Der Schatz der Wikinger - Die Zeitdetektive ; 7
Mit diesen Worten ging sie.
Kim schluckte. Es gefiel ihr überhaupt nicht, dass Arnora Kijas Besonderheit offenbar gleich erkannt hatte.
Tjorgi runzelte die Stirn. „Arnora scheint zu glauben, dass eure Katze magische Kräfte hat. Denn Arnora selbst verfügt über Zauberkraft. Manchmal zieht sie sich in eine versteckte Hütte im Wald zurück und nimmt Kontakt zu Odin, Thor und den anderen Göttern auf.“
Julian grübelte. Trolle, Elfen und jetzt eine Zauberin, die mit Göttern sprach: Dieses Haithabu steckte voller Rätsel. „Dann suchen Erik, Leif und die anderen wichtigen Personen in eurer Stadt bestimmt Arnoras Rat, oder?“, sagte er.
„Klar“, erwiderte Tjorgi. „Aber auf der anderen Seite sind sie auf der Hut vor ihr. Denn Arnora liebt die Macht und so mancher hier fürchtet, dass sie ihren Kontakt zu den Göttern ausnutzen oder missbrauchen könnte. Aber vielleicht tut man ihr auch Unrecht. Es wird viel über sie geredet, und da ist sicher auch Neid dabei, denn Arnora ist sehr reich. Ihr Mann hinterließ ihr nach seinem Tod ein großes Vermögen. Wie dem auch sei, ich hoffe nur, dass sie Recht hat, und Erik bald gesund aufkreuzt.“
Doch vorerst mussten sie sich noch gedulden. Die Zeitdetektive flickten das Netz zu Ende, während Tjorgi von seiner Mutter zum Holzsammeln abkommandiert wurde.
„Oh Gott, was für eine blöde Arbeit“, meinte Leon beim Flicken. „Apropos Gott: Die neue Kirche scheint ja nicht bei allen Wikingern beliebt zu sein.“
„Die Wikinger lieben eben ihre alten Götter wie Odin, Thor oder Freya. Die Christianisierung hat hier ja gerade erst begonnen“, erwiderte Julian, der sich an eine entsprechende Stelle in einem Fachbuch erinnerte. „Offenbar gibt es derzeit in Haithabu zwei Glaubensrichtungen: den heidnischen und den christlichen Glauben.“
Später machten sie mit Tjorgi einen Spaziergang durch Haithabu. Voller Stolz zeigte Tjorgi ihnen seine Heimat. Und selbst Kim musste zugeben, dass die Wikinger weit mehr waren als ein Volk von dumpfen Kriegern.
Haithabu präsentierte sich als wehrhaftes, quirliges Handelszentrum mit geschickten Kunsthandwerkern, versierten Waffenschmieden und großartigen Schiffskonstrukteuren. Kim staunte über das Geschick der Wikinger, als sie einigen Handwerkern kurz über die Schulter schauen durfte. Etwa einem Drechsler, der einen reich verzierten Stuhl fertigte. Dann sah sie einem Kunstschmied dabei zu, wie er aus Messing- und Kupferdraht hübsche Ringe formte. Schließlich beobachtete Kim noch zwei Mädchen dabei, wie diese feine Kämme aus Geweihknochen schnitzten, während ihre Mutter einen Krug töpferte.
Nun kroch die Dämmerung in die Stadt. Die Freunde standen im Hafen und blickten an den dort vertäuten Handelsschiffen vorbei zu der Palisaden mit den Türmen, die die Hafeneinfahrt bewachten. Tjorgi erzählte Leon, Kim und Julian gerade etwas über seine Lieblingsgötter, als ein Ruf ertönte.
„Sie kommen, sie kommen!“
Die Freunde rannten auf einen der Stege. Andere folgten ihnen. Rasch war eine große Menschenmenge zusammengekommen. Und tatsächlich – ein kleiner Punkt, der rasch größer wurde, kam über das Wasser auf die Stadt zu.
„Erik!“, brüllte die Menge.
„Unglaublich“, murmelte Julian. „Dann hat Arnora wirklich Recht gehabt.“
„Reiner Zufall“, vermutete Leon.
Kurz darauf schob sich ein mächtiges Kriegsschiff durch die Hafeneinfahrt. Rhythmisch klatschten die Ruder in das graue Wasser. Am vorderen Steven stand regungslos ein großer Krieger. Er hatte die linke Faust in den Himmel gestreckt, und in dieser Hand hielt er ein langes Schwert. Der Jubel schwoll an.
„Das ist Erik!“, rief Tjorgi begeistert. „Erik, Erik!“
Die Freunde wurden von der aufgeregten Menge zur Seite gedrängt. Leon kletterte auf ein großes Fass, das an einem Lagerhaus stand, und zog Kim, Julian und Kija hinauf. Dann bemerkte er eine schmale Gestalt etwas abseits neben einigen Ballen Stoff. Es war Arnora, die stumm und mit Argwohn im Blick die Ankunft verfolgte.
Tjorgi hockte inzwischen auf den Schultern seines Vaters Leif, der, vom Lärm alarmiert, ebenfalls zum Hafen gelaufen war.
Das Schiff drehte bei und legte an. Mit einer lässigen Handbewegung sorgte Erik für Ruhe. Ein breites, zufriedenes Grinsen zog sich über sein narbiges, unrasiertes Gesicht, das von strubbeligen, blonden Haaren umrahmt wurde.
„Heute Nacht soll der Met nicht versiegen, denn die Götter waren auf unserer Seite. Sie haben uns sicher
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