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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Schwert einige dünne Äste ab. Daraus machte er ein Bett für sie, hob sie darauf und breitete dann die Decke über sie. Er untersuchte die Wunde. Soweit er sagen konnte, war nichts gebrochen, doch um die eigroße Beule bildete sich ein häßlicher Bluterguß.
    Er streichelte ihr Gesicht, bewunderte die Zartheit ihrer Haut und ihren schlanken Hals.
    »Ich werde dir nichts zuleide tun, Renya«, sagte er. »Bei allem, was ich bin, bei allem, was ich je getan habe und dessen ich mich schäme - ich habe noch nie einer Frau etwas zuleide getan. Oder einem Kind. Du bist bei mir sicher . Deine Geheimnisse sind bei mir sicher. Ich weiß, wie das ist. Ich stehe auch zwischen zwei Welten - halb Nadir, halb Drenai. Für dich ist es noch schlimmer. Aber ich bin hier. Glaub mir.«
    Dann wandte er sich wieder dem Feuer zu und wünschte, er könnte ihr diese Worte auch dann sagen, wenn sie die Augen geöffnet hatte. Aber das würde er nicht tun; das wußte er. In seinem ganzen Leben hatte er nur einer Frau sein Herz geöffnet: Illae.
    Die schöne Illae, die Braut, die er auf einem ventrischen Markt gekauft hatte. Er lächelte bei der Erinnerung daran. Zweitausend Goldstücke, und er hatte sie mit nach Hause genommen, nur um zu hören, daß sie sich weigerte, das Bett mit ihm zu teilen. »Genug von diesem Unsinn!« hatte er getobt. »Du gehörst mir. Mit Leib und Seele! Ich habe dich gekauft!«
    »Was du gekauft hast, war ein Körper«, gab sie zurück. »Faß mich an, und ich bringe mich um. Und dich auch.«
    »Wenn du es in dieser Reihenfolge versuchst, wirst du eine Enttäuschung erleben.«
    »Verspotte mich nicht, Barbar!«
    »Also schön. Was soll ich dann tun? Dich wieder an einen Ventrier verkaufen?«
    »Heirate mich.«
    »Und dann wirst du mich lieben und ehren, verstehe ich das richtig?«
    »Nein. Aber ich werde mit dir schlafen und versuchen, dir eine gute Gefährtin zu sein.«
    »Dem Angebot kann man nur schwer widerstehen. Ein Sklavenmädchen, das seinem Herrn viel weniger bietet, als er bezahlt hat, dafür aber zu einem höheren Preis. Warum sollte ich das tun?«
    »Warum nicht?«
    Zwei Wochen später hatten sie geheiratet, und die zehn Jahre ihres Zusammenlebens hatten ihm Freude gebracht. Er wußte, daß sie ihn nicht liebte; aber das machte ihm nichts aus. Er mußte nicht geliebt werden, er mußte Liebe geben können. Sie hatte das von Anfang an erkannt und erbarmungslos darauf gesetzt. Er ließ sie nie wissen, daß er das
    Spiel durchschaute; er entspannte sich lediglich und genoß es. Der weise Mann, Kias, hatte versucht, ihn zu warnen.
    »Du gibst zuviel von dir selbst, mein Freund. Du füllst sie mit deinen Träumen und Hoffnungen, deiner Seele. Wenn sie dich verläßt oder verrät, was bleibt dann für dich übrig?«
    »Nichts«, hatte er wahrheitsgemäß geantwortet.
    »Du bist ein Narr, Tenaka. Ich hoffe, sie bleibt bei dir.«
    »Das wird sie.«
    Er war so sicher gewesen. Aber er hatte nicht mit dem Tod gerechnet.
    Tenaka schauderte und zog den Mantel fester um sich, als der Wind auffrischte.
    Er würde das Mädchen nach Sousa bringen und dann weiter nach Drenan reisen. Es würde nicht schwer sein, Ceska zu finden oder zu töten. Niemand kann sich so gut schützen, daß er wirklich sicher ist. Nicht, solange der Meuchelmörder bereit ist zu sterben. Und Tenaka war mehr als bereit.
    Er wünschte den Tod, sehnte sich nach der trostlosen Leere und der Abwesenheit von Schmerz. Jetzt würde Ceska wissen, daß Tenaka auf dem Weg war. Der Brief müßte ihn binnen eines Monats erreicht haben, da er per Schiff nach Mashrapur und von dort nach Nordosten, nach Drenan gebracht wurde.
    »Ich hoffe, du träumst von mir, Ceska. Ich hoffe, ich wandle durch deine Alpträume.«
    »Ich weiß nichts von seinen«, sagte eine gedämpfte Stimme, »aber du wandelst durch meine.«
    Vor ihm stand der Riese mit der schwarzen Maske.
    »Ich bin gekommen, dich zu töten«, sagte er und zog sein Langschwert.
    Tenaka zog sich vom Feuer zurück. Er beobachtete den Mann; seine Gedanken klärten sich, und sein Körper nahm die gewohnte Geschmeidigkeit für den Kampf an.
    Der Riese wirbelte sein Schwert herum und spreizte die Arme weit, um sein Körpergewicht auszubalancieren. Tenaka blinzelte, als ihm die Erkenntnis kam.
    »Ananais?« fragte er.
    Das Schwert des Riesen sauste zischend auf seinen Hals zu, doch Tenaka parierte den Hieb und sprang zurück.
    »Ananais, bist du das?« fragte er noch einmal.
    Der Riese blieb einen Moment schweigend

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