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Der Schatten im Norden

Der Schatten im Norden

Titel: Der Schatten im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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sich am Kopf, lehnte sich zurück
und streckte die Beine aus, wobei er darauf achtete,
Chaka nicht zu nahe zu kommen.
»Und warum steht da ein Fragezeichen hinter >North
Star< ?« »Einfach deshalb, weil ich nicht weiß, was es
bedeuten soll. Deswegen ist die spiritistische Séance, von
der du berichtet hast, ja auch so spannend. Was hat sie
doch gleich gesagt?«
Sie nahm das Blatt mit Jims Gekritzel wieder in die
Hand und versuchte zu lesen. » >Hopkinson ist es nicht,
aber das wissen sie nicht... <« Und dann sagte sie >Der
Regulator<. Das ist spannend, Fred. Von dieser Firma ---
North Star --- weiß keiner, was sie eigentlich macht, auch
die Zeitungen nicht. Das Einzige, was ich herausgekriegt
habe, ist, dass es etwas mit einer Maschine, einem
Verfahren oder irgendetwas anderem zu tun hat, das der
>Hopkinsonsche Selbstregulator< genannt wird... «
»Dampfmaschinen haben Regulatoren«, sagte
Frederick. »Und dieser Bellmann wird König des
Dampfs genannt?« »Den Namen hatte er eine Zeit lang.
Vermutlich hielt er sich jemanden, einen Journalisten, der
seine Story brockenweise an die Zeitungen weitergab ---
keine wirklichen Informationen, sondern Puzzleteile, die
ihn interessant und wichtig erscheinen ließen, um ihn für
Anleger interessant zu machen. So nannte man ihn, als er
vor fünf, sechs Jahren hierher kam und seinen Konzern
aufbaute. Doch nun taucht diese Bezeichnung schon seit
einer ganzen Weile nicht mehr auf. Was jetzt über ihn in
der Zeitung steht, ähnelt mehr wirklichen Nachrichten,
freilich sind es nicht eben viele. Er ist fast unsichtbar.
Aber er ist der reichste Mann Europas - und böse dazu,
Fred. Er wirkt zerstörerisch. Wie viele Leute haben wie
meine Klientin ihr Geld in seine Firma investiert, nur
damit er sie in den Ruin führt. Aber ich werde ihn
drankriegen. Er soll alles auf Heller und Pfennig
zurückzahlen. «
Ihre Hände lagen zu Fäusten geballt auf den Knien, und
in ihren Augen loderte es. Der große Hund knurrte leise
neben ihr. »Was hat dieser spiritistische Kram damit zu
tun?«, fragte Frederick nach einer Weile. »Schnappt das
Medium --- Mrs. Budd --- diese Sachen wirklich aus dem
Äther auf oder lügt sie bloß? Ich blicke nicht dahinter. «
»Ich weiß nichts über sie«, sagte Sally. »Aber ich
kannte ein paar Leute in Cambridge --- Wissenschaftler
---, die über solche Phänomene geforscht haben. Da ist
etwas Wahres dran, da bin ich mir sicher. Ich vermute,
sie konnte die Gedanken deines Klienten lesen. Er muss
alle Informationen parat haben. «
»Möglich... Obwohl er nichts von dieser Sache mit den
Funken wusste. Oder von den dreihundert Pfund. Eine
ziemlich mickrige Summe, wenn es um den reichsten
Mann Europas gehen soll. «
»Vielleicht ist ja gar nicht Geld gemeint«, gab Sally zu
bedenken. »Etwa Gewicht? Ist der Kerl so fett?«
»Dampfmaschinen«, sagte Sally.
»Ah. Dampfdruck. Dreihundert Pfund pro
Quadratzentimeter... Kann nicht sein. Vielleicht dient der
Selbstregulator gerade dazu. Er verhindert, dass der
Druck zu weit ansteigt. Aber eigentlich wird so etwas
durch Ventile geregelt. Interessant, interessant. Ich hatte
gestern noch einen anderen Klienten - nicht wirklich
einen Klienten, Jim hat ihn aus dem Variete mit nach
Hause geschleppt --- einen Zauberkünstler. Er hat
Visionen oder so was --- Psychometrie nennt er das ---
und behauptet, einen Mord gesehen zu haben. Mir ist
nicht so recht klar, was er von mir erwartet... «
»Hm. « Sally schien an etwas anderes zu denken.
»Wirst du diese spiritistischen Séancen
weiterverfolgen?«
»Du meinst, ob ich den Fall annehme? Das habe ich
schon. Ich werde bei Nellie Budd vorbeischauen, sobald
ich die Platte entwickelt habe, und dann werden wir
sehen, was sie dazu sagt. Warum fragst du?«
»Komm mir nicht ins Gehege. «
Wütend stand er auf. »Also das liebe ich ja! Das
Gleiche könnte ich auch zu dir sagen, großkotzige
Gräfin, wenn ich dafür nicht zu höflich wäre. Wenn es so
ist, halte ich den Mund. Komm mir nicht ins Gehege!«
Sie lächelte. »Schon gut. Friede. «
Dann verschwand ihr Lächeln wieder und sie sah müde
aus. »Bitte, Fred, sei so gut. Ich muss unbedingt das Geld
zurückholen. Wenn du irgendetwas herausfindest, was
von Nutzen sein könnte, dann würde ich es gern
erfahren.«
»Arbeiten wir doch zusammen. Das wäre doch was. «
»Nein. Wir erreichen mehr, wenn jeder für sich arbeitet.
Ich bestehe darauf. «
Sie würde bei ihrem Standpunkt bleiben, das wusste
Frederick. Also stand er

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