zu stellen! Was die übrigen betrifft, hoffen wir, daß es ausreicht, was er sowieso tut. Hoffen wir! Was weiß ich, ob er nicht bereits Prophezeiungen erfüllt hat, die wir überhaupt nicht verstehen. Das Licht gebe, daß es ausreicht!« »Also wollt Ihr ihn wirklich unter Kontrolle halten. Er sagte, Ihr würdet versuchen, ihn zu benützen, aber das ist das erste Mal, daß Ihr es zugegeben habt.« Min fror innerlich. Zornig fügte sie hinzu: »Bisher habt Ihr aber nicht gerade gut gearbeitet, Ihr und Moiraine.« Siuans Erschöpfung schien von ihr abzufallen. Sie richtete sich auf und blickte auf Min hinunter. »Du solltest besser hoffen, daß wir damit Erfolg haben. Hast du geglaubt, wir könnten ihn so einfach frei herumlaufen lassen? Starrköpfig und stur, unausgebildet, unvorbereitet und vielleicht bereits dabei, dem Wahn zu verfallen? Glaubst du, wir können einfach auf das Muster vertrauen, auf sein Schicksal, daß es ihn wie in einer Legende am Leben hält? Das ist keine Legende, und er ist kein unbesiegbarer Held, und wenn sein Faden aus dem Muster herausgeschnitten wird, dann bemerkt das Rad der Zeit seinen Abgang überhaupt nicht, und der Schöpfer wird auch keine Wunder tun, um uns zu retten. Wenn ihm Moiraine nicht die Flügel stutzen kann, könnte er sehr wohl durch eigene Schuld getötet werden, und was haben wir dann erreicht? Wo steht die Welt dann? Das Gefängnis des Dunklen Königs ist schwach geworden. Er wird die Welt wieder berühren - das ist nur eine Frage der Zeit. Wenn Rand al'Thor nicht da ist, um ihm in der Letzten Schlacht gegenüberzutreten, wenn sich der starrköpfige junge Narr vorher umbringen läßt, dann ist die Welt zum Untergang verdammt. Wieder ein Krieg um die Macht, aber diesmal ohne Lews Therin Telamon und seine Hundert Gefährten. Und dann Feuer und Schatten für alle Ewigkeit.« Sie hielt mit einem Mal inne und sah Mins Gesicht scharf an. »Ach so, daher weht der Wind? Du und Rand? Das hatte ich nicht erwartet.« Min schüttelte lebhaft den Kopf und spürte, wie ihre Wangen rot anliefen. »Natürlich nicht! Ich war... Es ist diese Letzte Schlacht. Und der Dunkle König. Licht, allein schon daran zu denken, daß der Dunkle König frei ist, reicht aus, um

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