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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Rand.« Es klang, als habe man seine Kehle mit einem Reibeisen bearbeitet.
    »Du konntest durchgehen? Haben sie dir Fragen beantwortet?« Das könnte sich als nützlich erweisen. Er brauchte unbedingt weitere Antworten. Tausend Fragen und viel zu wenige Antworten.
    »Keine Antworten«, sagte Mat heiser. »Sie sind Betrüger. Und sie versuchten, mich umzubringen.« Er nahm das Medaillon in die Hand. Es zeigte einen silbernen Fuchskopf und war so groß, daß es fast seine Handfläche bedeckte. Dann verzog er das Gesicht und steckte es in die Tasche. »Wenigstens habe ich auch etwas von ihnen.« Er zog den eigenartigen Speer zu sich herüber und fuhr mit den Fingern an dem schwarzen Schaft entlang. Die ganze Länge entlang zog sich eine Zeile einer fremdartigen Kursivschrift, links und rechts beendet von jeweils einem in Metall eingearbeiteten Vogel, der noch schwärzer war als das Holz. Rand glaubte, es seien Raben. Auf der Klinge war ein weiteres solches Vogelpaar eingraviert. Mit rauhem, trockenen Lachen stand Mat auf, wobei er sich auf den Speer stützte. Die Schwertklinge endete gerade auf Kopfhöhe. Er dachte nicht daran, das Hemd zuzubinden oder die Knöpfe am Wams wieder zu schließen. »Ich behalte auch den. Ihr Scherzartikel, aber ich behalte ihn trotzdem.« »Wieso Scherz?« Mat nickte. »Was darauf steht.
    ›Solchermaßen wird unser Vertrag niedergeschrieben. Solchermaßen wird die Vereinbarung geschlossen. Der Gedanke ist der Pfeil der Zeit. Die Erinnerung wird niemals verblassen. Worum gebeten wurde, das wurde gegeben. Der Preis wurde bezahlt.‹ Ein netter Scherz, nicht wahr? Ich werde ihnen den eigenen Witz in den Hals stopfen, bis sie ersticken, wenn ich eine Gelegenheit dazu bekomme. Ich gebe ihnen ihr ›Gedanke‹ und ›Erinnerung‹ zurück.« Er zuckte ein wenig zusammen und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. »Licht, mein Kopf tut vielleicht weh! Es dreh sich alles, so wie tausend Bruchstücke von Träumen, und jeder davon ist wie eine Nadel. Glaubst du, Moiraine wird etwas dagegen tun, wenn ich sie darum bitte?« »Da bin ich sicher«, antwortete Rand bedächtig. Mat mußte starke Schmerzen haben, wenn er Hilfe bei einer Aes Sedai suchte. Er betrachtete wieder den dunklen Speerschaft. Der größte Teil der Inschrift war durch Mats Hand verdeckt, doch nicht alles. Was da auch stehen mochte, davon hatte er keine Ahnung. Woher wußte Mat das? Rhuideans leere Fensterhöhlen starrten ihn an. Wir verbergen noch so manches Geheimnis, schienen sie ihm sagen zu wollen. Mehr als du ahnst. Schlimmeres, als du ahnst. »Gehen wir zurück, Mat. Es ist mir gleich, ob wir mitten in der Nacht durch das Tal gehen müssen. Wie du ja sagtest, wird es nachts wenigstens kühler. Ich will nicht länger hier bleiben.« »Das kommt mir entgegen«, sagte Mast hustend. »Solange wir noch einmal einen Schluck Wasser aus diesem Brunnen trinken können... « Rand paßte seinen Schritt dem Mats an. Der ging zuerst ziemlich langsam und stützte sich bei jedem Schritt auf den Speer wie auf einen Wanderstock. Er blieb einmal kurz stehen, um die beiden Figuren zu betrachten, den Mann und die Frau mit den Kristallkugeln, aber dann ging er weiter. Noch nicht. Das hatte noch lange Zeit, falls er vom Glück begünstigt war.
    Als sie den Platz hinter sich hatten, wirkten die unvollendeten Paläste an den Straßen bedrohlich. Ihre gezackten Spitzen hätten Mauern einer gewaltigen Festung sein können. Rand griff nach Saidin, obwohl er keine reale Bedrohung entdecken konnte. Doch er fühlte sie - als bohrten sich mörderische Blicke in seinen Rücken. Rhuidean lag friedlich und menschenleer da. Im blauen Glühen des Nebeldaches gab es keine Schatten. Der Staub auf der Straße wurde vom Wind aufgewirbelt... Der Wind. Es wehte überhaupt kein Wind.
    »Ach, seng mich«, knurrte Mat. »Ich glaube, wir haben Probleme, Rand. Das habe ich nun davon, daß ich in deiner Nähe bleibe. Du bringst mich jedesmal in Schwierigkeiten.« Die Wellen im Staub schlugen schneller empor. Staubkämme vereinigten sich zu dickeren Wellen und bebten erwartungsvoll.
    »Kannst du schneller gehen?« fragte Rand.
    »Lehen? Blut und Asche, ich kann laufen!« Er nahm den Speer schräg vor die Brust und rannte schleppend los.
    Rand lief neben ihm und ließ wieder das Schwert erscheinen. Er wußte wohl nicht, was er gegen Staubwogen ausrichten sollte und was das Schwert überhaupt nützen könne. Es war ja nur Staub. Nein, das ist es, verdammt noch mal, nicht! Es

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