Der Schattenprinz
ich hatte auch noch andere Wünsche. Nämlich nach Hause zu kommen und ein Fahrrad zum Geburtstag zu bekommen. Mit diesen Gedanken stand ich auf und öffnete das Buch aus Stein. Auf der Seite, die ich aufschlug, wuchs ein Brunnen aus Stein. Das konnte nur dieser Brunnen sein, der alle Wünsche erfüllte.
Der Wunschbrunnen
»Der Wunschbrunnen, der Wunschbrunnen ist da!«, flüsterten glückliche Stimmen von allen Seiten. Die Leute hörten auf zu singen und zu tanzen und alle versammelten sich um mich und den Wunschbrunnen.
Jola kam auf mich zu und sagte: »Du kannst einen Wunsch wünschen und der Wunschbrunnen wird ihn dir erfüllen. Du kannst dir wünschen, was du willst.«
»Ich muss zurück nach Hause«, sagte ich.
»Wenn du dir das wünschst, musst du dem Brunnen deinen Wunsch sagen und du wirst sofort nach Hause kommen«, sagte Jola
»Das kann ich nicht tun. Denn ich habe noch einen anderen Wunsch. Ich mochte meinem Freund, dem Schattenprinzen, seinen Wunsch erfüllen, ein Junge zu sein.«
»Gut!«, lächelte Jola. »Dann sag diesen Wunsch zu dem Brunnen und er wird ihn dir erfüllen.«
»Aber ich habe noch einen Wunsch. Ich hätte so gerne ein Fahrrad«, meinte ich.
»Du musst selbst entscheiden, welchen Wunsch du erfüllt haben willst«, sagte Jola freundlich.
»Kann der Brunnen mir nicht alle drei Wünsche erfüllen?«, fragte ich.
»Nein«, antwortete Jola.
Ich begann nachzudenken: Das Fahrrad musste ich nicht unbedingt haben. Aber den Schattenprinzen als Jungen wollte ich sehen. Ich wollte auch nach Hause. Das waren zwei Wünsche. Und der Brunnen erfüllte nur einen.
Dann hatte ich eine gute Idee. Ich würde mir wünschen, dass der Wunsch des Schattenprinzen in Erfüllung geht. Er sollte als Junge hier zu mir kommen. Und wenn er da ist, werde ich ihm sofort seinen Schal wegnehmen. Dann komme ich, wie schon vorher, zurück ins Theater, Und vom Theater gehe ich zurück nach Hause.
Ich sagte dem Brunnen also meinen Wunsch. Und kaum hatte ich das letzte Wort meines Wunsches ausgesprochen, stand der Schattenprinz neben mir.
»Willkommen in der glücklichen Stadt«, sagte Jola zu ihm. »Und danke für alles, was du für uns getan hast.«
»Es ist ein Wunder, dass ich hier bei euch bin. Die Faust hat sich plötzlich wieder geschlossen und den Nebelball selbst festgehalten und im nächsten Augenblick war ich hier«, sagte der Prinz. »Bin ich jetzt ein Junge?«, fragte er.
»Ja, du bist ein Junge«, antwortete Jola.
»Dann brauche ich mein Gesicht nicht mehr zu verstecken«, sagte er und nahm den Schal vom Gesicht.
Darauf hatte ich gewartet. Wenn ich sein Gesicht sah, würde ich sofort zurück im Theater sein. Aber das passierte leider nicht. Ich sah zwar sein Gesicht, aber ich war noch immer da. Natürlich! Ich hatte vergessen, dass er kein Schatten mehr ist. Wenn man das Gesicht eines Schatten sah, musste man sofort zurück. Aber mein Freund, der Schattenprinz, war kein Schatten mehr.
Sein Wunsch war erfüllt. Aber meiner, nach Hause zu kommen, nicht.
»Ich möchte nach Hause! Meine Mutter wartet auf mich!«, rief ich laut.
»Gibt es denn keine Möglichkeit für ihn, nach Hause zu kommen?«, fragte der Prinz Jola.
»Nein. Gar keine«, antwortete Jola. »Außer einer: Er muss alleine versuchen den großen Zeichner zu finden.«
»Wo wohnt er?«, fragte ich sofort.
»Er wohnt überall. Aber wer ihn finden will, muss ihn suchen, wo er ist.«
»Wo ist er?«
»Hör mir gut zu: Hinter unserer Stadt ist ein großer Berg, auf dem steht ein Haus. Vielleicht ist er dort. Daneben ist ein nicht großer und nicht kleiner Berg mit einem Baum. Vielleicht ist er dort. Daneben ist ein kleiner Berg, auf dem eine Schlossruine steht. Vielleicht ist er dort.«
»Ich gehe sofort los und suche ihn.«
»Warte noch einen kleinen Moment. Ich gebe dir drei Ratschläge mit auf den Weg. Erstens: Er ist genau dort, wo du glaubst, dass er nicht ist. Zweitens: Er wird dir vorschlagen, dass du dir etwas von dem nimmst, das er besitzt. Nimm nicht das Teuerste, das ist das Billigste. Nimm das Billigste, das ist das Teuerste. Und drittens: Wenn du in Schwierigkeiten bist, dann kann ein Freund dir helfen. Vergiss das nicht. «
Jola umarmte und küsste mich auf beide Wangen: »Ich hoffe von ganzem Herzen, dass du den großen Meister findest.«
Der Prinz drückte mich fest und flüsterte mir ins Ohr: »Danke für alles, was du für mich getan hast. Schade, dass ich dir jetzt nicht helfen kann.«
Ich umarmte ihn
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