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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Frau, die im Zeitalter der Legenden das Gefängnis des Dunklen Königs gefunden und sich einen Weg hineingebahnt hatte. Hatte sie damals gewußt, was es war? Wie war sie diesem feurigen Verderben entronnen, das er gesehen hatte? Hatte sie sich sogar damals schon dem Dunklen König hingegeben?
    Asmodean rappelte sich mühsam hoch. Er stand unsicher da und stürzte beinahe wieder. Er blutete nicht mehr, aber dünne Blutgerinnsel zogen sich immer noch von den Ohren an den Seiten seines Halses entlang nach unten, und Mund und Kinn waren blutverschmiert. Sein schmutziger roter Mantel war zerrissen, die weißen Spitzen verfilzt und zerfetzt. »Es war meine Verbindung zum Großen Herrn, die mir ermöglicht hat, Saidin zu berühren, ohne wahnsinnig zu werden«, sagte er heiser. »Alles, was Ihr fertiggebracht habt, war, mich genauso verwundbar zu machen, wie Ihr es seid. Ihr könnt mich genausogut laufen lassen. Ich bin kein sehr guter Lehrer. Sie hat mich nur deshalb dafür ausgewählt, weil... « Seine Lippen verzogen sich, als wolle er seine Worte zurückholen.
    »Weil es niemand anderen dafür gibt«, beendete Rand den Satz und wandte sich ab.
    Auf zittrigen Beinen überquerte Rand den breiten Platz, wobei er sich den Weg durch den Schutt bahnen mußte. Er und Asmodean waren von Avendesora aus halb um den Wald aus Glassäulen herumgeschleudert worden. Kristallsockel lagen zwischen umgestürzten Statuen von Männern und Frauen. Einige waren zu Bruchstücken zerbrochen, andere wiesen noch nicht einmal Scharten auf. Ein großer, abgeflachter Ring aus silbrigem Metall lag schief über aus Metall und Stein gefertigten Stühlen, anderen eigenartigen Gegenständen aus Metall und Kristall und Glas, alles in einem Schutthaufen unter zerschmetterten Brocken begraben. Obenauf stand ein schwarzer Metallschaft vollkommen aufrecht in unmöglich scheinendem Gleichgewicht. Aber so ähnlich sah es auf dem ganzen Platz aus.
    Er suchte vom großen Baum aus ein wenig herum und hatte auch schnell gefunden, wonach er gesucht hatte. Er trat Bruchstücke von spiralförmigen Glasrohren aus dem Weg, schob einen einfachen, aus rotem Kristall geschnittenen Stuhl zur Seite und nahm eine fußhohe, weiße Steinfigur in die Hand, eine Frau mit ernstem, würdigem Gesicht in einer langen Robe. Sie hielt eine durchsichtige Kugel in einer Hand. Und die war noch ganz. Für ihn, wie für jeden Mann, war sie genauso nutzlos wie ihr männlicher Zwilling für Lanfear. Er überlegte, ob er sie zerbrechen solle. Wenn er diese Figur auf die Pflastersteine schmetterte, würde die Kristallkugel bestimmt zerplatzen.
    »Danach hat sie gesucht.« Er hatte nicht bemerkt, daß ihm Asmodean gefolgt war. Wankend rieb sich der Mann über den blutverschmierten Mund. »Sie wird Euch das Herz aus dem Leib reißen, um das in die Hand zu bekommen.« »Oder Eures, weil Ihr es vor ihr geheimgehalten habt.
    Sie liebt mich.« Licht, hilf mir. Als würde man von einer tollwütigen Wölfin geliebt.
    Nach einem Augenblick der Überlegung nahm er die weibliche Statuette neben die männliche in seine Armbeuge. Er konnte sie vielleicht doch einmal gebrauchen. Und ich will nicht noch mehr zerstören. Doch als er sich umsah, entdeckte er außer Zerstörung noch etwas. Der Nebel war fast ganz von der Ruinenstadt gewichen. Nur ein paar hauchdünne Nebelschleier schwebten noch zwischen den Gebäuden, die unter der sinkenden Sonne noch immer aufrechtstanden. Der Boden des Tals senkte sich jetzt steil nach Süden zu, und aus dem großen Spalt quer durch die Stadt quoll Wasser! Die Spalte mußte tief sein und bis auf den großen, verborgenen Ozean hinabreichen, der sich dort unten befand. Jetzt lief bereits das untere Ende des Tals voll. Ein See. Er würde sich vielleicht einmal bis zur Stadt hin erstrecken. Ein möglicherweise drei Meilen langer See in einem Land, wo die Menschen schon über ein Wasserloch von zehn Fuß Durchmesser staunten. Menschen würden in dieses Tal ziehen und sich hier ansiedeln. Er sah schon die umgebenden Berge vor sich, wie man an den Hängen Terrassenfelder angelegt hatte, auf denen es grün sproß. Sie würden Avendesora pflegen, den letzten Chorabaum. Vielleicht würden sie sogar Rhuidean neu erbauen. Dann hatte auch die Wüste ihre Stadt. Ob er wohl lange genug leben würde, um das noch zu erleben?
    Mit Hilfe des Angreals, des runden, kleinen Mannes mit dem Schwert, war er in der Lage, eine Tür in die Schwärze zu öffnen. Asmodean trat zögernd mit ihm zusammen

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