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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bleichgesichter über die ihnen zuerteilten Gegner sein würden. Aber sie hatten nichts derartiges gesehen und gingen nun wieder auseinander. Man schien sich jetzt gar nicht um die Jäger zu bekümmern; aber diese wußten gar wohl, daß sie sehr scharf beobachtet wurden. Sie saßen bei einander und sprachen über die Chancen, welche ihnen bevorstanden.
    Dem langen Davy war die Gefahr am nächsten getreten, da er der erste war, welcher zu kämpfen hatte. Er machte zwar kein verzweifeltes, aber doch ein sehr ernstes Gesicht.
    »Der »rote Fisch«!« brummte er. »Natürlich hat dieser Halunke seinen Namen nur aus dem Grunde erhalten, weil er ein vorzüglicher Schwimmer ist.«
    »Und aber du?« fragte Old Shatterhand. »Ich habe dich zwar schwimmen sehen, aber nur beim Baden und bei
    Flußübergängen. Wie steht es mit deiner Fertigkeit?«
    »Nicht allzugut.«
    »O weh!«
    »Ja, o weh! Ich kann nicht dafür, daß mein Korpus nur aus schweren Knochen besteht. Und ich glaube, meine Knochen haben ein noch viel größeres Gewicht als diejenigen eines jeden andern Menschenkindes.«
    »Also mit der Schnelligkeit ist's nichts. Hältst du denn aber aus?«
    »Aushalten? Pah! So lange wie Ihr wollt. Kräfte habe ich ja genug; aber mit dem Vorwärtskommen hapert es. Ich werde meinen Skalp wohl hergeben müssen.«
    »Das ist noch nicht so bestimmt zu sagen. Noch verliere ich nicht die Hoffnung. Hast du vielleicht auch schon auf dem Rücken geschwommen?«
    »Ja, und da scheint es leichter zu gehen.«
    »Allerdings macht man die Erfahrung, daß hagere und ungeübte Leute hinten besser schwimmen als vorn. Lege dich also auf den Rücken; nimm den Kopf recht tief und die Beine hoch; stoße recht regelmäßig und ausgiebig mit den Füßen aus, und hole stets nur dann Atem, wenn du die Hände unter den Rücken schlägst.«
    »Well! Aber das kann nichts nützen, denn dieser »rote Fisch«
    wird mich trotzdem ausstechen.«
    »Vielleicht doch nicht, wenn mir meine List gelingt.«
    »Welche?«
    »Du mußt mit der Strömung schwimmen und er gegen dieselbe.«
    »Ach, wäre das zu machen? Ist denn eine Strömung vorhanden?«
    »Ich vermute es. Wenn sie fehlte, wärst du freilich verloren.«
    »Wir wissen ja noch gar nicht, wo geschwommen werden soll.«
    »Natürlich drüben auf dem See, welcher eigentlich nur ein Teich ist. Er ist länglichrund, fünfhundert Schritte lang und dreihundert breit, ungefähr, wie man von hier aus zu schätzen vermag. Das Berggewässer stürzt sich mit großem Gefälle hinein, und zwar, wie es scheint, nach dem linken Ufer hin. Das ergibt also eine Strömung, welche an diesem Ufer hingeht, drei Viertel um den See bis an den Ausfluß desselben. Laß mich nur machen. Wenn es menschenmöglich ist, werde ich es dahin bringen, daß du mit dieser Strömung den Gegner schlägst.«
    »Das sollte ein Gaudium sein, Sir! Und ich setze den Fall, es gelänge mir, soll ich da den Kerl erstechen?«
    »Hast du Lust dazu?«
    »Er würde mich jedenfalls nicht schonen, schon um meines bißchen Hab und Gutes willen.«
    »Das ist richtig. Aber auch ganz abgesehen davon, daß wir Christen sind, liegt es in unserm eigenen Vorteile, Milde walten zu lassen.«
    »Schön! Aber was werdet Ihr thun, wenn er mich besiegt und mit dem Messer auf mich loskommt? Ich darf mich doch nicht wehren!«
    »In diesem Falle werde ich es zu erzwingen wissen, daß mit dem Töten so lange gewartet wird, bis alle Einzelkämpfe zu Ende geführt sind.
    »Well, das ist ein Trost selbst für den schlimmsten Fall, und ich bin nun beruhigt. Aber, Jemmy, wie steht es mit dir?«
    »Nicht besser als mit dir,« antwortete der Dicke. »Mein Gegner heißt »großer Fuß«. Weißt du, was das zu bedeuten hat?«
    »Nun?«
    »Er steht so fest auf den Füßen, daß ihn niemand niederbringt.
    Und ich, der ich um zwei Köpfe kleiner bin als er, soll das vermögen? Und Muskeln hat dieser Mensch wie ein Nilpferd.
    Was ist da mein Fett dagegen!«
    »Nicht bange machen lassen, lieber Jemmy,« tröstete Old Shatterhand. »Ich bin ja ganz in derselben Lage. Der Häuptling ist bedeutend höher und breiter als ich. aber an der Gewandtheit wird es ihm wohl mangeln. und ich möchte behaupten, daß ich auch mehr Muskelkraft besitze, als er.«
    »Ja, Ihre Muskelkraft ist ein Phänomen, eine Ausnahme. Aber ich gegen diesen »Großfuß«! Ich werde mich wehren, solange ich es vermag, aber unterliegen werde ich dennoch. Ja, wenn es hier auch so eine Strömung, so eine List gäbe!«
    »Die is ja

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