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Der Schattengaenger

Der Schattengaenger

Titel: Der Schattengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Ordnung sein konnte.
    Keine Fragen, keine Antworten. Aber Tilo wusste ja, was passiert war. Imkes Arbeitszimmer hatte eine deutliche Sprache gesprochen.
    Seit einer Stunde saß Tilo nun an ihrem Bett und hing seinen Gedanken nach. Was, wenn es tatsächlich einer seiner Patienten war, der ihr das antat? Er hatte den ganzen Morgen darüber nachgegrübelt, doch man sah den Leuten nicht hinter die Stirn, und gerade Tilo wusste, wie geschickt psychisch Gestörte ihre Gedanken verbergen konnten, ihre Absichten und ihre Gefühle.
    Was, wenn es einer von ihnen war?
    Dann bedeutete Tilo eine Gefahr für Imke, und es wäre besser, sich von ihr fernzuhalten. Er hatte seine Wohnung ja nicht aufgegeben, also könnte er doch, zumindest für eine Weile …
    Imke bewegte sich. Sie stöhnte leise, und Tilo fragte sich, ob es nicht wesentlich gefährlicher für sie wäre, allein in diesem großen Haus zu leben.
    Sie musste abreisen. Alles war vorbereitet. Sobald sie sich besser fühlte, musste sie aufbrechen. Er würde hier die Stellung halten. Für eine gewisse Zeit könnten sie den Stalker womöglich täuschen. Wenn sie Glück hatten, würde er erst ein, zwei Tage später merken, dass Imke ihm entkommen war.
    Tilo hielt es für äußerst unwahrscheinlich, dass er Imke rund um die Uhr beobachtete. Dazu wären Komplizen nötig oder jede Menge Technik.
    Seufzend streckte er die Beine aus, die vom Sitzen steif geworden waren. Er hätte sich gern genauer angeschaut, was der Verrückte in Imkes Zimmer angestellt hatte, aber er wagte nicht, Imke allein zu lassen, nicht mal für ein paar Minuten. Vielleicht …
    Vielleicht ist er immer noch in der Nähe.
    Blitzschnell saß Tilo aufrecht. Sein Blick flog durch das Zimmer. Ihm wurde heiß und kalt. Wie sollte er das Haus durchsuchen, ohne Imke auszuliefern, die hier vollkommen wehrlos lag und schlief?
    Der Kommissar. Tilo hatte seine Nummern gespeichert, sowohl die dienstliche als auch die mobile. Er nestelte sein Handy aus der Tasche.
    »Herr Kommissar«, sagte er leise. »Wir haben ein Problem.«
     
    Fünf Minuten später hastete Bert über den Parkplatz, warf sich in seinen Wagen und preschte los. Es war nicht nötig,  sich so zu beeilen, denn es waren bereits zwei Streifenbeamte zur alten Mühle unterwegs, aber Tilo Baumgarts Anruf hatte Bert elektrisiert.
    Er hatte geahnt, dass der Stalker lediglich so etwas wie eine kreative Pause eingelegt hatte, um seine weitere Strategie festzulegen. Oder es war Teil seiner Zermürbungstaktik gewesen, dem Opfer eine kurze Illusion von Sicherheit vorzugaukeln, um die nächsten Aktionen spektakulärer in Szene setzen zu können. Wer konnte das sagen?
    Und nun war er in Imke Thalheims Haus eingedrungen.
    Verdammt!
    Isa hatte schon angedeutet, dass Intensität und Qualität der Aktivitäten sich mit der Zeit ändern würden.
    »Wenn das Opfer die Gefühle des Stalkers nicht erwidert, dann verstärkt er seine Bemühungen.«
    Bemühungen. Eine geniale Untertreibung.
    »Zeigt das Opfer Angst, so hat das ebenfalls Auswirkungen. Der Stalker will mehr davon, er wird süchtig danach. Wenn er schon keine Liebe bekommen kann, dann wenigstens Furcht. Sein Opfer soll etwas empfinden, das er selbst ausgelöst hat, er selbst, Gott und Teufel in einer Person. Es entsteht eine verhängnisvolle Spirale von Gewalt.«
    Fluchend überholte Bert ein paar Tagträumer und Wochenendausflügler. Es kam ihm vor, als wäre die halbe Stadt mit dem Auto unterwegs. Sogar auf den Nebenstraßen herrschte reger Verkehr. Auf der Flucht, dachte Bert, vor sich selbst und der Langeweile und der Erkenntnis, dass sie sich im falschen Leben eingerichtet haben.
    Und du?, hörte er Margots Stimme. Läufst du etwa nicht davon?
    Damit hatte sie ins Schwarze getroffen.
    Bert war froh, als endlich die Mühle vor ihm auftauchte. Der Streifenwagen stand schon da, ebenso der Wagen der  Spurensicherung. Die Beamten waren im Haus. Einer von ihnen öffnete ihm.
    »Und?«, fragte Bert.
    »Ein Kellerfenster stand offen«, antwortete der Beamte. »Groß genug für einen normalgewichtigen Erwachsenen, um bequem einzusteigen.«
    »Kann der Kerl das gewusst haben?«
    »Sehr wahrscheinlich. Das Ganze sieht nicht nach einer spontanen Aktion aus. Das Fenster führt in den Raum, in dem die Öltanks untergebracht sind. Frau Thalheim lässt es normalerweise einen Spaltbreit offen stehen, damit sich keine schädlichen Dämpfe entwickeln.«
    »Ungesichert?«
    »Sie hat es mit einem Stück Schnur festgebunden, um zu

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