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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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antwortete der schwarze Mann gelassen.
    »Ich würde gern wissen, wer den Pfeil geschossen hat«, meinte Ananais.
    »Vergiß es - es ist passiert«, sagte Tenaka. »Jetzt sollten wir besser hier verschwinden. Ich schlage vor, wir reiten bis zum Einbruch der Dunkelheit zurück in den Wald. Da wir jetzt Pferde haben, können wir die verlorene Zeit wettmachen.«
    »Nein!« sagte die Frau mit dem Kind. »Meine Familie. Meine Freunde. Sie werden da hinten abgeschlachtet!«
    Tenaka ging zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Hör mit gut zu. Wenn ich mich nicht irre, gehörten diese Soldaten zu einer halben Hundertschaft, und das bedeutet, daß noch fast vierzig Mann in deinem Dorf sind. Das sind zu viele - wir können euch nicht helfen.«
    »Wir könnten es versuchen«, sagte Renya.
    »Schweig!« fuhr Tenaka sie an. Renya blieb der Mund offenstehen, doch sie sagte nichts mehr. Er wandte sich wieder an die Frau. »Du kannst gern bei uns bleiben, und wir kommen morgen mit dir in dein Dorf. Wir tun, was wir können.«
    »Morgen ist es zu spät!«
    »Wahrscheinlich ist es jetzt schon zu spät«, sagte Tenaka.
    Sie riß sich von ihm los. »Von einem Nadir erwarte ich auch keine Hilfe«, sagte sie tränenüberströmt. »Aber einige von euch sind Drenai! Bitte, helft mir!«
    »Der Tod hilft keinem von uns«, sagte Steiger. »Komm mit uns. Du bist entkommen - andere vielleicht auch. Außerdem kannst du sonst nirgends hin. Komm schon, ich helfe dir auf ein Pferd.«
    Die Gefährten stiegen auf und ritten zum Wald. Hinter ihnen kreisten die Krähen.
    In dieser Nacht rief Tenaka Renya zu sich, und sie verließen das Lager und gingen in den Wald. Den ganzen Nachmittag über hatten sie kein Wort gewechselt.
    Tenaka war kühl und distanziert. Er ging zu einer mondbeschienenen Lichtung; dann wandte er sich an das Mädchen.
    »Du hast den Pfeil geschossen! Tu nie wieder etwas ohne meinen Befehl!«
    »Wer bist du, mir Befehle zu erteilen?« fauchte sie.
    »Ich bin Tenaka Khan, Weib! Erzürne mich noch einmal, und ich lasse dich zurück!«
    »Sie hätten die Frau und das Kind getötet!«
    »Ja. Aber deinetwegen könnten wir jetzt alle tot sein. Was wäre damit erreicht?«
    »Aber wir sind nicht tot. Und wir haben die Frau gerettet!«
    »Mit Glück. Manchmal braucht ein Soldat Glück, aber man sollte sich nicht darauf verlassen. Ich bitte dich nicht, Renya, ich befehle dir: du wirst so etwas nie wieder tun!«
    »Ich tue, was mir gefällt«, sagte sie.
    Er schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Sie fiel hart zu Boden, rollte sich aber sofort wieder auf die Füße. Ihre Augen funkelten, und ihre Finger waren zu Klauen gekrümmt. Dann sah sie das Messer in seiner Hand.
    »Du würdest mich töten, nicht wahr?« flüsterte sie.
    »Ohne zu zögern.«
    »Ich habe dich geliebt! Mehr als mein Leben. Mehr als alles andere.«
    »Wirst du mir gehorchen?«
    »O ja, Tenaka Khan, ich werde dir gehorchen. Bis wir Skoda erreichen. Dann werde ich dich verlassen.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück ins Lager.
    Tenaka steckte den Dolch weg und setzte sich auf einen Felsen.
    »Immer noch der Einsame, was, Tani?« sagte Ananais, der aus dem Schatten der Bäume trat.
    »Ich will nicht reden.«
    »Du warst hart zu ihr, aber du hattest recht. Doch du bist ein bißchen zu weit gegangen - du hättest sie nicht getötet.«
    »Nein. Hätte ich nicht.«
    »Aber sie macht dir Angst, nicht wahr?«
    »Ich habe doch gesagt, ich will mich nicht unterhalten.«
    »Stimmt, aber ich bin Ananais - dein verstümmelter Freund, der dich gut kennt. So gut wie kein anderer. Du glaubst, bloß weil wir unser Leben riskieren, gäbe es keinen Platz für die Liebe? Sei nicht so dumm - genieße sie, solange sie da ist.«
    »Ich kann nicht«, sagte Tenaka mit gesenktem Kopf. »Als ich herkam, konnte ich an nichts anderes denken als an Ceska. Aber jetzt scheine ich immer mehr Zeit damit zu verbringen, an … du weißt schon … zu denken.«
    »Natürlich weiß ich. Aber was ist mit deinen Nadirweisheiten? Das Morgen soll sich um sich selbst kümmern?«
    »Ich bin nur halb Nadir.«
    »Geh und sprich mit ihr.«
    »Nein. So ist es besser.«
    Ananais stand auf und streckte sich. »Tja, ich lege mich jetzt schlafen.« Er ging zurück zum Lager und blieb unterwegs bei Renya stehen, die unglücklich ins Feuer starrte.
    Er hockte sich neben sie. »Mit manchen Männern ist es seltsam«, sagte er. »Wenn es um Geschäfte oder Krieg geht, können sie wahre Giganten sein,

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