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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wechselte. Die fünfzig Kinder, die Ordeith begleitet hatten, waren selbst schon derart mürrisch und unausgeglichen, wie Bornhald es noch nie erlebt hatte. Er glaubte, Ordeith habe die Männer wohl selbst ausgewählt, um immer finstere Mienen um sich zu haben, und diese Wahl war charakteristisch für den Mann. Selbst sein Name, Ordeith, bedeutete in der Alten Sprache soviel wie ›Wurmholz‹. Sicher hatte Bornhald seine eigenen Gründe, die ihn hierher führten. Und so würde er eben mit diesem Mann zusammenarbeiten, wenn es nicht zu umgehen war. Aber nur soweit, wie unbedingt nötig.
    »Meister Ordeith«, sagte er mit sorgfältig beherrschter Stimme, »diese Fähre ist der einzige Weg in das Gebiet der Zwei Flüsse hinein und wieder heraus.« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Der Landkarte nach, die er in seinem Gepäck hatte, gab es keinen anderen Übergang über den Taren als gerade hier, denn die oberen Bereiche des Manetherendrelle, der dieses Gebiet nach Süden hin abgrenzte, wiesen keine einzige Furt auf. Im Osten lagen Sumpfgebiete und Moore. Trotzdem mußte es einen Weg nach Westen geben, über die Verschleierten Berge. Seine Landkarte endete aber am Rand der Bergkette. Das wäre allerdings wohl ein ziemlich schwieriger Übergang, bei dem möglicherweise viele seiner Männer den Tod finden könnten, und er hatte nicht die Absicht, Ordeith gegenüber diese wenn auch noch so geringe Möglichkeit zu erwähnen. »Wenn es Zeit wird, wegzureiten, und wenn wir Soldaten aus Andor vorfinden, die das andere Ufer halten, werdet Ihr mit den allerersten hinüberreiten. Es wird euch sicher interessieren, aus der Nähe zu erleben, wie schwer es ist, sich den Übergang über einen solch breiten Fluß zu erzwingen, ja?« »Das ist Euer erstes Kommando, nicht wahr?« In Ordeith' Tonfall lag eine Andeutung von Spott.
    »Dies ist vielleicht der Karte nach ein Teil Andors, aber Caemlyn hat seit Generationen keinen Steuereinnehmer mehr so weit nach Westen geschickt. Selbst wenn diese drei plaudern... Wer glaubt schon drei Kesselflickern? Wenn Ihr glaubt, die Gefahr sei zu groß, dann vergeßt bitte nicht, wessen Siegel Eure Befehle tragen.« Farran sah Bornhald an und war sichtlich kurz davor, nach seinem Schwert zu greifen. Bornhald schüttelte ganz leicht den Kopf, und Farran ließ seine Hand sinken. »Ich habe vor, den Fluß zu überqueren, Meister Ordeith. Ich werde ihn überqueren, auch wenn ich im nächsten Moment höre, daß Gareth Bryne mit der Königlichen Garde bis Sonnenuntergang hier sein wird.« »Selbstverständlich«, sagte Ordeith, der sich plötzlich um Beruhigung bemühte. »Es wird hier genausoviel Ruhm zu ernten geben wie vor Tar Valon, das kann ich Euch versichern.« Seine tiefliegenden dunklen Augen schienen wieder ins Leere zu blicken. »Es gibt auch in Tar Valon Dinge, die ich haben will.« Bornhald schüttelte den Kopf. Und ich muß mit so was zusammenarbeiten.
    Jaret Byar ritt heran und schwang sich neben Farran aus dem Sattel. Byar war genauso groß wie der Hundertschaftsführer und hatte ein langes Gesicht mit dunklen, tiefliegenden Augen. Er sah aus, als habe man jedes bißchen Fett aus seinem Körper herausgekocht. »Das Dorf ist gesichert, Lord Bornhald. Lucellin paßt auf, daß niemand durchschlüpfen kann. Sie haben sich beinahe in die Hosen gemacht, als ich das Wort Schattenfreunde erwähnte. Gibt keinen in ihrem Dorf, sagten sie. Die Leute weiter im Süden, denen könne man das aber zutrauen, sagten sie.« »Weiter im Süden also?« sagte Bornhald knapp. »Wir werden ja sehen. Führe dreihundert über den Fluß, Byar. Farrans Truppe zuerst. Der Rest soll hinter den Kesselflickern nachkommen. Und geht sicher, daß nicht noch mehr von denen verschwinden, ja?« »Wir werden die Zwei Flüsse verheeren«, unterbrach Ordeith ihr Gespräch. Sein schmales Gesicht war verzerrt, und Speichel tropfte ihm von den Lippen. »Wir werden sie auspeitschen und ihnen die Haut abziehen und ihre Seelen verbrennen! Ich habe es ihm versprochen! Jetzt wird er zu mir kommen! Er wird kommen!« Bornhald nickte Byar und Farran zu, sie sollten seinen Befehlen nachkommen. Ein Verrückter, dachte er. Der kommandierende Lordhauptmann hat mir einen Verrückten beigeordnet. Aber wenigstens werde ich den Weg zu Perrin von den Zwei Flüssen auf diese Art finden. Was ich auch tun muß: Ich werde meinen Vater rächen!
    Von einer mit Säulen umgebenen Terrasse auf dem Gipfel eines Hügels aus blickte die Hochlady Suroth über

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