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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Hinter ihm ritten Galand und Thorn dichtauf, doch ihre Pferde waren keine Gegner für Ananais’ Wallach, und der Krieger erreichte den Fluß mit zwanzig Längen Vorsprung. Er sprang aus dem Sattel, tätschelte das Pferd, hielt es vom Wasser fern und führte es am Zügel herum, damit es sich abkühlte. Die anderen stiegen ebenfalls ab.
    »Das ist unfair!« sagte Galand. »Dein Pferd ist mindestens eine Hand höher als unsere und auf Schnelligkeit gezüchtet.«
    Thorn sagte nichts; er grinste nur schief und schüttelte den Kopf. Er mochte Ananais und begrüßte die Änderung, die mit ihm vorgegangen war, seit die hellhaarige Frau in seiner Hütte wohnte. Er wirkte lebendiger - mehr im Einklang mit der Welt.
    Die Liebe. Thorn war viele Male verliebt gewesen, und selbst mit zweiundsechzig hoffte er noch auf mindestens zwei oder drei Romanzen. Da gab es eine Witwe, die einen Hof im hohen, einsamen Land im Norden besaß. Er sah oft zum Frühstück bei ihr vorbei. Sie hatte sich noch nicht für ihn erwärmt, aber das würde schon noch kommen -Thorn kannte die Frauen. Es hatte keinen Sinn, etwas zu überstürzen . sanfte Worte, das war die Antwort. Man mußte ihnen Fragen über sie stellen . interessiert sein. Die meisten Männer gingen durchs Leben, fest entschlossen, so schnell zur Brunft zu kommen, wie die Frau es nur zuließ. Sinnlos! Erst reden. Lernen. Dann berühren, zärtlich, liebevoll. Sich kümmern. Dann lieben und bleiben. Thorn hatte das alles früh gelernt, denn er war immer häßlich gewesen. Andere Männer haßten ihn seiner Erfolge wegen, aber nie wollten sie von ihm lernen. Narren!
    »Eine weitere Karawane aus Vagria kam heute morgen«, sagte Galand und kratzte sich den Bart. »Aber das Gold aus der Schatzkammer geht zur Neige. Die verdammten Vagrier haben ihre Preise verdoppelt.«
    »Es ist ein guter Markt für Verkäufer«, sagte Ana-nais. »Was haben sie mitgebracht?«
    »Pfeilspitzen, Eisen, ein paar Schwerter. Vor allem Mehl und Zucker. Ach ja, und einiges an Leder und Häuten. Die hatte Lake bestellt. Die Lebensmittel sollten für einen Monat reichen - aber nicht länger.«
    Thorns trockenes Kichern unterbrach Galand mitten in seinem Bericht.
    »Was ist denn so lustig?«
    »Wenn wir in einem Monat noch am Leben sind, hungere ich gern ein bißchen-«
    »Kommen immer noch Flüchtlinge?« fragte Ananais.
    »Ja«, antwortete Galand, »aber es werden weniger. Ich glaube, wir können es schaffen. Die Armee besteht jetzt aus fast zweitausend Mann, aber es wird schwierig. Ich mag es nicht, herumzusitzen und darauf zu warten, daß ich reagieren kann. Der Drache ging immer davon aus, daß der erste Schlag entscheidend ist.«
    »Wir haben keine Wahl«, sagte Ananais, »da wir in den nächsten Wochen eine so breite Front wie nur möglich halten müssen. Wenn wir uns zurückziehen, werden sie uns einfach nachsetzen. Im Moment sind sie unentschlossen, was sie tun sollen.«
    »Die Männer werden nervös«, sagte Thorn. »Es ist nicht leicht, einfach so herumzusitzen - das bringt sie zum Grübeln. Sie malen sich Dinge aus. Rayvan vollbringt Wunder und reist von Tal zu Tal, entfacht ihren Mut und nennt sie Helden. Aber vielleicht ist das nicht genug.
    Der Sieg war berauschend, Ananais, doch inzwischen sind sehr viele Männer hier, die damals nicht dabei waren und gekämpft haben. Sie sind ungeübt. Und sie sind nervös.«
    »Was schlägst du vor?«
    Thorn zeigte wieder sein schiefes Grinsen. »Ich bin kein General, Schwarzmaske. Sag du’s mir!«
    Caphas entfernte sich von den Zelten und breitete seinen schwarzen Mantel auf dem trockenen Boden aus. Er nahm den dunklen Helm ab und legte sich nieder. Die Sterne strahlten hell, doch Caphas hatte keinen Blick dafür. Er sehnte sich nach der Zuflucht, die der Tempel bot und nach den drogenberauschten Orgien. Die Musik der Folterkammer, der süße Klang des Flehens seiner Opfer. Es war die Freude, die er in diesem öden Land vermißte. Das Lachen.
    Zwischen einem Folterer und seinem Opfer entwickelte sich eine Beziehung besonderer Art. Zuerst waren da nur Trotz und Haß. Dann Tränen und Schreie. Dann Flehen. Und schließlich, nachdem der Wille des Opfers gebrochen war, eine Art Liebe. Caphas fluchte laut und stand auf, denn seine Erregung machte ihn zornig. Er öffnete den kleinen Lederbeutel, den er an der Hüfte trug, und nahm ein längliches Karassim-Blatt heraus. Er rollte es zu einer Kugel zusammen, steckte es in den Mund und begann langsam zu kauen. Als die Säfte

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