Der Schatten im Norden
meine Arbeit nicht
glücklich bin. Sidney hat damals über alles gründlicher
nachgedacht als ich. Heute wünschte ich, ich hätte wie er
den Mut gehabt, nein zu sagen. Die Vorstellung, dass
mein handwerkliches Können --- und ich bin stolz auf
mein Handwerk --- zum Bau einer solchen
Todesmaschinerie missbraucht wird, macht mich ganz
krank, umso mehr, als die Waffe in die ganze Welt
exportiert werden soll. « Er schwieg und fuhr sich mit
den Händen durch das kurz geschnittene eisengraue
Haar, dann legte er sie rechts und links von seinem Buch
flach auf den Tisch, Sally hätte diesen Mann gemocht,
dachte Frederick.
»Mr. Waterman, ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.
Ich sehe jetzt in vielen Dingen klarer. Aber was wissen
Sie über die Geschäftsleitung der Firma? Sagt Ihnen der
Name Bellmann etwas?« »Bellmann?« Mr. Waterman
schüttelte den Kopf. »Nein, nie gehört. Aber es ist
bekannt, dass ausländisches Kapital in der Firma steckt.
Er ist Ausländer, dieser Mr. Bellmann?«
»Schwede. Aber es gibt auch eine Verbindung nach
Russland. « »Nach Russland! Dazu kann ich etwas sagen.
Sie erinnern sich sicherlich, ich hatte von dem genialen
Konstrukteur gesprochen, der die Maschine entworfen
hat. Sein Name ist Hopkinson. So wurde uns gesagt,
obwohl ihn keiner je gesehen hat. Auf den
Konstruktionszeichnungen, nach denen wir arbeiten, ist
sein Name immer mit HOP abgekürzt. Aber es sieht
merkwürdig aus, so als wären es ursprünglich vier
Buchstaben gewesen und das K sei wegradiert worden.
Und an einer Stelle habe ich etwas gesehen, das
folgendermaßen aussah. Ich schreibe es Ihnen auf. « Er
lieh sich Fredericks Bleistift und schrieb:
Der letzte Buchstabe ist kein K, sondern ähnelt einem
D. Kennen Sie das kyrillische Alphabet, Mr. Garland?
Ich habe ein Interesse für Fremdsprachen, sonst hätte ich
es nicht erkannt. Sobald man den letzten Buchstaben als
ein D liest, ändert sich auch der Wert der anderen
Buchstaben. Dann ist es nämlich Russisch und in unserer
lateinischen Schrift ergäbe das: NORD
»Nordenfels!«, rief Frederick aus. »Mr. Waterman, Sie
haben das Rätsel gelöst!«
»Nordenfels?«, fragte Mr. Waterman.
»Ein schwedischer Ingenieur. In Russland verschollen.
Höchstwahrscheinlich ermordet. Hol's der Teufel... Das
passt alles wunderbar zusammen. Und Sie sagen, dass
man die neue Waffe in ein oder zwei Wochen testen
will?«
»Richtig. Einzelne Komponenten sind schon getestet
worden, der Kessel selbstverständlich, die
Munitionsmagazine und der elektrische Generator. Nun
ist es fast vollständig und man wird alles nach Thurlby
schaffen. Dort oben werden draußen auf dem Meer auch
große Seegeschütze getestet.
Das wäre so weit alles, was ich weiß, Mr. Garland. Aber
nun können Sie mir vielleicht eine Frage beantworten.
Wo liegt Ihr Interesse bei der ganzen Sache? Und was
gedenken Sie zu tun?« Frederick nickte. »Verständliche
Fragen. Ich bin Privatdetektiv, Mr. Waterman, und mich
interessiert der Mann, der hinter allem steht.
Dampfmaschinengewehre sind schließlich nicht illegal,
soviel ich weiß, aber ich erkenne allmählich, welche
Ziele er verfolgt, und sobald ich ihn auf etwas festnageln
kann, tue ich es auch. Ich sage Ihnen aber schon jetzt,
was ich am liebsten mit der Waffe machen würde,
nämlich sie so rasch wie möglich wieder aus der Welt
schaffen. «
»Das ist ein Wort«, sagte Mr. Paton.
»Ich könnte Ihnen jetzt noch zeigen---«, begann Mr.
Waterman, aber im gleichen Moment ging die Tür auf,
und ein anderer Mann trat mit einem Stapel Bücher unter
dem Arm ein. »Oh, Entschuldigung, Henry«, sagte er.
»Lass dich von mir nicht stören. Guten Abend, Sidney...«
Die beiden anderen Männer waren ein wenig verblüfft,
aber Frederick schaltete sofort: »Und welche
Einrichtungen bietet der Arbeiterbildungsverein
außerdem, Mr. Waterman?«
»Ah --- ja, Mr. Garland. Das Ganze ist aus der
Genossenschaftsbewegung entstanden, und der
ursprüngliche Kern war diese Bibliothek... Ein Teil der
Bücher stammt aus einer Schenkung der RochdaleGesellschaft, die Fernunterricht anbietet. « Offensichtlich
hatte der andere Mann nicht die Absicht, wieder zu
gehen. Im Gegenteil, er setzte sich zu den dreien und
begann mit einem Exkurs über die Lokalgeschichte.
Frederick merkte sehr bald, dass man erstens hier sehr
stolz auf die Einrichtung des Arbeiterbildungsvereins war
und zweitens, dass er mit jeder Minute durstiger wurde.
Nachdem er die Einladung, auch noch die übrigen
Räume zu besichtigen,
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